Nordlicht – Die Tote am Strand von Anette Hinrichs

Der erste Fall für das Deutsch-Dänische Ermittlerteam Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg. Nordische Krimis sind ja voll meins und auf Streamingdiensten verschlinge ich jede Krimiserie grenzübergreifender Ermittlerteams. Denn dort spielt meistens nicht nur der aktuelle Fall eine Rolle, sondern auch die zwischenmenschliche Dynamik zweier Kulturen. In diesem Fall bspw. die Angewohnheit der Dänen, alle zu Duzen, was natürlich im starken Kontrast zur deutschen Etikette im Hinblick auf neue Bekanntschaften steht.

Als erstes ist mir aber natürlich das tolle Cover aufgefallen. Die Haptik ist ein echter Knaller, durch die rauen Hervorhebungen scheint es, als könne man den Sand direkt auf den Klappendeckeln fühlen. Ich mag auch die Farben; Gräser sowieso (mein Garten ist voll davon) und die Treppe über die Dünen verspricht Meer. Da hat man doch sofort Lust auf eine der Nordseeinseln zu fahren oder nicht? Na gut, vorausgesetzt sie haben den Killer bis dahin geschnappt…

Am Strand von Kollund wird eine junge Frau erschossen aufgefunden. Das Opfer kam anscheinend aus Deutschland, doch nach und nach stellt sich heraus, dass es sich um die vor zwölf Jahren verschwundene Dänin Liva Jorgensen handelt. Der Fall wird Vibeke Boisen, frischgebackene Leitern der Flensburger Mordkomission, und Rasmus Nyborg von der dänischen Polizei, gemeinsam übertragen. Personen lügen, verschweigen Dinge und verschwinden. Das macht es dem Deutsch-Dänischen Ermittlerteam ebenso schwer wie den Ermittlungsprozess authentisch.

Vibeke war mir dabei von Anfang an sympathisch. Allein der Name gefällt mir mega gut. Was ich mich bei Rasmus‘ Charakter jedoch immer wieder gefragt habe: müssen die männlichen Ermittler aus Skandinavien immer so abgewrackt sein? Also psychisch total kaputt? Und ja, ich weiß, ihm hat das Schicksal übel mitgespielt. Und er ist ja auch nicht direkt ein Harry Hole, aber es geht schon ein wenig in die Richtung…

Wie erhofft, lässt der Roman auch Platz für Privates aus dem Leben der beiden Ermittler. Beide haben mit Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen, die uns sicherlich noch durch die folgenden Romane der Reihe begleiten werden. Ich bin gespannt, ob sie es schaffen sie zu besiegen und ob sich das Duo in den nächsten Bänden vielleicht auch persönlich etwas annähert. So eine kleine Liebesgeschichte als Nebenplot gefällt mir bei Krimis ja immer gut. Ich freu mich jedenfalls auf ein Wiedersehen mit den beiden.

Die Ermittlungserfolge und weiteren Geschehnisse sind logisch aufgebaut und werden auch so rübergebracht. Die Polizeiarbeit wird sehr detailliert beschrieben, so dass man viel Interessantes darüber lernt. Bspw. erscheint es logisch – aber es wäre mir nicht gleich in den Sinn gekommen – dass es sich als problematisch erweisen könnte, in der windigen Küstengegend Spuren zu sichern. Orte und Landschaften werden sehr atmosphärisch geschildert, selbst die Beschreibung des Wetters trägt dazu bei, dass man das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein.

Und auch wenn sich eine meiner Ideen zur Hintergrundgeschichte als richtig entpuppte, konnte ich den Mörder bis zum Schluss nicht erraten. Im Nachhinein betrachtet, ist es eine ganz klassische Kriminalgeschichte, wie man sie von der reinen verbrecherischen Handlung her schon ein Dutzend Mal gelesen hat. Aber durch die interessant gestalteten Hauptfiguren und Nebencharaktere wird doch wieder eine ganz eigene neue Geschichte daraus.

Eine besonders schöne Idee waren die Steckbriefe der beiden Hauptfiguren, die Karte für den geografischen Überblick und die Fotos der wichtigsten Orte in den Klappendeckeln. Zwar wäre nichts davon zur Visualisierung erforderlich gewesen, kam bei mir aber sehr gut an.

Erleichtert war ich auch, dass der Krimi ohne die Brutalität auskommt, die man sonst häufiger in skandinavischen Krimis und Thrillern findet.

Fazit

Eine ganz klassische Kriminalgeschichte ohne viel Action, die jedoch durch ihre Charaktere und den atmosphärischen Beschreibungen der Landschaft zu etwas Besonderem wird.


Titel: Nordlicht – Die Tote am Strand

Autorin: Anette Hinrichs

Verlag und Copyright: Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Seitenanzahl: 432

Preis: 9,99 € (Taschenbuch)

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