Dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Denn wer beim folgenden Klappentext an eine klassische College-Romance denkt, täuscht sich gewaltig. Zwar gibt es auch eine Liebesgeschichte, doch eigentlich trägt etwas ganz anderes das Buch: der kluge, tiefgründige Blick auf das akademische Leben – und genau das macht die Geschichte so besonders.
Klappentext
Es fühlt sich an wie ein Urknall, als Zoe im Vorlesungssaal von Harvard auf den charismatischen Jack trifft. Von einer Sekunde auf die andere verändert sich alles, Zoe ist wie elektrisiert, wenn sie zusammen sind. Tagsüber führen sie einen spielerischen Wettkampf um die Anerkennung ihrer Professoren, nachts diskutieren sie in tiefgehenden Gesprächen ihre Ideen und Träume. Schnell entwickeln sie Gefühle füreinander. Als sie eine Entdeckung machen, die nicht nur die Welt der Chemie, sondern auch das ganze Land in Aufruhr versetzt, werden Zoe und Jack von einer Welle aus Anerkennung und Erfolg mitgerissen. Doch der steigende Druck stellt ihre Liebe auf eine harte Probe. Und als Jack droht, daran zu zerbrechen, muss Zoe alles, woran sie je geglaubt hat, infrage stellen.
Meine Meinung
Ihr merkt schon, mich hat der Roman sofort mit seinem ungewöhnlichen Setting abgeholt – und zwar so richtig. Ich liebe Geschichten, die Colleges bzw. Unis nicht nur als hübsche Kulisse benutzen, sondern auch die Wissenschaft dahinter ernsthaft behandeln. Und dieses Buch tut genau das: Harvard wird hier nicht romantisiert, sondern lebendig. Man spürt die Hörsaalluft, die Atmosphäre in den Laboren, den rauen Wind der Konkurrenz und den Zauber der Momente, in denen eine Idee plötzlich größer wird als man selbst.
Wir erleben hautnah mit wie aus einer wissenschaftlichen Idee ein Geschäftsmodell wird. Allerdings wird einiges an Vorwissen gefordert, denn wir begleiten zwar Zoe und Jack bei der Gründung ihres Startups, aber wie das mit den verschiedenen Gremien und Geldgebern (Stichwort Venture Capital) so funktioniert, wird nicht näher erläutert. Das Buch verlangt also definitiv Interesse an Naturwissenschaften, aber genau das macht es auch so besonders, vor allem, weil die USA so eine ganz andere Kultur in Bezug auf Wissenschaftsausgründungen haben als wir in Deutschland. Und so war es für mich ein seltener Blick hinter die Kulissen der amerikanischen Biotech-Szene.
Auch Zoes Forschungsprojekt ist ein absoluter Knaller. So plausibel, so durchdacht, dass ich mehrmals kurz innehalten musste, um zu überlegen, ob das vielleicht tatsächlich irgendeine reale Grundlage hat. Diese Mischung aus wissenschaftlicher Finesse und erzählerischer Kreativität ist einfach großartig. Und dann schafft es Austin Taylor auch noch, das Ganze mit einem richtig cleveren Twist wieder ins Reich der Fiktion zurückzuführen. Grandios!
Auch erzählerisch hat mich der Roman überrascht. Die Geschichte fließt ruhig dahin – aber gerade dadurch wirken die Wendungen umso stärker. Mehr als einmal saß ich da und dachte: „Damit habe ich jetzt nicht gerechnet.“ Und das Ende? Nun … Ich habe eine ganze Weile fassungslos dagesessen und gedacht: „Das hat sie jetzt nicht wirklich getan!“ Ein mutiger Schluss, der nachhallt.
Die Figuren sind wunderbar greifbar, egal ob Haupt- oder Nebenrollen. Trotzdem blieb eine gewisse Distanz – nicht unangenehm, eher passend zur rationalen, wissenschaftsbezogenen Atmosphäre. Zoes Kampf um Anerkennung als Frau in einer männerdominierten Forschungswelt und Jacks Versuch, trotz prekärer Herkunft seinen Weg zu finden, geben der Geschichte eine Tiefe, die weit über die Liebesgeschichte hinausgeht.
Und ein kleines Highlight für mich: das Kapitel aus Jacks Perspektive. So klug platziert, so erhellend – es erweitert den Blick auf die Geschichte auf eine Weise, die mich richtig begeistert hat.
Fazit
„Das Gefühl von Unendlichkeit“ ist definitiv kein Wohlfühlcampusroman. Aber wer Lust hat auf ein Buch, das Wissenschaft feiert, das mutig erzählt und das die Start-up- und Uni-Welt so echt zeigt, dass man fast den Chemikaliengeruch in der Nase hat, wird hier etwas ganz Besonderes finden. Ein ungewöhnliches, kluges und fesselndes Leseerlebnis, das mich noch lange beschäftigt hat.
Kostenloses Rezensionsexemplar
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt bekommen. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.
Bibliografie

Titel: Das Gefühl von Unendlichkeit
Autorin: Austin Taylor
Übersetzung: Babette Schröder
Verlag & Copyright: Heyne
Seitenzahl: 400
Erscheinungstermin: 11. Juni 2025
Preis: 22 € (Hardcover)