EREBOS 1 und 2 von Ursula Poznanski

Ich bin erst durch den Hype um den zweiten Teil, der ja gerade erst erschienen ist, auf EREBOS aufmerksam geworden. Auf einmal gab es überall Leserunden zu diesem Buch und ich las zahllose Kommentare über den grandiosen ersten Band.

Und da dieser eine in sich abgeschlossene Geschichte zu sein schien, dachte ich, ich fange mit der Neuerscheinung an. Gesagt, getan, ich marschierte also in die örtliche Buchhandlung mit der Absicht mir tatsächlich ohne große Inhaltsrecherche Teil 2 zu besorgen. Und – ihr ahnt es schon – ein Blick auf das gelbe Cover, die schwarz gefärbten Seiten der limitierten Auflage und es war um mich geschehen. Ich war hoffnungslos verliebt.

Muss ich zum Cover eigentlich noch irgendetwas sagen? Ich meine ihr seht ja selbst, dass es der Oberkracher ist. Der Titel in Großbuchstaben auf den gefärbten Seiten, das Auge des Boten. Und dann noch die goldfarbene Signatur auf schwarzem Papier gleich nach dem Einband. Die Haptik.
ES. IST. PERFEKT.

Der Sprachstil gefiel mir ebenfalls auf Anhieb und die gezeichneten Figuren waren einfach nur toll. Doch schon nach schnell verflogenen 150 Seiten war klar: Ich brauche Band 1. Sicherlich hätte man diesen Teil auch völlig losgelöst lesen können. Dennoch wurde immer wieder auf den ersten Band  und die damaligen Geschehnisse Bezug genommen. Und gerade solche Verweise mag ich doch so gern! Also hielt ich es nicht mehr aus und stapfte in der nächsten Mittagspause erneut zum Buchladen.

Was glaubt ihr, wie mein Herz höher schlug, als ich entdeckte, dass es den ersten Band in einer äquivalenten limitierten Auflage gab: Cover und Seitenränder dieses Mal in Rot.

Abends wurden natürlich noch gleich die ersten Seiten gelesen. Und ab da lag dieses große rote Buch mahnend an dem Platz, an dem ich es abgelegt hatte und übte so einen Sog auf mich aus, es weiterzulesen, dass mich das Bild des Covers auch bei der Arbeit und bei allen anderen Tätigkeiten nicht loslies. Ich konnte die Hauptfigur Nick also sehr gut verstehen. Nick ist Schüler und würde auch gern das geheimnisvolle Computerspiel EREBOS spielen, das derzeit bei seinen Klassenkameraden so angesagt ist. Doch kann man es nicht einfach kaufen, sonst hätte Nick das natürlich schon getan. Nein, es wird von Spieler zu Spieler weitergegeben und auch nur an diejenigen, die die geforderten Voraussetzungen mitbringen und versprechen, sich bedingungslos an die Spielregeln zu halten.

EREBOS spielt in der realen und virtuellen Welt. Das Gruselige daran ist, dass beide Welten verschwimmen und Einfluss auf die jeweils andere haben. Anfangs beginnt es noch harmlos, wenngleich spannend, als online-Fantasy-Rollenspiel mit integrierter echter Schnitzeljagd. Doch hat dich EREBOS erstmal in seinen Fängen, lässt es Dich nicht so schnell wieder los. Und wenn doch, tust Du alles, um wieder rein zu kommen…

Ich muss zugeben, dass ich an diesem Buch länger las, als sonst üblich. Das ist aber durchweg positiv gemeint, denn ich kostete wirklich jede Seite aus, ließ meinem Kopfkino freien Lauf und genoss die Bilder, die Poznanski entstehen ließ. Für Fantasyfans und Rollenspieler – ob online oder Pen-&-Paper – ist es ein wahrer Lesegenuss! Allein die Idee, Schmerzen, die der Charakter erleidet, über einen Nerv tötenden Ton in den Lautsprechern auf den Spieler zu übertragen, ist so genial wie unheimlich.

Einzig das Ende war irgendwie nicht so bombastisch wie ich es erwartet hatte. Ich hatte verschiedene Vermutungen, die sich aber als falsch herausstellten. Die tatsächliche Auflösung war durchaus schlüssig, aber irgendwie hatte ich mir mehr erwartet.

Doch nun wieder zu Band 2: Nick ist inzwischen erwachsen geworden und hätte sicher nicht gedacht, dass er noch einmal EREBOS spielen würde. Aber nicht nur „Veteranen“ werden rekrutiert; EREBOS erfuhr zahlreiche Upgrades, also ist es wenig überraschend, dass es neue Jünger anlockt. Allerdings gibt es keine Wahl mehr, zu spielen oder nicht. Digitalisierung und technische Neuerungen werden hemmungslos genutzt, um dich notfalls unter Druck zu setzen. Positive wie negative Konsequenzen aus der digitalen Welt hatten nie größere Auswirkungen auf die Realität. Also wage es ja nicht, EREBOS nicht bedingungslos zur Verfügung zu stehen!

Vorteil war für mich jetzt natürlich, dass ich so nahtlos den Sprung von knapp 10 Jahren zwischen Band 1 und 2 machen konnte und die damaligen Ereignisse und Figuren noch ganz frisch waren. So dachte ich zumindest…

Nachdem ich nun aber den ersten Teil gelesen hatte, entdeckte ich Rückblickend auf die die ersten 150 Seiten des zweiten Bandes viele Parallelen zu Band 1. Ein bisschen so wie bei Star Wars und The Force Awakens. Manchmal ist es doch gut, wenn zwischendurch einiges an Zeit vergangen ist…

Die Idee für die neuen Handlungsstränge ist dennoch sehr gut. Figuren und Computerspiel sind ebenso gut gezeichnet, wie im ersten Teil und EREBOS ist noch gruseliger…

Fazit

EREBOS 1 ist eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Die Geschichte erscheint erschreckend realistisch und auch wenn mich das Ende jetzt nicht vom Hocker gehauen hat, war es doch logisch aufgebaut und überzeugend. Auch wenn EREBOS Jugendbücher sind, sprechen sie meiner Meinung nach alle Altersgruppen an. Die Handlung bringt einen doch ins Grübeln über die Digitalisierung und sein eigenes Nutzerverhalten. Das Buch ist definitiv Pflichtlektüre für alle Online-Rollenspielende Leseratten.

EREBOS 2 kann ich ebenfalls empfehlen, auch wenn mir – da ich ja direkt zuvor den ersten Band gelesen hatte – die Sequenzen um Computerspiel und realer Schnitzeljagd noch zu vertraut waren, um mich so direkt in den Bann zu ziehen wie EREBOS 1. Die Geschichte ist halt auch einfach nicht mehr neu. Mein Tipp wäre daher, sich beide Bände in der limitierten Auflage zu gönnen (denn sie machen sich einfach MEGA im Bücherregal und sind so schön anzufassen), den ersten Teil zu lesen und anschließend – je nach Gedächtnis – 5-10 Jahre zu warten, um dann mit dem zweiten Teil fortzufahren.

Infos

Copyright Loewe Verlag

Titel: EREBOS 1

Autorin: Ursula Poznanski

Verlag und Copyright: Loewe

Seitenzahl: 496

Preis: 19,95 (gebunden, limitierte Auflage)

Copyright Loewe Verlag

Titel: EREBOS 2

Autorin: Ursula Poznanski

Verlag und Copyright: Loewe

Seitenzahl: 512

Preis: 19,95 € (Hardcover, limitierte Auflage)

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