Knights von Lena Kiefer

Wie steht ihr zu Artus und den Rittern der Tafelrunde? Als alte Pen & Paper Rollenspielerin hat mich dieser Plot natürlich sofort angesprochen. Und Lena Kiefer ist eigentlich auch oft ein Garant für spannende Abenteuergeschichten.

„Knights“ ist eine urban Fantasy Trilogie, daher folgt eine Rezension der gesamten Reihe.

Alle Bände der Knights-Trilogie

  • Knights – Ein gefährliches Vermächtnis (Band 1)
  • Knights – Ein gnadenloses Schicksal (Band 2)
  • Knights – Eine erbarmungslose Macht (Band 3)

Weltenaufbau

Die Geschichte spielt größtenteils in der Gegenwart der uns bekannten Welt (es existiert aber noch die sog. Anderswelt). Und es gibt Personen mit gewissen Fähigkeiten.

Die guten Jungs (und Mädels) sind die Knights. Als Erben der Ritter der Tafelrunde verfügen sie jede*r über eine bestimmte Gabe und setzen diese für das Gute ein. Demgegenüber stehen die Darks, gewissermaßen zur dunklen Seite gewechselte Knights. Sie schüren Hass und stiften Chaos auf der Welt. Die Organisation, die Knights ausbildet und in Teams auf der ganzen Welt einsetzt, nennt sich KORT. Doch ist diese Institution wirklich so wohltätig? Und wenn ja, warum hat Charlottes Bruder sie vor Jahren von dort befreit?

Charaktere

Wir lernen sechs Nachfahr*innen kennen. Das Knight-Team, das die Hauptrolle spielt, besteht aus:

  • Arthur: Oscar Blackwell
  • Lancelott: Noel
  • Gawain: Xavia
  • Kay: Zeph
  • Tristan: Levi
  • Percival: Thora

Dann gibt es natürlich noch die Protagonistin Charlotte, deren Abstammung erst im Laufe von Teil I gelüftet wird, ihren Bruder Dex sowie Noels Bruder Killian, der sich den Darks angeschlossen hat. Und wir erfahren einiges über die dramatische Liebesgeschichte von Merlin & Morgana, da diese Figuren ebenfalls eine große Rolle spielen. Fehlt eigentlich nur noch Lady Guinevere, die jedoch erst im dritten Band eine Rolle spielt.

Die Knights verfügen über so eine Art Supercomputer, der Zukunftsszenarien durchspielt und dem Team so Handlungsempfehlungen gibt (oder sollte ich vielleicht besser Befehle sagen?).

Charlotte gefällt mir besonders gut. Sie ist ebenso schlau wie mutig und nimmt die Dinge lieber selbst in die Hand, statt sich vom Schicksaal verarschen zu lassen.

Noel ist da viel dramatischer mit seinem Märtyrer Syndrom á la „ich lösche mit meiner Gabe unsere Liebe aus, damit die Welt nicht untergeht…“

Die anderen Figuren scheinen zwar auch eine Hintergrundgeschichte mitzubringen, auf die wird aber leider nicht näher eingegangen. Dabei hätte ich es schön gefunden, wenn einigen von ihnen wie bspw. den Divines (Zwillinge, die die Zukunft voraussehen können) etwas mehr Raum gegeben worden wäre. 

Sprache

Dass Lena Kiefer fesselnde Romane schreibt, die sofort nach einem rufen, sobald man sie beiseitelegt, wissen wir ja schon. „Knights“ startet etwas rasant und chaotisch, wird aber später ruhiger.

Der Sprachstil ist wie erwartet fesselnd, insbesondere am Anfang konnte ich nicht aufhören.

Die Perspektiven wechseln, wie so oft in ihren Romanen, zwischen den Hauptprotagonisten hin und her. Kapitelüberschriften, die darauf hinweisen, gibt es aber erst in Band III, daher kam ich in Teil I häufiger ins Straucheln, aus welchem Blickwinkel gerade erzählt wird. Im Zwischenteil wird nur aus der Perspektive Charlottes erzählt.

Keine Cliffhänger und keine Blogtwists

Die Erwartungen an die letzten Seiten eines ersten oder Zwischenbandes von Lena Kiefer sind natürlich immer sehr hoch. Deshalb war das eher unspektakuläre Ende von Teil I auch ein wenig enttäuschend. Kein fieser Cliffhanger weit und breit. Ich habe das Buch zugeklappt und gedacht: „Das war’s jetzt?“ Gleiches gilt für Band II.

Neben den Twists fehlten mir tatsächlich auch ein paar Intrigen und/oder das Figuren nicht das sind was sie vorgeben zu sein.

Lena Kiefer: Knights – Ein gefährliches Vermächtnis, cbj, 448 Seiten, erschienen am 13. September 2021

Die 18-jährige Charlotte Stuart tut alles dafür, ihre einzigartige Gabe geheim zu halten. Denn sie weiß: Wenn ihre Fähigkeiten in die falschen Hände geraten, könnte das den Untergang der Welt bedeuten. Doch dann macht plötzlich jemand unerbittlich Jagd auf Charlotte und sie muss so schnell wie möglich aus London verschwinden. Auf ihrer Flucht läuft sie ausgerechnet der Organisation in die Arme, vor der sie sich jahrelang versteckt hat: den Knights of the Round Table. Die Nachfahren der Ritter der Tafelrunde verfügen selbst über besondere Gaben und Charlotte misstraut ihnen zutiefst. Dennoch bleibt ihr keine andere Wahl, als sich mit den Knights zu verbünden, um ihren übermächtigen Gegner zu stoppen. Unterstützung erhält sie dabei allen voran von Noel Mayfield, einem Lancelot-Erben, der in ihr unerwartete Gefühle weckt und mit dem sie ein gefährliches Schicksal verbindet …

Seelenverwandtschaft

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so etwas sage, aber die Liebesgeschichte war mir einfach etwas over the top. Doch wie ich von meinem Buddyread gelernt habe, ist dieses füreinander bestimmt sein typisch für das Muster des höfischen Romans (Ich kenne die einzig wahre Liebe eigentlich nur aus Shrek, hihi). Normalerweise schreibt Lena Kiefer etwas subtiler, vielleicht kam es mir deshalb so überzogen vor.

Ich lächelte, aber als unsere Blicke sich trafen, erstarrte ich. Es war, als wären plötzlich nur noch sie und ich im Pub, alle anderen Menschen und Geräusche waren ausgeblendet.

Lena Kiefer: Knights – Ein gefährliches Vermächtnis, S. 11

Ich legte wie automatisch meine Finger auf ihre und unsere Blicke trafen sich im schwachen Licht der Notausgangsbeleuchtung. Es war, als hätte jemand die Zeit für einen Moment angehalten. Ein Schlag fuhr durch meinen Körper wie eine Vorahnung. Der Blick aus Charlottes braunen Augen verband sich mit meinem zu etwas, das ich nie hätte benennen können.“

Lena Kiefer: Knights – Ein gefährliches Vermächtnis, S. 18f.
Und so geht es immer weiter…

In meinen Augen wirkt das leider etwas aus der Zeit gefallen, so als wollte man altertümliche Minne mit Gewalt ins 21. Jahrhundert zerren. Und diese Art der Liebesgeschichte macht die Beziehung zwischen Charlotte und Noel natürlich wenig überraschend.

Wer übrigens die obligatorische Dreiecksbeziehungskiste vermisst hat, den kann ich beruhigen: Ich habe eine starke Vermutung, die kommt in Band II.

Lena Kiefer: Knights – Ein gnadenloses Schicksal, cbj, 432 Seiten, erschienen am 23. Mai 2022

Füge dich deinem Schicksal – oder die Welt ist dem Untergang geweiht!

Nach dem verheerenden Kampf gegen die Darks müssen Charlotte und die Knights nicht nur mit den Folgen dieser Schlacht leben. Auch die Vorhersage der Divines stellt das Team vor eine riesige Herausforderung und Charlottes Herz mächtig auf die Probe. Die Lage scheint aussichtslos und auch Noel entfernt sich immer weiter von Charlotte. Da erscheint jedoch ein Silberstreif am Horizont: Der Heilige Gral könnte die Lösung aller Probleme sein und die Knights zum Sieg führen. Aber wie findet man ein sagenumwobenes Artefakt, bei dem nicht einmal sicher ist, ob es überhaupt existiert? Charlotte begibt sich auf die Suche – nicht nur, um die Welt zu retten, sondern auch ihre große Liebe.

Meine Meinung zum zweiten Teil

Mein größtes Problem mit diesem Buch war das Setting der Dreiecksbeziehung. Ich bin ohnehin kein großer Fan von sowas aber wenn auch noch alle drei Beteiligten absolut liebenswert sind, fällt es mir schwer, die Situation auszuhalten. Noch dazu lässt die Autorin Noel völlig in den Hintergrund treten, um ihn genau dann wieder auftauchen zu lassen, wenn Oscar beginnt, sich in mein (und auch in Charlottes) Herz zu schleichen.

Dabei hatte ich ein leichtes Tribute von Panem Deja Vu, da hab ich den ersten Freund von Katniss auch lieber gemocht als Peter…

Noels Verhalten gefiel mir einfach nicht; wie er sich abkapselt und sich selbst alles auflädt, statt gemeinsam nach einer Lösung zu suchen bzw. dafür zu kämpfen. Wie schon gesagt, kann ich dieses Märtyrerhafte nicht so gut leiden, auch wenn es zu seinem Charakter passt.

Den Aufbau des Plots fand ich nicht immer logisch.

Alles in allem war es ein reiner Zwischenband, der auf den großen Showdown vorbereitet, wo dann Guinevere, die ihre große Liebe zurück haben und sich an Merlin rächen will, auf Lancelot trifft.

Das sagt mein Buddyread zu Teil II

Meine liebe Nina hatte einen positiveren Eindruck von dem Buch:

„Trotz leichter Schwächen hat sich die Geschichte in Die Knights – Ein gnadenloses Schicksal weiterentwickelt. Das emotional echt fiese Ende hat mich nach Band 3 hoffend zurückgelassen“

Ihre Rezension findet ihr hier.

Knights – Eine erbarmungslose Macht, cbj, 416 Seiten, erschienen am 24. Mai 2023

Charlotte und die Knights haben ihren letzten Kampf gegen Morgana nur mit Mühe und Not überstanden und stehen vollkommen unter Schock. Denn Noel wurde von Morganas Kräften übermannt und ist spurlos verschwunden. Keiner weiß, ob er noch er selbst ist oder ob ihn die Dunkelheit bereits vollkommen vereinnahmt hat. Als KORT beschließt, Jagd auf Noel zu machen, setzen Charlotte und Team Stanham alles daran, ihn vor den anderen zu finden. Ein erbarmungsloser Wettlauf mit der Zeit beginnt, bei dem nicht nur Charlottes und Noels Liebe auf dem Spiel steht, sondern das Schicksal der ganzen Welt …

Meine Meinung zum dritten Teil

Mein Hauptproblem mit dem Abschlussband war, dass Guinevere zum Bösewicht gemacht wurde.

Die Handlung ist im Prinzip schnell erzählt: Das Team versucht Noel von Morganas Gabe zu befreien, weil sie ihn auffrisst. Zweitens versuchen sie Guinevere aufzuhalten, die sich an Merlin rächen und mit Noel als Lancelots Nachfahre über die Welt herrschen will.

Der einzige Charakter, der in diesem Band eine Entwicklung durchmacht, ist Noels „böser“ Bruder Killian, aber die war mir leider viel zu flach.

Gesamtfazit

„Knights“ bietet durch die Verknüpfung von Mythos und „echter“ Magie einen außergewöhnlichen Weltenaufbau. Insbesondere die Verarbeitung der Artus-Sage gefällt mir mit gut. Insgesamt war es mir jedoch zu wenig, denn der Titel und die Namen der Beteiligten ist leider das Einzige, was diese Reihe mit der Arthus-Sage gemein hat. Ich fand die Idee von Nachkommen der Ritter der Tafelrunde spannend, aber leider wurde ihr Potenzial nicht genutzt. da hätte man weit mehr herausholen können. In Band I hat mir der Transfer in unsere heutige Zeit als eine Art Spionagethriller noch ganz gut gefallen, dieser Aufbau war in Band II und III schon kaum mehr spürbar.

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