Der siebte Band der Romantic Escape Reihe von Julie Caplin und der Vierte, den ich gelesen habe. Was ich an ihren Büchern so liebe, ist die Atmosphäre, mit der sie mich tatsächlich an diese Orte bringt. „Das kleine Café in Kopenhagen“ hat in mir solches Fernweh ausgelöst, dass ich ein Jahr später tatsächlich Dänemarks Hauptstadt besucht habe. Wenn ein Buch so etwas schafft, ist das etwas ganz Besonderes. Und auch das Wallis steht ganz oben auf meiner Want to Travel Liste. Nur „Das kleine Hotel auf Island“ konnte mich nicht so überzeugen, allerdings war ich da auch schon.
Wie der Titel verrät, geht es dieses Mal ins saftig grüne Irland. Und was soll ich sagen, der Reiseführer liegt schon bereit…
Klappentext
Hannah hat genug von ihrem Single-Alltag in Manchester. Kurzerhand meldet sie sich bei einer renommierten Kochschule in Irland an, denn gutes Essen ist ihre große Leidenschaft. Bei einem Zwischenstopp in Dublin lernt sie den charmanten Conor kennen. Die beiden verbringen einen romantischen Abend, doch sich ernsthaft zu verlieben kommt für beide nicht in Frage. So reist Hannah am darauffolgenden Tag weiter ins beschauliche County Kerry, wo sie die nächsten drei Monate verbringen wird. Der Ort liegt idyllisch zwischen grünen Hügeln und atemberaubender Steilküste, jeder kennt hier jeden. Und schon bald merkt Hannah, dass sie Conor nicht vergessen kann – und dass Geheimnisse in Dublin nicht gut aufgehoben sind …
Meine Meinung
Eins vorweg: Von den Liebesgeschichten dürft ihr nichts Großes erwarten; es sind schlichte RomCom Klassiker: Junge trifft Mädchen, sie verlieben sich, ein Hindernis taucht auf, wird gelöst und es gibt ein Happy End. Dieser Aufbau tut dem Lesespaß aber keinerlei Abbruch.
Stattdessen leben Julie Caplins Romane vom Setting und der Atmosphäre. In diesem Fall dreht sich alles ums Kochen mit regionalen, hochwertigen Produkten. Geschickt nutzt die Autorin Kulinarik sowie unsere Beziehung zu Natur und Essen, um die Charakterentwicklung der Protagonistin voranzutreiben. Hannah ist übrigens die Schwester von Mina, die wir bereits aus dem kleinen Chalet in der Schweiz kennen. Ich liebe es, wenn Figuren gemeinsame Hintergründe, aber jeweils eigene Bücher haben. Und in diesem Fall spielt die Vergangenheit der Schwestern eine große Rolle dabei, dass Hannah so ist wie sie ist. Durch die Reise nach Irland erinnert sie sich daran, wie sie vor dem Tod ihrer Eltern war und findet nach und nach zu dieser Person zurück. Ich fand es grandios und konnte so gut nachempfinden, wie sie ihr Verhalten mal der englischen und mal der irischen Hannah zuschrieb.
Aber auch Conors Figur gefiel mir sehr. Er ist sehr authentisch gezeichnet und ich kaufe ihm ab, dass er im Grunde ein netter, bodenständiger Typ ist, den der Ruhm eines Spitzenkochs hat misstrauisch werden lassen. Eine schöne Abwechslung war zudem, dass die Liebesgeschichte völlig ohne Drama auskommt. Es gibt zwar ein paar Missverständnisse, aber die werden sehr schnell ausgeräumt, weil die Charaktere – trommelwirbel – einfach miteinander reden. Auch die Struktur der Liebesgeschichte hat mir sehr gut gefallen: also dass sie schnell vorankommt, dann einige Rückschläge erleidet, aber insgesamt die ganze Zeit ein gutes Gefühl bei dem Geplänkel verbreitet.
Ebenfalls sehr erfrischend war das Fehlen von Antagonist:innen. Selbst Conors Ex, die für ein wenig Zwist sorgen soll, ist nicht unsympathisch und ihr Verhalten erscheint durchaus plausibel. Sie hat einfach eine sich ihr gebotene Gelegenheit genutzt, um ihre Karriere voranzutreiben – wozu sie als Mann vermutlich gar nicht erst gezwungen gewesen wäre…
Insgesamt sind mir alle Charaktere ans Herz gewachsen. Es gibt auch noch eine zweite kleine Liebesgeschichte am Rande zwischen zwei älteren Kursteilnehmern. Einziger kleiner Punktabzug in Sachen Logik ist für mich die Frage, ob man sich – wenn man noch nicht einmal Zwiebeln schneiden kann – wirklich zu einem Kochkurs bei einer der berühmtesten Köchinnen Irlands anmelden würde, nur weil man es doof findet, vom Kochen nichts zu verstehen.
Der Schreibstil ist wie erwartet fantastisch bildhaft. Ich hatte die Landschaft direkt vor Augen und konnte sogar das Meer riechen, wenngleich die eingeflochtenen irischen Ausdrücke und Begriffe nicht ganz ausreichten, um mir die Insel vorzustellen. So hätte die Geschichte für mich auch in Schottland spielen können (außer Guiness ist nicht nur ein Klischee). Einen kurzen authentischen Irland-Moment gab es dann aber doch: denn die Autorin baut Fungi, einen Delphin, der dort wirklich mal gelebt hat und eine wahre Legende war, mit ein. Die Fixxer Upper-mäßigen Schilderungen zum Hof und den Cottages waren voll meins, erinnerten mich aber eher an Cornwall.
Fazit
Ein Wohlfühlbuch wie eine Netflix-RomCom für entspannt-schöne Lesestunden. Auch wenn es im Sommer spielt, empfehle ich es für einen regnerischen Herbstabend, nach einem gemütlichen Essen mit einem Feuer im Kamin und einem Glas Whiskey in der Hand. Wie bei allen Julie Caplin Romanen der Reihe gilt: nicht auf nüchternen Magen genießen!
Es kommt dabei nicht ganz an „Das kleine Café in Kopenhagen“ oder „Das kleine Chalet in der Schweiz“, weil mir dazu dann doch noch etwas mehr Spannung und vor allem Irland-Feeling gefehlt haben.
Bereits erschienene Bände der Romantic Escape Reihe
- Das kleine Café in Kopenhagen
- Die kleine Bäckerei in Brooklyn
- Die kleine Patisserie in Paris
- Das kleine Hotel auf Island
- Der kleine Teeladen in Tokio
- Das kleine Chalet in der Schweiz
- Das kleine Cottage in Irland
Bibliografie
Titel: Das kleine Cottage in Irland
Autorin: Julie Caplin
Übersetzung: Christiane Steen
Verlag und Copyright: Rowohlt Taschenbuch
Seitenzahl: 432
Erscheinungstermin: 14. Juni 2022
Preis: 12€ (Taschenbuch)