Ich liebe Wissenschaftsthriller. Und für das menschliche Gehirn kann ich mich besonders begeistern. Von Andreas Eschbach steht noch „nsa“ auf meinem RuB, der Autor war mir also nicht unbekannt. Und was er sich für „Die Abschaffung des Todes“ ausgedacht hat, klang nach einer mega Geschichte!
Klappentext
Drei hochkarätige Unternehmer aus dem Silicon Valley wollen ein zweites ‚Manhattan Projekt‘ ins Leben rufen. Nur ist das Ziel noch ehrgeiziger als damals die Entwicklung der Atombombe: Sie wollen den Tod abschaffen. Der Journalist James Windover entdeckt jedoch, dass die Unternehmer, während sie von Investoren Milliarden sammeln, insgeheim versuchen, einen Schriftsteller zum Schweigen zu bringen – weil sie eine Story fürchten, die er geschrieben hat. Was steht darin, das das Projekt gefährden könnte? James begibt sich auf die Suche nach dem Mann und gerät rasch selbst in tödliche Gefahr …
Meine Meinung
Ich habe eine Weile gebraucht, um in den Roman reinzukommen, aber dann wurde er mehr und mehr zu dem Wissenschaftsthriller, den ich erwartet habe. Im Prinzip geht es darum, das menschliche Gehirn zu digitalisieren und dadurch ewig zu leben. Diese Komponente nimmt viel Raum ein, daher sollte man ein gewisses Interesse an Neurowissenschaften mitbringen. Mir gefällt die Grundidee sehr, gleichzeitig finde ich sie gruselig, weil sie so realistisch rübergebracht wird, als könne es schon in Kürze Wirklichkeit werden.
Spannend fand ich auch, mir vorzustellen, wie die Zukunft in dieser Welt aussehen würde: Ein Mix aus echten und künstlichen Gehirnen. Was macht das mit der Erde, wenn es zusätzlich zur normalen Bevölkerung auch menschliche Roboter gäbe? Wie würde sich das Zusammenleben gestalten?
Ihr seht, über dieses Thema lässt sich richtig gut philosophieren. Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und was Andreas Eschbach von der ersten Seite an geschafft hat, war, dass wir uns sofort in eine sehr tiefe und teilweise auch extrem persönliche Diskussion gestürzt haben.
Bei der Figurenentwicklung hätte es meiner Meinung nach allerdings noch Potenzial nach oben gegeben, insbesondere James Verhalten konnte ich nicht immer nachvollziehen. Dass er eine Freundin hat und so etwas Romance in die Handlung kommt, mag ich grundsätzlich ja immer gern. Doch leider war Joan nicht sehr detailliert ausgearbeitet und ihr Charakter stereotyp und vorhersehbar. Den Schriftsteller Ferdurci mochte ich hingegen auf Anhieb. Ich wollte unbedingt wissen, wie seine Geschichte ausgeht.
Leider hat der Roman in der Mitte einige Längen. Es gibt eine etwas ausufernde Verfolgungsjagd quer durch Europa, die wohl Spannung erzeugen sollte, aber überhaupt nicht meins war. Dieser Handlungsstrang war auch sehr vorhersehbar und die Auflösung wirkte extrem konstruiert. Zum Schluss wurde die Balance zwischen wissenschaftlich-philosophischen Ansätzen und Actionszenen aber wieder besser.
Die Sprache des Autors mochte ich sehr. Andreas Eschbach schreibt auch in den tiefsten wissenschaftlichen Erläuterungen verständlich und bildhaft. Auch die Atmosphäre des Romans hat mir gut gefallen.
Fazit
Die Grundidee hatte großes Potenzial, aber leider wurde die Geschichte etwas unausgewogen umgesetzt. Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten.
Kostenloses Rezensionsexemplar
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar von der Lesejury zur Verfügung gestellt bekommen. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.
Bibliografie
Titel: Die Abschaffung des Todes
Autor: Andreas Eschbach
Verlag & Copyright: Lübbe
Seitenzahl: 656
Erscheinungstermin: 30. August 2024
Preis: 26 € (Hardcover)