Ich verreise furchtbar gern. Denn ich liebe es, fremde Länder, Menschen und Kulturen kennen zu lernen. In diesem Jahr hatten mein Mann und ich eigentlich eine Rundreise durch Kroatien geplant. Doch angesichts der anhaltenden Corona-Krise vermute ich, dass wir 2020 nirgendwo mehr hinfahren werden…
Traurig den Kopf in den Sand stecken, ist ja aber nicht so meine Art und schließlich kann es ja nur noch besser werden oder?
Ich habe schon immer von einer Weltreise geträumt. Jedoch ohne alle drei Tage den Standort zu wechseln. Vielmehr würde ich mich gern an einem schönen Plätzchen für, sagen wir, einen Monat niederlassen und dann weiterziehen.
Nun beherbergt mein Bücherregal zahlreiche Geschichten und Erzählungen, die mich an die verschiedensten Orte der Welt entführten; so wundervoll geschrieben, dass sie mir ihre Schauplätze derart nahe brachten, als wäre ich wirklich da gewesen. Und wenn Bücher doch diese wunderbare Fähigkeit besitzen, warum begebe ich mich nicht einfach in diesem Jahr auf eine literarische Weltreise? Eine Art Trockenübung sozusagen.
Inspiriert wurde ich zu dieser Idee vom reisendenbuecherwurm, der 2018 mit seiner Weltleserreise begann. Allerdings geht es mir nicht darum, Bücher von Autoren aus 200 verschiedenen Ländern zu lesen, sondern Bücher, die mich in sämtliche Länder dieser Welt entführen und mir einen Einblick in ihre Kultur und Menschen gewähren. Es geht mir also um die Schauplätze, unabhängig von der Nationalität des Verfassers.
Natürlich habe ich auch schon einige Länder „literarisch“ besucht. Bspw. begleitete ich Commissario Brunetti durch die Gassen Venedigs, fuhr mit Kate auf dem Fahrrad durch Kopenhagen, ging mit Gesa Neitzel auf Safari und lernte durch Kevin Kwan Singapur auf eine Weise kennen, die mir im echten Leben aus nahe liegenden Gründen verwehrt gewesen wäre.
Ein weiterer Vorteil der literarischen Weltreise ist die Durchführbarkeit. Auch ohne Corona-Krise scheint es als „normale“ Touristin unmöglich, sämtliche Staaten der Erde zu besuchen. 194 Bücher zu lesen hingegen sollte für mich in zwei bis fünf Jahren (ich möchte ja zwischendurch vielleicht doch noch mal etwas anderes schmökern…) ohne größere Anstrengungen machbar sein.
Und sehr viel günstiger wäre es auch. Vom ökologischen Fußabdruck ganz zu schweigen.
Nachfolgend findet ihr also nach und nach Buchempfehlungen aus sämtlichen 193 Staaten, die Mitglieder der Vereinten Nationen (UNO) sind sowie der Vatikanstadt. Wie gesagt muss für mich die Autorin bzw. der Autor nicht zwingend aus dem Land kommen, aber das Buch muss mir Land und Leute sowie deren Kultur näher bringen. Das Genre ist egal.
Und für die Länder, die ich noch nicht bereist habe, freue ich mich sehr über eure Buchempfehlungen in den Kommentaren!
Dezember 2022: Afghanistan
Khaled Hosseini: Tausend strahlende Sonnen, Fischer Verlag, 400 Seiten

Aufklärungsreise
Inhaltsangabe des Verlags bzw. Reiseveranstalters: „Mariam ist fünfzehn, als sie aus der Provinz nach Kabul geschickt und mit dem dreißig Jahre älteren Schuhmacher Raschid verheiratet wird. Jahre später erlebt Laila, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ein ähnliches Schicksal. Als ihre Familie bei einem Bombenangriff ums Leben kommt, wird sie Raschids Zweitfrau. Nach anfänglichem Misstrauen werden Mariam und Laila zu engen Freundinnen. Gemeinsam wehren sie sich gegen Raschids Brutalität und planen die Flucht…“
Januar 2023: Georgien
Nino Haratischwili: Das achte Leben (Für Brilka), Ullstein Verlag, 1280 Seiten

Eine Reise durch 100 Jahre georgische Geschichte
Dieser Roman ist über die Literaturwelt gekommen wie ein Naturereignis: ein wuchtiges Familienepos, das am Beispiel von sechs Generationen außergewöhnlicher Frauen das ganze pralle 20. Jahrhundert mit all seinen Umbrüchen und Dramen, Katastrophen und Wundern erzählt. Vom Georgien am Vorabend des Ersten Weltkriegs bis ins Deutschland zu Anfang des neuen Millenniums spannt Nino Haratischwili den Bogen. Alles beginnt mit Stasia, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten. Mit ihrer Geburt setzt die Geschichte ein, die fortan wie ein gewaltiger Strom mit unzähligen Nebenarmen und Verwirbelungen durch Europa zieht und den Leser bis zur letzten Seite in ihrem Sog gefangen hält.
September 2023: Kreta
Victoria Hislop: Die Insel der Vergessenen

Ihr ganzes Leben lang wünscht sich die Londoner Archäologin Alexis Fielding, mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Doch ihre Mutter Sofia weigert sich, von ihrer griechischen Familie und ihrer Kindheit zu erzählen. Mit fünfundzwanzig beschließt Alexis, sich selbst ein Bild zu machen und reist nach Kreta. In Sofias Heimatort macht sie eine schockierende Entdeckung: Vor der Küste, direkt gegenüber dem Dorf Plaka, liegt die verlassene Felseninsel Spinalonga, wo sich bis in die 1960er-Jahre eine der letzten europäischen Leprakolonien befand. Als Alexis einer alten Freundin ihrer Mutter begegnet, erfährt sie endlich die ganze tragische und zugleich wunderschöne und berührende Geschichte ihrer Familie, die eng verknüpft ist mit dem Schicksal der Leprakranken auf Spinalonga.
April 2024: Mosambik
Mia Couto: Der Kartograf des Vergessens, Unionsverlag, 304 Seiten

Kleiner Einblick in die Geschichte Mosambiks kurz vor und nach den Befreiungskriegen
Der Dichter Diogo Santiago kehrt in seine Heimatstadt Beira zurück. Alle verehren ihn, doch als er Einsicht erhält in alte Akten der Geheimpolizei, gerät seine Welt ins Wanken.
Während der Zyklon Idai drohend über Beira aufzieht, stürzen neue Wahrheiten auf ihn ein. Sein Vater, auch ein Poet, versuchte, im Geheimen die Verbrechen der Kolonialtruppen zu dokumentieren. Sein Cousin, der eines Tages plötzlich verschwand, war nie der, für den ihn alle hielten. Und was steckt hinter der tragischen Legende des schwarzen Jungen und des weißen Mädchens, die den Tod wählten, weil ihre Liebe verboten war?
Die junge Frau, mit der sich Diogo rätselhaft verbunden fühlt, scheint Teil dieser Geschichten zu sein. Gemeinsam gehen sie auf die Suche nach Antworten, die unter dem Tosen des hereinbrechenden Sturms alle Gewissheiten vernichten.
Juni 2024: Frankreich
Nina George: Das Lavendelzimmer, Knaur, 384 Seiten

Er weiß genau, welches Buch welche Krankheit der Seele lindert: Auf seinem Bücherschiff, der »literarischen Apotheke«, verkauft der Pariser Buchhändler Jean Perdu Romane wie Medizin fürs Leben. Nur sich selbst weiß er nicht zu heilen, seit jener Nacht vor 21 Jahren, als die schöne Provenzalin Manon ging, während er schlief. Sie ließ nichts zurück außer einem Brief – den Perdu nie zu lesen wagte. Bis zu diesem Sommer. Dem Sommer, der alles verändert und Monsieur Perdu aus der kleinen Rue Montagnard auf eine Reise in die Erinnerung führt, in das Herz der Provence und zurück ins Leben.
August 2024: Rhodos, Griechenland
Barbara Leciejewski: Wer, wenn nicht wir, Tinte & Feder, 319 Seiten

Nach mehr als zwanzig Ehejahren haben sich Viola und Florian auseinandergelebt. Außer den beiden Kindern, der gemeinsamen Wohnung und einem Trauschein gibt es kaum noch Berührungspunkte. In der Hoffnung, mit jemand anderem noch einmal neu anfangen zu können, trennen sie sich – einvernehmlich und vergleichsweise harmonisch.
Doch es gibt noch eine letzte Hürde auf dem Weg in ein neues Leben: einen längst gebuchten, teuer bezahlten Luxusurlaub, der sich nicht stornieren lässt. Die beiden haben nun die Wahl zwischen zwei Übeln: das Geld zu verlieren oder mit dem künftigen Ex-Ehepartner – in getrennten Zimmern – noch einmal zweieinhalb Wochen zu verbringen.
Allerdings ergibt sich plötzlich auch noch eine dritte Möglichkeit, und mit ihr beginnt eine unvergessliche Zeit auf Rhodos …
August 2024: Zypern, Griechenland
Alexander Oetker: Zyprische Geheimnisse, Hoffmann und Campe, 240 Seiten

Im beschaulichen Bergdorf Kato Koutrafas auf Zypern geht das Leben einen ruhigen Gang. Hin und wieder müssen Police Officer Sofia Perikles und ihr Kollege Kostas Karamanlis ausrücken, wenn übermütige Jugendliche mal wieder den Zaun zur griechisch-türkischen Pufferzone aufgeschnitten haben, doch ansonsten herrscht Frieden im Dorf. Bis zu dem Tag, an dem in der Zone zwischen dem griechischen und türkischen Teil der Insel ein Toter mit dunkler Vergangenheit gefunden wird. Als bei den Ermittlungen eine ebenso beliebte wie illegale zyprische Tradition in Sofia Perikles Visier rückt, werden sie und Kostas überraschend von dem Fall abgezogen – doch Sofia Perikles gibt sich nicht geschlagen …
September 2024: Rishikesh, Indien
Daniel Speck: Yoga Town, Fischer, 480 Seiten

2019. Eine Berliner Yogalehrerin, die noch nie in Indien war. Ihr liebevoller Vater, der in der Vergangenheit hängt. Und ihre Mutter, die spurlos verschwindet.
Lucy und ihr Vater Lou gehen auf die Suche, zurück an den Ort, wo alles begann:
1968. Zwei Brüder und zwei Frauen fahren auf dem Hippie-Trail nach Indien. In Rishikesh am Fuß des Himalayas treffen sie ihre Idole, die Beatles. Und den Pop-Guru Maharishi. Sie haben die beste Zeit ihres Lebens. Aber nur zwei von ihnen kehren zurück. Lou hat etwas Unverzeihliches getan. Und Corinna ist schwanger. Als ihre Tochter geboren wird, schwören sie, ihr Geheimnis niemandem zu verraten.