Der Gärtner von Wimbledon von Jane Crilly

Dieses Buch habe ich unter den Empfehlungen der Buchhänder*innen bei Graff in Braunschweig entdeckt noch bevor es im eat.read.sleep Podcast bei der Bestseller-Challenge vorgestellt wurde. Und am liebsten hätte ich es gleich in der Buchhandlung zu Ende gelesen.

Klappentext

Großbritannien 1938. Für die junge Rose Blake ist Wimbledon der Ort, an dem ihr größter Traum in Erfüllung gehen könnte. Doch die Zeit ist nicht reif: Wenn es nach ihren Eltern geht, und in der Regel geht es nach ihren Eltern, soll Rose eine gute Ehefrau werden und keine Profi-Tennisspielerin. Für Henry Evans ist Wimbledon der Ort, an dem er und Rose sich so nah gekommen sind wie nirgendwo sonst. Denn die beiden Teenager trennen Welten: Rose, Tochter aus besserem Hause, spielt Chopin auf dem Klavier und lernt Französisch, Henry, dessen Mutter viel zu früh verstorben ist, gehört zum Hauspersonal: Er wohnt nur auf dem Anwesen, weil sein Vater bei Familie Blake als Gärtner angeheuert hat. Und doch führt das Leben Rose und Henry zusammen. Er darf ihr Balljunge sein, sie bringt ihm Tennis bei, er nimmt sie auf seinem Fahrrad mit. Sie freunden sich an, sie verlieben sich. Bis der Krieg sie schmerzlich trennt. Henry geht den für ihn einzig denkbaren Weg: Er wird der Gärtner von Wimbledon – und bleibt es fünfzig Jahre lang. Immer in der Hoffnung, dass auch Rose eines Tages zurückkehren wird …

Meine Meinung

Der Roman beginnt mit folgender Rahmenhandlung: Eine Journalistin, die sich auf Geschichten über die wahre Liebe spezialisiert hat, soll anlässlich der Pensionierung von Henry Evans – dem „Gärtner von Wimbledon“ – ein Portrait über ihn schreiben. Doch was hat das mit einer Liebesgeschichte zu tun? Kurz gesagt, ging es Henry nie um den berühmten Rasen.

„Der Job an sich hat mir nie viel bedeutet, aber der Ort hat Bedeutung.“

Jane Crilly: Der Gärtner von Wimbledon, S. 23

Warum, das erfahren wir, wenn er uns seine Lebensgeschichte erzählt.

Und sobald er beginnt, lasse ich mich in die Geschichte fallen. Immer wenn ich das Buch zur Seite gelegt habe, brauchte ich erstmal kurz, um wieder völlig in der Gegenwart anzukommen. Die Kapitel sind kurz und die Sprache ist einfach nur wunderbar.

Ich glaube, dass Menschen immer am schönsten sind, wenn sie sich ganz in einem Augenblick verlieren. So wie Rose in Wimbledon.

Jane Crilly: Der Gärtner von Wimbledon, S. 147

Und bei einem Herrenhaus im England der 30er Jahre kommen natürlich sofort Downtown Abbey Vibes auf: Die unüberwindbaren Klassenunterschiede oder die Familienkonflikte – egal ob arm oder reich. Und dann ist da noch das Tennisspiel, das eine Verbindung zwischen beiden Welten schafft.

Der Titel mag etwas in die Irre führen, denn man erfährt kaum etwas über Wimbledon und auch der Rasen spielt keine wirkliche Rolle. Stattdessen geht es einfach nur um die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Rose und Henry, was mir gut gefallen hat (also slow burn, wie man heutzutage sagt…).

Dabei schafft die Autorin eine ganz wundervolle Atmosphäre: Sommerleicht und trotzdem bewegend; auf eine sanfte Art sehr emotional. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Wohlfühlbuch: Ich verliebte mich in das Paar Henry und Rose, verlor mich in der wunderschönen Sprache und merkte, wie die Ruhe der Handlung auf mich überging. 

Und dann steht da auf Seite 243 nur ein Satz, aber der wirft mich so aus der Bahn, dass ich nicht glauben kann, was ich da lese. Aber es erklärt, warum Henry der Gärtner von Wimbledon wurde und es so lange Zeit geblieben ist. Das Ende ist sehr versöhnlich, das will bei mir ja immer etwas heißen.

Die zweite Weltkrieg spielt auch eine Rolle für die Handlung, aber er schleicht sich eher langsam in die Erzählung ein, ganz so, wie er sich damals vermutlich in den Alltag geschlichen hat. Und auf einmal fielen die ersten Bomben.

Fazit

Irgendwie hatte ich schon beim Cover und der Haptik das Gefühl, einen kleinen literarischen Schatz in Händen zu halten. Und genau das ist es auch: Eine bittersüße Buchpraline.

Bibliografie

Titel: Der Gärtner von Wimbledon
Autoin: Jane Crilly
Übersetzung: Julia Becker
Verlag & Copyright: Kampa
Seitenzahl: 256
Erscheinungsdatum: 23. März 2023
Preis: 22 € (gebunden)

Beitrag erstellt 376

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben