Die Burg von Ursula Poznanski

Ursula Poznanski zählt zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und in „Die Burg“ kombiniert sie mein Topthema Künstliche Intelligenz mit Escape Rooms (die ich ebenfalls liebe). Außerdem gibt es unter den Protagonist*innen auch eine „Yvonne“. Das hört sich doch nach einer sicheren Bank an – oder?

Klappentext

Es hat ihn buchstäblich Unsummen gekostet – doch Milliardär Nevio hat die halbverfallene Burg Greiffenau nicht nur einfach instandsetzen lassen: Die unterirdischen Geheimgänge, Gruften und Verliese wurden mithilfe modernster Technik zu einer einzigartigen Escape-Welt ausgebaut. Eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass das Spiel auf jede Besuchergruppe individuell zugeschnitten ist. Ob mittelalterliche Festung, Vampirschloss oder Fantasywelt – Burg Greiffenau kann alles sein, was sich die Spieler wünschen. Um sein grandioses Werk zu testen, lädt Nevio eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Experten ein. Niemand ahnt, dass die KI längst beschlossen hat, ihr eigenes Spiel zu spielen. Und darin ist ein Happy End nicht vorgesehen.

Meine Meinung

So vielversprechend der Klappentext, so groß ist die Enttäuschung: Die Handlung ist flach und die Figuren sind blass. Weil sie trotzdem ausführlich eingeführt werden, startet der Roman etwas langatmig.

Am meisten erfahren wir von Maxim, der ebenfalls Escape Rooms besitzt und angesichts der modernen Ausstattung der Burg Existenzängste bekommt. Yvonne ist Influencerin und darf als einzige ihr Handy mit in die Burg nehmen, um den Testlauf marketingwirksam zu kommentieren. Petra hat den Aufenthalt in einer Art Preisausschreiben gewonnen. Sie ist Rätselexpertin, war aber noch nie in einem Escape Room. Für die Überprüfung historischer Unstimmigkeiten wurde Prof. Melerski eingeladen und last but not least gibt es noch Emil, irgendein C-Promi, der unangekündigt seinen One-Night Stand Vivi mitbringt.

Leider gelingt es mir nicht, auch nur zu einer Person eine Beziehung aufzubauen. Es ist mir schlichtweg egal, was mit den Charakteren passiert. Keine guten Voraussetzungen zum Mitfiebern. Generell fehlte mir der Thrill eines Thrillers (und das steht ja schließlich auf dem Cover). Natürlich kann eine KI, die ein geschlossenes System kontrolliert, Türen verschließen, die Temperatur regeln oder das Licht ausschalten, aber um es mit Nevios Worten auszudrücken: „vierteilen kann sie niemanden.“

Die Sprache ist thrillergemäß recht brutal, hängt aber vielleicht auch mit dem  gewählten Mittelaltersetting zusammen, dass sich die Teilnehmenden gewünscht haben. Leider geht für mich die Atmosphäre schon nach den ersten Seiten verloren, vielleicht wollte mich die KI auch einfach nicht ins Setting reinlassen… Oder es liegt an der Holodeckartigen Gestaltung, wohingegen ich eher ein Fan von traditionellen Escape Rooms bin. Aber auch die Rätsel wirkten nach dem ersten Raum mehr wie ein Quiz als wie Knobelaufgaben. Damit stand der Langeweile im Gegensatz zu den Charakteren endgültig Tür und Tor offen. Geholfen hat da auch nicht, dass der Plot so vorhersehbar war, denn im Prinzip drehte sich alles darum, wie es die Figuren durch den Escape Room und nach Draußen schaffen. Einzige Abwechslung: als das Spiel außer Kontrolle gerät, springt die Handlung auch immer mal wieder zu den „Game Mastern“ Alissa, Chris und Jannek; allerdings bleiben auch ihre Figuren und Hintergründe sehr oberflächlich.

Dabei hätte das Thema durchaus Potenzial gehabt. Im Subtext schwingen Fragen nach persönlichen Daten und geistigem Eigentum mit. Gleiches gilt für die Auflösung, egal, ob eine KI außer Kontrolle gerät oder sie von einem Menschen mit bösen Absichten gesteuert wird, da hätte man mehr draus machen können.

Fazit

Die Grundidee war gut und wie gesagt, mag ich die Autorin sonst sehr gern (Die Burg war jedoch mein erstes Erwachsenenbuch von ihr). Doch hier habe ich nach der Hälfte begonnen, nur noch quer zu lesen. Zumindest habe ich es nicht abgebrochen, weil ich dennoch wissen wollte, ob es wenigstens noch eine raffinierte Auflösung gibt – ACHTUNG SPOILER: leider nein. Der Roman war also nichts für mich, was doppelt schade ist, weil doch eine Yvonne mitspielt und Ursula Poznanski mir das Buch sogar signiert hat.

Ich empfehle euch also eher, die anderen Bücher von der Autorin zu lesen.

Bibliografie

Titel: Die Burg
Autorin: Ursula Poznanski
Verlag & Copyright: Knaur
Seitenzahl: 400
Erscheinungstermin: 01. Februar 2024
Preis: 24 € (Hardcover)

Beitrag erstellt 351

2 Gedanken zu „Die Burg von Ursula Poznanski

  1. Ich fand das Buch (bzw. in meinem Fall das Hörbuch) super – mir hat es richtig Spaß gemacht und war richtig tolle Unterhaltungsliteratur für mich – nicht mehr und nicht weniger. Eine Sache hat mich nur wahnsinnig gemacht: Wer hat Alissas Handy vom Bett genommen? Irgendwann ist es einfach verschwunden, obwohl sie selbst anmerkt, sie hätte ihr Handy aufs Bett gelegt. Das wurde für mich nie aufgelöst und sie hat auch nie jemanden danach gefragt. Habe ich was überhört? Bis heute warte ich auf die Auflösung dieses Rätsels 😀

    1. Danke für deinen Kommentar. Leider kann ich das Rätsel auch nicht auflösen, ich befürchte auch, die Stelle habe ich gänzlich überlesen!

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