Try a Chapter Adventskalender (2022)

Der Winter naht…
und mit ihm ein neues Adventskalenderprojekt. 2022 dreht sich alles um meinen etwas ausgearteten Wunschzettel. Der enthält nämlich schon über 300 Titel… Also habe ich mir überlegt, meine Wunschliste bei Goodreads mit einem „Try a chapter“ abzuarbeiten, und zwar absteigend nach Bewertung. D.h. ich lese vom 01. bis 24. Dezember jeweils die Leseproben des bis dahin am besten gerankten Buchs und entscheide, ob es bei mir einziehen soll oder von der Liste fliegt. Alle, die das Reinlesen positiv überstehen, ergeben mein persönliches Jólabókaflóð an Heiligabend.

01. Dezember: Das Licht vergangener Tage von Nikoletta Kiss, erschienen am 14.10.2019 (Heyne)

Budapest 1949: Als sich István und Rebeka das erste Mal begegnen, fühlen sie sich trotz ihrer Gegensätzlichkeit sofort zueinander hingezogen. Der mittellose Kunststudent schert sich nicht um gesellschaftliche Konventionen oder die Spielregeln des Kunstbetriebs. Sie hingegen kommt aus gutem Hause und träumt von einer glamourösen Karriere als Theaterschauspielerin. Doch dann überschlagen sich die politischen Ereignisse im sozialistischen Ungarn, und plötzlich geht es nicht mehr um arm und reich, sondern vielmehr um Leben und Tod …
Berlin 2017: Die junge Galeristin Anna kann ihr Glück kaum fassen, als ein Nachlassverwalter ihr ein kostbares Porträt eines namhaften ungarischen Malers übermittelt. Das Bild hat mehr mit ihr selbst und ihrer Familie zu tun, als Anna zunächst ahnt.

Try a Chapter

Das geht ja gleich gut los: hinter dem ersten Türchen meines Try a Chapter Adventskalenders verbarg sich „Das Licht vergangener Tage“ von Nikoletta Kiss. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und beide ziehen mich sofort in den Bann. Der Sprachstil ist sehr angenehm, die Figuren wirken lebendig und die Handlung ist vom ersten Moment an spannend. Vor allem das Kunstsetting gefällt mir, aber ich hoffe auch mehr über das Leben in Ungarn zu erfahren. Ihr merkt schon, dieses Buch wandert auf meinen Jólabókaflóð.

2. Dezember: Frauen, die die Wissenschaft veränderten von Reser, Anna und McNeill, Leila, erschienen 2022 (Haupt)

Von der Antike bis zur Gegenwart waren Frauen für den Fortschritt der Wissenschaft von entscheidender Bedeutung. Im Lauf der Jahrhunderte haben Frauen als königliche Leibärztinnen gedient, Mathematik gelehrt, die Sterne studiert, als Hebammen praktiziert, Heilmittel entwickelt, Daten analysiert, den Weltraum bereist und vieles mehr.
Als Naturphilosophinnen, Physikerinnen, Anatominnen, Psychologinnen und Botanikerinnen waren Frauen von zentraler Bedeutung für die naturwissenschaftliche Revolution in der Frühen Neuzeit.
Doch ihre Leistungen blieben unbeachtet, ihre Geschichten gerieten in Vergessenheit, wurden verzerrt oder bewusst verschwiegen. Dieses Buch zeichnet die faszinierende Geschichte der Entdeckungen von Frauen in der Wissenschaft nach.
Das gründlich recherchierte Werk zeigt, wie Frauen es geschafft haben, sich in einer männerdominierten Wissenschaftskultur zurechtzufinden. Die Wissenschaftshistorikerinnen Anna Reser und Leila McNeill gehen über die bekannten Namen wie Marie Curie und Rosalind Franklin hinaus, um die verborgene Geschichte der Frauen in der Wissenschaft zu erzählen. Sie enthüllen außergewöhnliche Persönlichkeiten wie die «Computerfrauen», die in Observatorien den Himmel kartierten, Archäologinnen, die daran arbeiteten, die indigenen Völker ihrer Heimatländer zu verstehen, und bahnbrechende Führungspersönlichkeiten, die neue Fachbereiche aufbauten und das Gesicht der Wissenschaft für immer veränderten.

Try a Chapter

Zu diesem Buch gab es keine digitale Leseprobe, daher habe ich es mir direkt im Buchladen angesehen. Ein Glück, muss ich sagen, denn um ehrlich zu sein, hätten mich die ersten Seiten allein nicht überzeugt. Es wirkte auf mich wie ein Geschichtsbuch meiner Schulzeit und damit eher langweilig. Doch dann blätterte ich mich weiter durch die verschiedenen Portraits und blieb immer wieder an erstaunlichen Geschichten hängen.
Natürlich sollte man sich etwas für Wissenschaftsgeschichte interessieren, aber dann ist dieses Buch in seiner hochwertigen Aufmachung und mit den schönen Illustrationen ein tolles Weihnachtsgeschenk.
Erschreckendste Erkenntnis für heute: googelt mal „berühmte Anthropologin“. Daraufhin reagiert die Suchmaschine nämlich mit: meintest Du „berühmte Anthropologen?“ Das können wir doch so nicht stehen lassen!

3. Dezember: Tagebuch einer Invasion von Andrej Kurkow, erschienen am 10.10.2022 (Haymon)

Ein Land im Kampf um seine Freiheit
Seit 2014 herrscht Krieg in der Ostukraine. Die Menschen dort taumelten Jahre zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Trauer und Glaube an eine Zukunft in Freiheit. Mit dem Beginn des Angriffskrieges der russländischen Truppen im Februar 2022 verwandelten sich die schlimmsten Befürchtungen in Realität: Das Land, und damit seine Bewohner*innen und seine Unabhängigkeit stehen unter Beschuss. – Was macht der Krieg mit den Menschen, über die er kommt? Wie verabschieden sie sich von Familie und Nachbar*innen, von Freund*innen und Geliebten, wenn es vielleicht für immer ist? Welches Vokabular eignen sie sich in Zeiten des Krieges an? Wie geht es Menschen, die Nächte in U-Bahn-Stationen verbringen, weil sie in ihren eigenen Wohnungen und Häusern nicht mehr sicher sind?

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges habe ich schon einige Romane über die Ukraine gelesen, darunter auch Andrej Kurkows „Graue Bienen“. Zur selben Zeit entschied sich der Autor „Tagebuch“ über die Geschehnisse zu schreiben, die nun veröffentlicht wurden. Und schon in der Leseprobe dieses „Live-Berichts“ kommt es mir so vor als erführe ich alles aus erster Hand. Der Sprachstil lässt sich gut lesen und so landet ein weiteres Buch auf meinem Jólabókaflóð Stapel…

4. Dezember: Im Herzen, die Freiheit von Elisabeth Büchle, erschienen am 13.01.2020 (GerthMedien)

Bei einem mysteriösen Unfall in den Wirren der Märzrevolution 1849 kommen die Eltern der zehnjährigen Antoinette ums Leben. Daraufhin wird sie quer über den Atlantik zu ihrem Patenonkel nach New Orleans gebracht. Dort erwartet Antoinette eine fremde Familie, eine fremde Umgebung und fremde gesellschaftliche Umstände. Vor allem die Sklaverei stößt auf ihr Unverständnis. Warum sollten Menschen das Recht haben, andere zu ihrem Besitz zu machen?
Jahre später folgt sie ihrem Herzen und schließt sich heimlich einer Gruppe von Sklavenbefreiern an. Doch verhindert sie damit womöglich ihr Liebesglück? Und was ist mit dem Rätsel um den Tod ihrer Eltern? Wird sie jemals erfahren, was damals tatsächlich geschehen ist?

Try a Chapter

Vielleicht hätte ich lieber die 24 bei Goodreads am schlechtest bewerteten Bücher meiner Wunschliste für den Try a Chapter Adventskalender nehmen sollen, denn auch Nr. 4 will ich am liebsten sofort weiter lesen. Man kann gar nicht anders als den Wildfang Toni mit ihrem Sinn für Gerechtigkeit (und das im New Orleans des frühen 19. Jahrhunderts) sofort ins Herz zu schließen. Außerdem versprühen Geschichte und Sprachstil „Fackeln im Sturm“ Vibes.

5. Dezember: Entscheide Dich und lebe von Melanie Wolfers, erschienen am 01.10.2020 (Droemer Knaur)

Nichts beeinflusst unser Lebensglück so sehr wie die Entscheidungen, die wir treffen. Bestseller-Autorin Melanie Wolfers vermittelt in diesem Buch anhand eines innovativen Konzepts die Kunst, eine kluge Wahl zu treffen: Sie dürfen je nach Ihrem aktuellen Bedürfnis entscheiden, ob Sie es in einem Stück als Ratgeber lesen oder als Werkbuch für mehr Klarheit in einer konkreten Entscheidungssituation.

Try a Chapter

Eigentlich wollte ich als Fazit dieser Leseprobe schreiben, dass ich mir nicht sicher bin, ob das Buch etwas für mich ist. Dann habe ich mir aber überlegt, dass genau diese Einschätzung meinerseits (oder Entscheidungsfaulheit) der Beweis dafür ist, dass die Lektüre sinnvoll für mich wäre.
Die Thematik interessiert mich (sonst hätte ich das Buch auch nicht auf meine Wunschliste gesetzt) und Struktur und Inhaltsverzeichnis klingen auch gut. Man kann sich entweder einen grundlegenden Überblick verschaffen oder selektiv an seinen individuellen Entscheidungsproblemen arbeiten. Also dann hau ich jetzt doch Mal eine Entscheidung raus: das Buch wandert auf meinen Jólabókaflóð Stapel.

6. Dezember: Die Schönheit der Differenz von Hadija Haruna-Oelker, erschienen am 14.03.2022 (btb)

Hadija Haruna-Oelker, Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Moderatorin beschäftigt sich seit langem mit Rassismus, Intersektionalität und Diskriminierung. Sie ist davon überzeugt, dass wir alle etwas von den Perspektiven anderer in uns tragen. Dass wir voneinander lernen können. Und einander zuhören sollten. In ihrem Buch erzählt sie ihre persönliche Geschichte und verbindet sie mit gesellschaftspolitischem Nachdenken. Sie erzählt von der Wahrnehmung von Differenzen, von Verbündetsein, Perspektivwechseln, Empowerment und von der Schönheit, die in unseren Unterschieden liegt.
Ein hochaktuelles Buch, das drängende gesellschaftspolitische Fragen stellt und Visionen davon entwickelt, wie wir Gelerntes verlernen und Miteinander anders denken können: indem wir einander Räume schaffen, Sprache finden, mit Offenheit und Neugier begegnen.

Try a Chapter

Ich gestehe, bei dem Titel dachte ich zunächst, es ginge um Mathematik.
Aber Themen wie Rassismus und Diskriminierung interessieren mich auch, da ich auf diesen Gebieten sicher noch viel lernen kann. Wichtig ist mir dabei allerdings, dass Autor*innen nicht mit erhobenem Zeigefinger schreiben. Und da bin ich mir bei Hadija Haruna-Oelker leider nicht so sicher. Ihr Schreibstil lässt sich aber gut lesen und mir gefällt, wie sie die Sachverhalte anhand persönlicher Erfahrung veranschaulicht.
Alles in allem also doch wieder ein Buch für meinen Jólabókaflóð…

7. Dezember: Geflochtenes Süßgras von Robin Wall Kimmerer, erschienen am 19.07.2021 (Aufbau)

Robin Wall Kimmerer flicht aus indigener Weisheit und wissenschaftlichen Erkenntnisse einen Zopf an Geschichten über die Großzügigkeit der Erde. Der Überraschungsbestseller aus den USA mit über einer Million verkaufter Exemplare.

Try a Chapter

Kennt ihr das, wenn man ein Buch lieben will, aber dann ist es doch nicht so einfach? Genau so geht es mir mit „Geflochtenes Süßgras“. Mir gefällt die Idee, Naturwissenschaft mit überlieferten Wissen eines indigenen Volkes zusammen zu bringen und anhand der eigenen Biografie, Geschichten zu erzählen. Ich weiß nur nicht, inwiefern sie mir etwas geben können (Mir fehlt ja etwas das Kurzgeschichtengen). Und dann philosophiert die Autorin auf einmal anhand des Bildes von wilden Erdbeeren über Geben und Nehmen – Schenken und Beschenkt werden. Verdammt, ich will dieses Buch auch für meinen Jólabókaflóð…

8. Dezember: Durch Mauern gehen von von Marina Abramovic, erschienen am 14.11.2016 (Luchterhand)

Die Autobiografie – zum 70. Geburtstag am 30. November 2016
Sie hat die Grenzen der Kunst gesprengt: sich gepeitscht, mit einer Glasscherbe ein Pentagramm in den Bauch geritzt, ein Messer in die Finger gerammt. Sie ist 2500 Kilometer auf der Chinesischen Mauer gegangen, zwölf Jahre in einem umgebauten Citroën-Bus durch die Welt gefahren und hat ein Jahr bei den Aborigines in Australien gelebt. Spätestens seit »The Artist is Present« – ihrer berühmten Performance 2010 im New Yorker Museum of Modern Art – gilt Marina Abramović in der ganzen Welt als Kultfigur. Robert Redford schwärmt für sie genauso wie Lady Gaga. Vom »Time Magazine« wurde sie zu den 100 wichtigsten Menschen des Jahres 2014 gewählt.
In ihren Memoiren blickt Abramović zurück auf sieben Lebensjahrzehnte als charismatische Künstlerin und Grenzgängerin. Von ihrer strengen Kindheit im kommunistischen Jugoslawien, wo sie bei ihren der politischen Elite nahestehenden Eltern im Schatten Titos aufwuchs – bis hin zu ihren jüngsten Aktionen, bei denen sie die Seele von Millionen von Menschen mit der Kraft ihres Schweigens berührte.

Try a Chapter

Die Autobiografie einer Ausnahme-Künstlerin mit serbischen Wurzeln. Der Schreibstil ist schlicht und unverblümt und ich bin geschockt, was ich jetzt schon über ihre Kindheit und Jugend erfahren habe (Achtung Trigger häusliche Gewalt). Eindeutiges Jólabókaflóð Buch.

9. Dezember: Fashion Changers Wie wir mit fairer Mode die Welt verändern können“ von Jana Braumüller, Vreni Jäckle, Nina Lorenzen, Lena Scherer, erschienen am 12.03.2020 (Knesebeck)

Der Guide für faire Mode: Hintergründe, Labels, Style
Mit diesem Fair-Fashion-Guide erfahren Sie alles, was Sie über nachhaltige und ökologische Mode wissen müssen und wo Sie diese ohne großen Mehraufwand kaufen können. Neben ersten Schritten zu einem nachhaltigeren Kleiderschrank und zum eigenen Stil mit fairer Mode werden Menschen und Labels vorgestellt, die sich für eine bessere Modeindustrie einsetzen. Inspirierende Fotostrecken sowie Insidertipps u. a. zu Zero Waste, veganer Mode, Up- und Recycling, ökologischer Verantwortung und Modeaktivismus sowie spannende Fakten und nützliche Adressen runden den Mode-Ratgeber ab.
Schluss mit Fast Fashion! Mode mit Botschaft und Verantwortung
Neben zahlreichen Hintergrundinformationen und Fakten zu grüner Mode, finden Sie in diesem Nachhaltigkeits-Ratgeber auch die überzeugendsten Labels und ihre Philosophie, nützliche Adressen und eine Auflistung der verschiedenen Materialien und Mode-Siegel. Außerdem erläutern zwanzig Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen der Modebranche, wie die Modeindustrie nachhaltiger gemacht und Kleidung unter fairen Bedingungen hergestellt werden kann. Diese Fashion Changers ermöglichen einen echten Blick hinter die Kulissen und erzählen, wie sie Veränderungen erwirken, was sie motiviert und inspiriert. Neben der kritischen Auseinandersetzung mit der Industrie kommt aber der Stil nicht zu kurz. So enthält das Buch natürlich auch tolle Tipps zu verschiedenen Styles und passenden Accessoires sowie zu Körperpflege und zu Kosmetik.
Nachhaltige Mode: Langweilige Öko-Klischees gehören der Vergangenheit an
Dass grüner Lifestyle Spaß machen kann, einfach umsetzbar ist und dazu noch modern und stylish daher kommt, beweist dieser Fashion-Ratgeber und beantwortet zudem auch die grundlegendsten Fragen zur Nachhaltigkeit von Mode: Was bedeutet eigentlich fair? Ist Fair Fashion überhaupt bezahlbar und wo kann ich sie kaufen? Wie erkenne ich Greenwashing? Was kann ich selbst tun und welches Label und welcher Stil passen zu mir? So weist der Guide nicht nur den Weg zu einem nachhaltigen Kleiderschrank voller modischer Klamotten, sondern zeigt auch, warum faire Mode ein wichtiges Thema ist und wie wir uns alle einbringen können!

Try a Chapter

Bei diesem Buch brauche ich eigentlich gar nicht rein zu lesen, um zu wissen, dass es auf meinem Jólabókaflóð Stapel landet. Aber natürlich habe ich es trotzdem getan. Ich war früher Mal ein richtiger Fashion-Junkie, war mehrmals pro Monat shoppen und wollte sogar Modedesign studieren.
Mittlerweile hat sich meine Sucht vollständig auf Bücher verlagert, aber das Thema Mode interessiert mich trotzdem noch. Allerdings mit Fokus auf ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit. Und da kommt „Fashion Changers“ ins Spiel. Schon die Leseprobe war voll mit Informationen, Tipps und Anregungen für einen verantwortlicheren Umgang mit Mode. Ich tippe Mal darauf, dass ich diesen „Fair-Fashion-Guide“ als erstes Lesen werde.

10. Dezember: Denk ich an Kiew von Erin Litteken, erschienen am 29.07.2022 (Lübbe)

1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Als Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten und für sie zu arbeiten, zerbricht ihr Glück. Denn wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen, und auch Katjas Familie bleibt nicht verschont.
Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina …

Try a Chapter

Ich nehme es gleich vorweg: dieser Roman wandert direkt auf meinen Jólabókaflóð Stapel.
Es gibt zwei Zeitebenen, zum einen Anfang des 21. Jahrhunderts in den USA, der von Cassie handelt, die gerade ihren Mann bei einem Autounfall verloren hat und deshalb zu ihrer Großmutter zieht, ihr Tagebuch findet und versucht, mehr über ihre ukrainischen Wurzeln zu erfahren. Zum anderen versetzt uns die Autorin in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts in der Ukraine, als Stalin versuchte, den Kommunismus einzuführen.
Beide Geschichten ziehen mich sofort in ihren Bann und ich würde am liebsten gleich weiter lesen.

11. Dezember: Untenrum Freitag von Margarete Stokowski, erschienen am 24.04.2018 (Rowohlt)

In ihrem Debüt «Untenrum frei» schreibt die Autorin und Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski über die kleinen schmutzigen Dinge und über die großen Machtfragen. Es geht darum, wie die Freiheit im Kleinen mit der Freiheit im Großen zusammenhängt, und am Ende wird deutlich: Es ist dieselbe. Mit scharfsinnigem Blick auf die Details gelingt ihr ein persönliches, provokantes und befreiendes Buch.
Stokowski erzählt von dem frühen Wunsch, unbedingt als Mädchen wahrgenommen zu werden, von unzulänglichem Aufklärungsunterricht, von Haaren und Enthaarung, von Gewalterlebnissen, von Sex, von Liebe und vom Feminismus. Und sie verbindet ihre wunderbar erzählten persönlichen Erlebnisse mit philosophischen, politischen und wissenschaftlichen Analysen und zeigt damit: Sie ist mit ihren Erfahrungen nicht alleine. Wir fühlen uns als freie, aufgeklärte Individuen, aber erst wenn wir Geschichte um Geschichte zusammentragen, wird die kollektive Schieflage, die strukturelle Ungleichheit sichtbar. Dennoch: «Wenn ich Geschichten aus meinem Leben erzähle, dann nicht, um langsam, aber sicher ein Bild von mir als Vollopfer aufzubauen», schreibt Stokowski – im Gegenteil. Ihr geht es um eine «Ent-Opferung». Humorvoll und klug geht sie damit der Frage nach, wie politisch das Private noch immer ist.

Try a Chapter

Wir haben bei uns in der Bereichsbibliothek Physik der Uni Göttingen eine Bücherecke zum Thema „studentisches Leben“, in der es weniger um die Studienfächer und Lehrinhalte geht, sondern vielmehr Literatur zu Themen wie Inklusion, Feminismus, Rassismus u.v.m. angeboten wird. Daher bin ich immer auf der Suche nach passenden Büchern, die ich zunächst lese und sie dann dem Projekt spende. „Untenrum frei“ scheint dafür perfekt zu sein: unterhaltsam, informativ und zum Nachdenken anregend. Mir gefällt die Leseprobe sehr, vor allem, weil die Autorin so humorvoll mit der Thematik umgeht. Dabei hangelt sie sich an ihrer eigenen Biografie entlang und ergänzt hier und da fiktive Geschichten. Heraus kommen zugleich witzige und Augen öffnende Essays, die zusammen eine ganze Geschichte ergeben, was es heutzutage bedeutet Mädchen/Frau zu sein. Also ab auf den Jólabókaflóð Stapel!

12. Dezember: Turmschatten von Peter Grandl, erschienen am 28.07.2022 (Piper)

Ein spektakuläres Verbrechen hält eine Kleinstadt in Atem: Drei Neonazis werden in einem Turm gefangen gehalten. Ephraim Zamir, der Geiselnehmer, konfrontiert sie in einem Verhör mit ihren Gewalttaten und überträgt das Ganze live im Netz. Die Zuschauer sollen abstimmen: freilassen oder hinrichten? Es ist der Beginn eines weltweiten Medienspektakels. Für die Polizei ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Womit sie nicht rechnen: Sie haben es mit einem ehemaligen Mossad-Agenten zu tun, der nicht bereit ist zu verhandeln. 

Try a Chapter

Um ehrlich zu sein, dachte ich gestern, jetzt kommt das erste Buch, das von meinem Wunschzettel fliegt, denn Thriller gehören nicht mehr zu meinen bevorzugten Genres. Als ich dann jedoch die Leseprobe öffnete, wurde ich direkt in den Plot, die verschiedenen Zeitebenen und Charaktere rund um den Nationalsozialismus hineingezogen. Viel zu schnell war der „Blick ins Buch“ beendet, daher wandert auch Buch Nr. 13 auf meinen Jólabókaflóð Stapel.

13. Dezember: Bin im Garten von Heike Winnemuth, erschienen am 08.03.2021 (Penguin)

»Ein Jahr im Garten leben. Gemüse anbauen. Bäume pflanzen. Blümchen natürlich auch. Wurzeln schlagen. Boden unter den Füßen finden, und zwar einen, den ich persönlich dorthin geschaufelt habe.« Weltreisende sucht Ort zum Bleiben: Mit Tempo und Witz erzählt Meike Winnemuth in ihrem Tagebuch vom Abenteuer des ersten eigenen Gartens. Vom Träumen und Planen, Schuften und Graben, Säen, Pflanzen, Ernten, Essen. Vom großen Wachsen (Muskelkater!) und Werden (plötzlich: geduldig!). Und entführt uns dabei an einen paradiesischen Ort wahren Lebens, mit Radieschen und Schnecken, mit Rittersporn und anderen blauen Wundern.

Try a Chapter

Die Leseprobe „Bin im Garten“ beginnt mit einer Anekdote zu Heike Winnemuths Alltag als Bestsellerautorin (obwohl „Das große Los“ schon einige Jahre her ist) und die bringt mich direkt zum Schmunzeln, denn ich hatte ähnliche Gedanken, als ich von ihrem neuen Buch erfuhr. Sie selbst bezeichnet es als Logbuch eines Gartenjahrs und betont, dass darin keine Gartentipps zu finden sind. Die persönliche Note merkt man schon in der Leseprobe, dabei haben es mir insbesondere die Fotos angetan. Ihren Schreibstil fand ich schon beim letzten Buch toll und so verfliegt Seite um Seite. Vermutlich falle ich aber auch voll in die Zielgruppe, denn ich liebe meinen Garten und so finde ich mich in vielen Bereichen wieder (Ich sag ja lieber Knautie statt Witwenblume und bei mir hat kein Eisenkraut überlebt, dafür kann von „Zwerg“-Schmuckdisteln keine Rede sein, wenn man sie lässt, wachsen sie mir bis zur Hüfte – zumindest bis zum ersten stärkeren Regen). Aber das Beste findet sich ebenfalls schon in der Leseprobe: Wie man Karten für die legendäre Chelsea Flower Show in London ergattern kann. Allein dafür hat sich die Lektüre schon gelohnt. Aber noch habe ich nicht genug, also ab auf den Jólabókaflóð Stapel!

14. Dezember: 14. Dezember: Komm‘ aus dem Staunen nicht heraus. Memoiren. von Brigitte Fassbender, erschienen am 15.10.2019 (C.H. Beck)

Eine „Sängerin, die das Blut stocken lässt“, hat ein Kritiker Brigitte Fassbaender einmal genannt. Bis zu dem Tag, an dem sie ihre Gesangskarriere aus freien Stücken beendete, war sie ein Weltstar der Oper wie des Liedgesangs. In ihrer Autobiographie blickt sie auf ein überreiches Leben, erzählt von großen Künstlern, denen sie begegnet ist, von Glanz und Elend des Sängerberufs und, vor allem, vom Glück der Musik.
Mit 21 Jahren wird Brigitte Fassbaender an die Münchner Staatsoper engagiert. Von dort führt sie ihr Weg auf die bedeutendsten Bühnen der Welt. Es ist ein Weg, der von künstlerischen Abenteuern wie von wundervollen Erlebnissen geprägt ist. In ihrem klugen, zutiefst menschlichen Buch spricht sie von den Opern und Liedern, die ihr am Herzen lagen, vom Ethos des Sängers und den Momenten der größten musikalischen Erfüllung. Sie erzählt von Dirigenten und Sängern, Pianisten und Regisseuren, die sie bewundert hat: von Carlos Kleiber bis Claudio Abbado, von Martha Mödl bis Dietrich Fischer-Dieskau und vielen anderen mehr. Freimütig schreibt sie auch über schwierige Themen, etwa über die Qualen der Wechseljahre für eine Sängerin, über Männermacht und Machtmissbrauch, über eigene Versäumnisse. Als sie das Singen aufgibt, erschließt sich ihr ein zweites Leben als Gesangspädagogin, Regisseurin und Intendantin. Ihr Buch ist die wunderbare Geschichte von einer, die auszog, das Staunen zu lernen.   

Try a Chapter

Jetzt ist es so weit: das erste Buch, welches von meiner Wunschliste fliegt, ist die Autobiografie von Brigitte Fassbaender…
In der Leseprobe beginnt sie damit, den Stammbaum ihrer Familie herunterzuleiern (sorry, ich finde dafür einfach kein schmeichlerischeres Wort, denn weder ist der Schreibstil unterhaltsam, noch der Inhalt interessant). Im gleichen Stil kommt sie zu ihrer Biografie. Aber die Autorin schafft es einfach nicht, eine Verbindung zu mir aufzubauen und so bleibt auch der Rest der Leseprobe nüchtern und emotionslos. Schade.

15. Dezember: Ich ein Kind der kleinen Mehrheit von Gianni Jovanovic, erschienen am 14.03.2022 (Blumenbar)

Was für eine Geschichte! Gianni Jovanovic hat mit 43 Jahren mehr erfahren als andere in ihrem ganzen Leben: 1978 in Rüsselsheim geboren, erlebten er und seine Familie immer wieder rassistische Anfeindungen. Mit 14 verheirateten seine Eltern ihn. Mit 17 war er bereits zweifacher Vater, Anfang 20 outete sich Gianni Jovanovic als schwul. Inzwischen ist er seit 18 Jahren mit seinem Ehemann zusammen, zweifacher Großvater und die wohl bekannteste Stimme der Rom:nja und Sinti:zze in Deutschland. 
Gemeinsam mit der Journalistin Oyindamola Alashe erzählt er diese Geschichte einer Selbstermächtigung und entwirft dabei auch seine Vision einer antirassistischen, diversen Gesellschaft. Gianni Jovanovic‘ Geheimwaffen: Charme und Humor. Besonders auch dann, wenn es weh tut. 

Try a Chapter

Ich weiß gar nicht mehr, wie dieses Buch seinen Weg auf meinen Wunschzettel gefunden hat; eine Coverentdeckung war es bestimmt nicht.
Ich startete also ein wenig voreingenommen die heutige Leseprobe, aber um es kurz zu machen: dieses Buch muss auf meinen Jólabókaflóð Stapel! Denn um ehrlich zu sein, weiß ich so gut wie nichts über Sinti und Roma und das möchte ich gerne ändern. Und dafür scheint mir Gianni Jovanovichs Buch geradezu ideal zu sein.

16. Dezember: Das Glück hat acht Arme“ von Shelby van Pelt, erschienen am 28.09.2022 (Krüger)

Ein kluger Oktopus, der Menschen hilft: »Das Glück hat acht Arme« ist ein Roman-Geschenk.

Seit Tova Sullivan Witwe ist, putzt sie im Sowell Bay Aquarium. Ihr fällt auf, wie Marcellus, ein neugieriger, frecher Riesenoktopus, sie aus seinem Aquarium anschaut. Marcellus ist enorm klug, aber für Menschen würde er keinen Tentakel rühren – bis er sich mit Tova anfreundet. Ihm erzählt sie von ihrem Sohn, der vor Jahrzehnten verschwand. Schlau, wie er ist, erkennt Marcellus ein Geheimnis, von dem Tova nichts ahnt. Jetzt hat er alle acht Arme voll zu tun, um die Wahrheit für Tova ans Licht zu bringen – bevor es zu spät ist.

Ein wunderbar heiterer Roman über die unwahrscheinliche Freundschaft zu einem Oktopus, der Fremde zu einer Familie zusammenführt. Der große New York Times-Bestseller.

Try a Chapter

Seit Sy Montgomerys Rendezvous mit einem Oktopus bin ich ein Fan dieser Tiere. Auch wenn ich seit „Mission Erde“ von Robert Marc Lehmann kein Aquarium mehr betreten werde. Aber bei einem Roman über einen Oktopus kann ich nicht widerstehen, also machen wir es kurz: ab auf den Jólabókaflóð Stapel.
Zwar hat mich die Leseprobe nicht vollends überzeugt, aber Marcellus‘ Geschichte ist unterhaltsam geschrieben und ich möchte wissen, wie sie endet. Was die menschliche Protagonistin angeht, so bin ich mir noch nicht sicher, wohin die Reise gehen wird: eine Art Krimi/Thriller um ihren verschollenen Sohn?
Und was soll der Plot um den Trailerpark?

17. Dezember: Das Wanderkind von Aude, erschienen am 22.03.2021 (Kröner)

Ein Zwillingspaar, der eine groß und kräftig, der andere klein und zerbrechlich. Einem von ihnen ist es bestimmt, den anderen am Leben zu erhalten. Ein kleiner, sehr feiner, beinahe märchenhafter Roman über die Brüchigkeit des Lebens und die schmerzhafte Schönheit menschlicher Bindungen.

Try a Chapter

Das zweite Buch, das von der Wunschliste fliegt…
Die Leseprobe war extrem kurz, aber auch wenn sie sich gut lesen ließ, befürchte ich, dass mich das Thema triggern könnte. Und da mein Jólabókaflóð Stapel schon sehr hoch ist, verzichte ich lieber.

18. Dezember: Afrikas Kampf um seine Kunst“ von Bénédicte Savoy, erschienen am 18.03.2021 (C.H. Beck)

Schon vor 50 Jahren kämpfte Afrika um seine Kunst, die während der Kolonialzeit massenweise in europäische Museen gelangt war. Und es fand durchaus Unterstützung im Westen. Am Ende jedoch war der Kampf nicht nur vergebens, er wurde auch erfolgreich vergessen gemacht. Auf der Grundlage von unzähligen unbekannten Quellen aus Europa und Afrika erzählt Bénédicte Savoy die gespenstische Geschichte einer verpassten Chance, einer Niederlage, die heute mit umso größerer Wucht auf uns zurückschlägt.

Afrikas Bemühungen um seine in der Kolonialzeit nach Europa verbrachte Kunst sind keineswegs neu. Schon bald nach 1960, als 18 ehemalige Kolonien die Unabhängigkeit erlangten, wurde von afrikanischen Intellektuellen, Politikern und Museumsleuten eine ungeheure Dynamik in Gang gesetzt. In ganz Europa suchten daraufhin Politikerinnen und Politiker, Journalisten, Akademiker und einige Musemsleute einen Weg, afrikanische Kulturgüter im Sinne einer postkolonialen und postrassistischen Solidarität zurückzugeben. Die Argumente aber, mit denen andere versuchten, die Forderungen aus Afrika zu entkräften und Lösungen zu verhindern, ähneln auf frappierende Weise denen von heute. Schließlich verlief alles im Sand.
Bénédicte Savoy verfolgt den postkolonialen Aufbruch und sein Ersticken und fragt, welche Akteure, Strukturen und Ideologien damals dafür sorgten, dass das Projekt einer geordneten, fairen Rückgabe von Kulturgütern traurig scheiterte.

Try a Chapter

Bei dieser Leseprobe zu diesem Buch bin ich auch etwas zwiegespalten. Einerseits interessiert mich das Thema sehr, denn ich habe mich schon immer für Kunst interessiert. Gepaart mit meiner jüngsten Begeisterung für Geschichte (und meine Unkenntnis über die deutsche Kolonialzeit), sollte „Afrikas Kampf um seine Kunst“ genau in mein Beuteschema passen. Andererseits empfand ich den Schreibstil als sehr anstrengend und ungelenk. Aus meinem ersten Leseeindruck könnte ich euch (noch) keine Fakten wiedergegeben.
Vielleicht ist daran aber auch die späte Stunde Schuld – also: ab auf den Jólabókaflóð Stapel!

19. Dezember: Einer von uns von Åsne Seierstad, erschienen am 28.04.2016 (Kein und Aber)

Wie konnte sich Anders Breivik, der im wohlhabenden Westen aufwuchs, zu einem perfiden Terroristen entwickeln? Åsne Seierstads ausgezeichnetes Buch ist gleichzeitig psychologische Studie und literarisches True Crime, gleichzeitig Würdigung der Opfer und eine messerscharfe Analyse einer Tat, die sich jederzeit und überall wiederholen könnte.

Try a Chapter

Dieses Buch ist grausam. So viel verrät schon die Leseprobe.
Das Buch beginnt mitten in der Tat und eigentlich wollte ich es da am liebsten schon wieder weglegen. Weil es eben kein fiktionaler Psychothriller ist, weil es wirklich passiert ist. Normalerweise mache ich um True Crime einen großen Bogen, aber da der Klappentext verspricht, der Psyche des Terroristen auf den Grund zu gehen und der Schreibstil wirklich fesselnd ist (ein wenig so wie bei einem Unfall, wo man nicht wegsehen kann), wandert es auf den Jólabókaflóð Stapel. Auch wenn ich vor der Lektüre ein wenig Angst habe…

20. Dezember: Bergland von Jarka Kubsova, erschienen am 24.05.2021 (Wunderraum)

Südtirol in den vierziger Jahren: Im abgelegenen Tiefenthal staunen selbst gestandene Bauern, als ihnen eine junge Frau vormacht, wie man einen Hof ganz alleine durchbringt. Rosa heißt die Frau, die die Natur versteht und lenkt, als habe sie nie etwas anderes getan. Mit aller Macht stemmt sie sich gegen den Fortschritt, der ihr kleines Reich in den Bergen bedroht.
Zwei Generationen später sind Rosas Enkel Hannes und seine Frau Franziska auf Feriengäste angewiesen, um den Hof zu halten. Als nach einem Unglück ihre Zukunft auf dem Spiel steht, erweist sich Rosas Vermächtnis als aktueller denn je.

Try a Chapter

Hm, also ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht mehr, wie dieses Buch auf meinem Wunschzettel gelandet ist… Denn leider war die Leseprobe so überhaupt nicht meins. Dabei liebe ich Südtirol! Es geht um eine Bergbauernfamilie und den Kampf mehrerer Generationen, den Hof zu halten. Aber irgendwie könnten mich Geschichte, Figuren und Schauplatz nicht mitreißen. Aber der Sprachstil lässt sich gut lesen.
Das Buch wird auf den verschiedenen Plattformen sehr gut bewertet, also trifft es einfach nur nicht meinen Geschmack und fliegt daher von meinem Wunschzettel.

21. Dezember: Suleika öffnet die Augen von Gusel Jachina, erschienen am 09.11.2018 (Aufbau)

1930 in der Nähe von Kasan: Suleika ist eine tatarische Bäuerin. Eingeschüchtert und rechtlos lebt sie auf dem Hof ihres viel älteren Mannes. Ihr Weg zu sich selbst führt durch die Hölle: das Sibirien der von Stalin Ausgesiedelten. Ein anrührendes und meisterhaftes Debüt, das in 31 Sprachen übersetzt ist. Mit fünfzehn wurde Suleika verheiratet. Vier Kinder hat sie ihrem erheblich älteren Mann geboren. Alle hat sie bald beerdigen müssen. Für ihren Mann und ihre fast hundertjährige herrische Schwiegermutter ist sie nichts als eine Arbeitskraft von geringem Wert. Da bricht ein neues Unglück über sie herein: Die Familie wird enteignet, ihr Mann erschossen. Sie kommt auf den monatelangen Transport nach Sibirien. Unterwegs entdeckt sie, dass sie wieder schwanger ist. Sie muss beim Aufbau einer Siedlung fernab aller Zivilisation mitarbeiten und findet dort endlich die wahre Liebe.

Try a Chapter

Tja, also „Suleika öffnet die Augen“ fliegt auch von der Wunschliste. Selbst die Leseprobe habe ich abgebrochen, denn es geht die ganze Zeit nur um eine Psycho-Schwiegermutter, die die Frau ihres Sohnes tyrannisiert. Und das bereits seit 15 Jahren! Laut Geleitwort spielt die Geschichte um die tartarische Bäuerin zur Zeit der Kampagne gegen die Kulaken (ich gestehe, ich habe das Geleitwort nicht verstanden – was ist ein kinematographischer Stil?). Lediglich die Beschreibung der Hausgeister mochte ich, aber da lese ich dann doch lieber „Das Mädchen und der Winterkönig“ weiter…

22. Dezember: Der Fluss ist eine Wunde voller Fische“ von Lorena Salazar, erschienen am 14.03.2022 (Blumenbar)

Eine junge Mutter und ihr Sohn durchqueren in einem kleinen Boot den strömenden Fluss Atrato in Kolumbien. Sie ist weiß, er ist schwarz. Die beiden sind auf dem Weg zur leiblichen Mutter und im Laufe der Fahrt erfahren wir ihre gemeinsame Geschichte. Dabei fließt die Erzählung wie der Fluss, der sie trägt. Er ist die Ader der Landschaft, eines Urwalds voller Früchte, Tiere und Düfte, aber auch die Ader des menschlichen Lebens. Als der Junge entscheidet, bei wem er leben möchte, nimmt der Roman eine unerwartete Wendung… Eine literarische Reise von großer Sinnlichkeit über die Zartheit des Mutterseins, die Kraft der Freundschaft und über die Abgründe, die unsere Herkunft mit sich bringen kann.

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Also der Sprachstil dieser Leseprobe ist etwas eigen… Er wirkt so passiv. Und doch hat mich die Mutter-Sohn-Beziehung – sie weiß, er schwarz – sofort in ihren Bann gezogen. Sie sind auf dem Fluss Atrato in Kolumbien unterwegs zu seiner leiblichen Mutter und schon der Anfang ihrer Geschichte ist mitreißend.
Klarer Fall für den Jólabókaflóð also.

23. Dezember: Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche von Reni Eddo-Lodge, erschienen am 16.05.2020 (Tropen)

Was bedeutet es, in einer Welt, in der Weißsein als die selbstverständliche Norm gilt, nicht weiß zu sein? Reni Eddo-Lodge spürt den historischen Wurzeln der Vorurteile nach, und zeigt unmissverständlich, dass die Ungleichbehandlung Weißer und Nicht-Weißer unseren Systemen seit Generationen eingeschrieben ist.

Ob in Politik oder Popkultur – nicht nur in der europaweiten Angst vor Immigration, sondern auch in aufwogenden Protestwellen gegen eine schwarze Hermine oder einen dunkelhäutigen Stormtrooper wird klar: Diskriminierende Tendenzen werden nicht nur von offenen Rassisten, sondern auch von vermeintlich toleranten Menschen praktiziert. Um die Ungerechtigkeiten des strukturellen Rassismus herauszustellen und zu bekämpfen, müssen darum People of Color und Weiße gleichermaßen aktiv werden – »Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur uns.«

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In der Einleitung erklärt uns die Autorin, warum sie nicht mehr mit Weißen über Hautfarbe reden will. Mit diesem Buch tut sie es paradoxerweise doch.
Ich für meinen Teil bin sehr froh darüber, denn ich kann mir vorstellen, durch die Lektüre noch so einiges zu lernen. Ich hatte etwas Bedenken, ob sie in einen belehrenden Sprachstil verfällt, aber in der Leseprobe ist das schonmal nicht der Fall.
Also ab auf den Jólabókaflóð Stapel

24. Dezember: A.R.T. – Coup zwischen den Sternen“ von Kris Brynn, erschienen am 02.11.2022 (Knaur)

Kunst dient den Reichen. Und die Erde ist dafür nicht mehr rentabel genug. Das haben die hiesigen Kunstgalerien verstanden und ihre Versteigerungen in die Weite zwischen den Sternen verlagert: Auf Luxusraumschiffen der Extraklasse können illustre Kunstliebhaber nun ihrem Vergnügen frönen und ungestört Milliarden für die kostbaren Schätze ausgeben.
Doch auch im All bedarf es eines besonderen Schutzes, sei es nun vor Kunstschändern, Möchtegern-Dieben oder religiösen Fanatikern. Dafür ist Savoy Midthunder zuständig. Sie arbeitet bei ArtSecure, einer Sicherheitsfirma, die sich auf die Bewachung von Kunstauktionen im Weltall spezialisiert hat.
Ihr neuer Auftrag: Sie und ihr Team sollen ein ebenso geheimnisvolles wie spektakuläres Objekt während einer Auktion schützen. Doch darauf haben es mehrere Gruppen abgesehen, darunter auch Savoys Exfreundin! Ein Wettlauf gegen die Zeit und Savoys Gefühle beginnt. 

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Kennt ihr Bücherliebe auf den ersten Blick? Wenn man auch ohne Leseprobe weiß, dieses Buch wird gut? Genauso ging es mir mit A.R.T. als ich zum ersten Mal von ihm hörte… Ich meine: intergalaktischer Kunsthandel? Wie geil ist das denn bitte? Und es geht auch schon direkt rasant los, der Sprachstil ist fesselnd, die Story auch. Was will man mehr, daher ab auf den Jólabókaflóð Stapel.

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