Himmel ohne Ende von Julia Engelmann

Um ehrlich zu sein, hatte ich von Julia Engelmann noch nie etwas gehört… Doch dann durfte ich die Autorin bei einem Blogger*innenevent des Diogenesverlags kennenlernen und wurde total angefixt. Zunächst war ich etwas skeptisch, ob eine Poetry Slammerin auch eine gute Romanschriftstellerin sein kann – Spoiler: Julia Engelmann kann.

Klappentext

Charlie ist fünfzehn und vermisst ihren Vater, besonders seit ihre Mutter wieder einen Mann hat. Und als ob das nicht genug wäre, hat ihre beste Freundin gerade den Jungen geküsst, in den Charlie verknallt ist. Seitdem hat es den Anschein, als befinde sich zwischen ihr und der Welt eine Glasscheibe. Und dann kommt Pommes, der eigentlich Kornelius heißt und der aus der Glasscheibe ein Autofenster macht, das man runterkurbeln und durch das Charlie ihre Hand endlich wieder in den Himmel strecken kann.

Meine Meinung

Kennt ihr das, wenn ihr die ersten Seiten eines Buches lest und direkt wisst, das wird großartig? So ging es mir mit „Himmel ohne Ende“. Schon nach wenigen Augenblicken war ich wieder Teenager und stand in der Aula meiner ehemaligen Schule.  

Das lag zunächst einmal vermutlich daran, dass ich mich mit der Protagonistin Charlie sofort identifizieren konnte, denn so vieles kam mir bekannt vor:  Ihre Unsicherheiten, ihre Wut, ihre Sehnsucht – all das war nicht überzogen oder pathetisch, sondern echt. Dazu die Ich-Perspektive, die mich ihrer Gefühlswelt ganz nah bringt, so als würde ich ihre Gedanken selbst denken.

Und wer würde sich nicht direkt in Pommes alias Kornelius verknallen. Allein schon, weil er Charlies Tor zur Welt wird. Obwohl auch er keine leichte Hintergrundgeschichte mitbringt, bekommt die Geschichte mit ihm eine Leichtigkeit, ohne ihre Tiefe zu verlieren.

Zwei weitere Figuren, die Charlie Halt geben und gleichzeitig der Geschichte Schwere nehmen, sind ihre liebevoll gezeichnete Oma und der süße Hamster Markus.  

Die Themen des Romans sind so vielfältig wie die Gedanken im Kopf und Emotionen im Bauch eines Teenagers:  Ablehnung, Einsamkeit und Selbstzweifel, Zuneigung und Liebe, Verlust, Trauer und unbändige Freude. Die Autorin geht aber nicht nur einfühlsam mit Angststörungen, Depressionen und Suizidgedanken um – es ist ihre feine Beobachtungsgabe, mit der sie auch kleine Gesten, Zwischentöne und unausgesprochene Gedanken sichtbar macht. Mir hat die Geschichte sogar rückblickend noch Mut gemacht: nicht laut, sondern still und nachklingend. Ich wünschte, es hätte zu meiner Schulzeit einen solchen Roman gegeben.

Julia Engelmanns Sprache ist bildhaft, etwas poetisch und melancholisch, aber auch durchzogen von feinem Humor und tiefer Menschlichkeit, was mich mühelos durch die Geschichte trug. Es ist kaum zu glauben, dass dies ihr erster Roman sein soll.

Mir gefallen außerdem die kurzen Kapitel und kleinen Cliffhanger, die den Lesefluss angenehm antreiben.

Fazit

„Himmel ohne Ende“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt durch das Gefühlsleben eines Teenagers – voller Zweifel, Schmerz, Hoffnung und leiser Stärke. Es ist ein stilles, kraftvolles Buch, das zeigt, wie wichtig es ist, gesehen und verstanden zu werden. Für mich ein Überraschungshighlight – nicht nur für Jugendliche, sondern für alle, die sich erinnern wollen, wie sich Erwachsenwerden anfühlt.

Ich freue mich schon auf alles, was Julia Engelmann sonst noch schreiben wird.

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom Diogenesverlag zur Verfügung gestellt bekommen. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.

Bibliografie

Titel: Himmel ohne Ende

Autorin: Julia Engelmann

Verlag & Copyright: Diogenes

Seitenzahl: 336

Erscheinungstermin: 23. Juli 2025

Preis: 25 € (Hardcover)

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