Dieser Roman wurde uns von einer Buchhändlerin für unseren eat.read.sleep Lesekreis empfohlen. Einzige Vorgabe: Das Buch sollte nicht mehr als 200 Seiten haben und man muss über die Geschichte diskutieren können. Punkt 1 wurde erfüllt…
Klappentext
Am Küchentisch eines alten Bauernhauses treffen zwei Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Erzähler dieser Geschichte führt ein gehetztes Leben, das er als endlose To-do-Liste empfindet; Karl hingegen sortiert Tag für Tag Kartoffeln – und denkt nach. Als Karl seinen Gast mit der Tatsache konfrontiert, dass ihm noch ungefähr 25 Sommer bleiben, beginnen beide ein Gespräch über die großen Fragen des Lebens: Warum verbringen wir so viel Zeit mit unserer Arbeit anstatt mit den Menschen und Dingen, die uns wirklich wichtig sind? Woher nehmen wir den Mut, unsere eigenen Träume zu verwirklichen? Und warum beginnt das richtige Leben oft erst, wenn wir erkennen, dass wir nur eines haben?
Meine Meinung
Eins vorweg: so weit wie Daniel Kaiser von meinem Lieblingspodcast eat.READ.sleep, der es ein „Plattitüden-Armageddon“ nennt, würde ich nicht gehen, aber auch mich konnte das Buch leider nicht so ganz überzeugen.
Denn insgesamt erinnert es schon sehr an „Das Café am Rande der Welt“ – mit dem Unterschied, dass John Strelecky darin eine wirklich tolle Geschichte erzählt.
Stephan Schäfer hingegen hat dem Ich-Erzähler nicht nur keinen Namen, sondern auch keine Persönlichkeit gegeben. Einzig die gewählte Ich-Perspektive führt dazu, dass er nicht völlig auf Distanz bleibt. Er trifft morgens beim Joggen auf Karl, der gerade im See schwimmen war und ihn kurzerhand auf seinen Kartoffelhof einlädt. Die beiden verbringen den Tag miteinander, schließen überraschend schnell Freundschaft und erzählen sich gegenseitig schöne und traurige Stationen ihres Lebens. Damit wäre allerdings schon der gesamte Plot erzählt, weil keiner der Protagonisten eine Geschichte zu erzählen hat. Stattdessen reiht sich Lebensweisheit an Kalenderspruch an Lebensweisheit. Doch wenn man sich darauf einlässt, kann auch „25 letzte Sommer“ eine ruhige Atmosphäre ausstrahlen und entschleunigend, ermutigend und aufbauend wirken.
Was mich jedoch wirklich gestört hat, war das unrealistische und völlig überromantisierte Landwirtschaftssetting (denn so könnte kein Hof überleben) und die Tatsache, dass während der Protagonist versucht, das Konzept des Carpe Diem zu verinnerlichen, sich seine Ehefrau zu Hause um die Kinder kümmert und die gesamte Care Arbeit leistet.
Wenn eine Autorin dieses Buch über zwei (vielleicht auch nicht weiße) Frauen geschrieben hätte, wäre vermutlich eine ganz andere Geschichte dabei herausgekommen. Vor allem hätte sie bestimmt nicht die zahlreichen Gründe außer Acht gelassen, warum die meisten Menschen von uns es nicht schaffen, so zu Leben. Und das wäre dann so richtig spannend und interessant geworden.
Aber zumindest lassen sich die 170 Seiten schnell weglesen. Kurze Kapitel – kurzes Buch.
Fazit
Leider überhaupt nichts Neues und etwas zu gewollt tiefsinnig. Lest lieber John Streleckys „Das Café am Rande der Welt“.
Bibliografie
Titel: 25 letzte Sommer
Autor: Stephan Schäfer
Verlag & Copyright: Ullstein
Seitzenzahl: 176
Erscheinungstermin: 14. März 2024
Preis: 22 € (Hardcover)