Ich bin über die liebe @linheliest auf dieses Buch aufmerksam geworden und habe es dann auch in einer Leserunde mit ihr und noch zwei anderen Bookstagrammerinnen gelesen. Das würde ich euch auch empfehlen, denn man hat während der Lektüre definitiv Redebedarf!
Ich bin übrigens stolzes Nerd Girl. Das hätte ich auch vor der Lektüre schon von mir behauptet. Zum Filmabend am Star Wars Day backe ich schonmal 16 Stunden an einer Todessterntorte, es ist meine Kriegerin, die beim Midgard (das ist ein Pen & Paper Rollenspiel) die Jungs vor den Bösewichten rettet, ich rede mit meinem Mann häufig in Die drei ??? Zitaten, meine Traumkreuzfahrt wäre, auf einem Forschungsschiff in die Antarktis zu fahren und ich stehe auf Mathe. Ich meine, ich arbeite als Betriebswirtin in einer Fakultät voller Physiker*innen, wenn das keinen Nerd Girl Charakter hat, weiß ich auch nicht.
Klappentext
Ausgehend von persönlichen Erfahrungen seit der Kindheit widmet sich Simoné Goldschmidt-Lechner in »Nerd Girl Magic« der Nerd und Geek Culture aus nicht-weißer, nicht-männlicher Perspektive. Diskutiert wird das nerdy Coming-of-Age als Potential für gesellschaftlichen Widerstand und Wandel anhand verschiedener Beispiele. Diese reichen vom Magical Girl-Genre und seiner (scheinbar) inhärenten Queerness über Gaming Culture, Videospiele und den Kampf gegen den Ausschluss von Personen, die nicht weiß, männlich und cis sind, um Pen & Paper und alternative Realitäten, Fantasy und Sci-Fi bis hin zu Pro-Wrestling und der »großen Welle« aus Korea in den letzten Jahren mit K-Pop und K-Drama. Es geht um einen Zugang zu Nerd Culture für diejenigen, die Nerdiness nach wie vor abwerten, aber auch darum, dass Fandom schon immer von antiautoritären, widerständigen, female and non-white Strömungen durchzogen ist, dass Nerd Culture ein utopischer Rückzugsort sein kann für FLINTA, queere Menschen, BIPoC, neurodivergente Menschen und Arbeiter*innen. Dies alles wird eingebettet in eine detaillierte, intersektionale, erkenntnisreiche wie amüsante Analyse von Filmen, Serien, Spielen, Comics, Anime, Manga und Genreliteratur wie Sailor Moon, Buffy, Star Trek und auch Dark Academia. Es ist an der Zeit, das Bild des Nerds neu zu denken!
Meine Meinung
Der Inhaltsangabe des Klappentextes ist eigentlich nichts hinzuzufügen, daher versuche ich gar nicht erst das Rad neu zu erfinden.
Dadurch, dass ich eigentlich mit allen Kapiteln außer Mangas und Animes etwas anfangen konnte, habe ich schnell einen Zugang zum Buch gefunden. Aber selbst diese Passagen fand ich interessant und gut lesbar.
Außerdem mag es immer sehr, wenn ein Buch mich in meine eigene Kindheit und Jugend zurückversetzen kann. Wenn dann auch noch mein Nerd-Hirn mit neuen Anregungen und Erkenntnissen gefüttert wird: Jackpot! Und so genoss ich die kleinen Flashbacks zu meinem ersten Pen & Paper Abenteuer, Buffy oder Barbie, während mir die Autorin neue über meine höchstens feministische Brille hinausgehende Perspektiven auf meine geliebten Rollenspiele, Games, Filme und Serien ermöglichte.
Ich weiß leider nicht mehr, wo ich gelesen habe, dass die Lektüre heilsam war, aber ich kann dem nur zustimmen. Mir gab das Buch selbst nach 30 Jahren noch das Gefühl, damals vielleicht doch nicht das einzige Nerd Girl auf der Welt gewesen zu sein. Nur hatte ich halt noch kein Internet, um das herauszufinden…
Simoné Goldschmidt-Lechner analysiert die einzelnen Bereiche gekonnt, indem sie dem Potenzial, sich in diesen (vermeintlichen?) Safe Spaces auszuleben, mögliche sexistische und rassistische Strukturen gegenüberstellt. Die dahintersteckende wissenschaftliche Recherche hat mich sehr beeindruckt, insbesondere, weil sich das Buch trotzdem leicht lesen lässt. Und durch die kurzen übersichtlichen Kapitel eignet es sich auch hervorragend für einen Buddyread, weil man sich direkt im Anschluss darüber austauschen kann, bevor man weiterliest.
Was mir außerdem noch sehr gut gefallen hat, war, dass die Autorin nicht mit absolutistischer Perfektion 100 Prozent fordert. Ein wenig oder oberflächlich ist besser als gar nichts, außerdem kann daraus ja noch mehr werden.
Fazit
Allen „Nicht-Nerds“ bietet das Buch sicherlich einen guten Einblick in die Thematik. Und für mich persönlich war es eine intelligent geschriebene nostalgische und gleichzeitig informative und aufklärende Reise ins Nerd-Universum.
Daher schließe ich mich der Autorin an:
„Wir sind Nrrd Grrrls.
Und wir werden die Welt verändern.“Simonè Goldschmidt-Lechner: Nerd Girl Magic, S. 170
Bibliografie

Titel: Nerd Girl Magic
Autorin: Simoné Goldschmidt-Lechner
Verlag & Copyright: Verbrecherverlag
Seitenzahl: 184
Erscheinungsdatum: 24.02.2025
Preis: 22 € (Hardcover)