Reise zum Mittelpunkt der Erde von Jules Verne

Das letzte Mal habe ich die Geschichte gelesen, als ich so um die zwölf Jahre alt war. Als es jetzt für den @Bookies.behind.covers Lesemonat ausgewählt wurde und alle sich diese wunderbare Schmuckausgabe gegönnt haben, bekam ich Leseneid…

Klappentext

„Steige hinab in den Krater des Sneffels Jökull, wackerer Reisender, und du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen.“Diese Botschaft eines mittelalterlichen Alchemisten finden der wissbegierige Professor Lidenbrock und sein Neffe Axel in einem verschlüsselten Dokument. Voller Erkenntnisdrang machen die beiden Wissenschaftler sich unverzüglich auf den Weg von Hamburg nach Island und steigen zusammen mit ihrem unerschütterlichen Führer Hans durch den Vulkan ins Innere der Erde. Auf ihrer fantastischen Reise durch atemberaubende unterirdische Landschaften und diverse Epochen der Erdgeschichte machen sie höchst erstaunliche Entdeckungen und erleben spannende Abenteuer.

Meine Meinung

In meiner Erinnerung ging die Reise sofort unter die Erde zu einer bunten Parallelwelt mit exotischen Lebewesen und einer sagenhaften Landschaft. Daher war ich überrascht, wie viele Kapitel die Vorgeschichte in Anspruch nimmt und wie lange es dauert bis sie beim Snæfellsjökull ankommen. In meiner Erwartungshaltung hätte die Geschichte also etwas schneller starten dürfen, denn schließlich findet das wahre Abenteuer unter der Erde statt und es gibt doch noch so viel zu entdecken! Andererseits braucht man die Zeit vielleicht auch, um die Eigenheiten von Professor Lidenbrock und seinem Neffen sowie ihre Beziehung zueinander gebührend darzustellen. So sind die Figuren fantastisch gezeichnet und am Ende habe ich das Gefühl, die beiden wirklich kennengelernt zu haben. Otto ist ganz genau so, wie ich mir einen Geowissenschaftler vorstelle: etwas chaotisch und ohne mit der Wimper zu zucken bereit, für seine Forschung das eigene Leben zu geben. Sein Neffe Alex hingegen strebt zwar auch nach Erkenntnisgewinn, ist aber viel vorsichtiger, eher ein Theoretiker und weiß vor allem auch die Annehmlichkeiten des Lebens zu schätzen. Außerdem schafft es Jules Verne, auch ihr Verhältnis zueinander gut rüberzubringen: Zunächst wirken sie recht förmlich miteinander, wie es aber vielleicht einfach für die Zeit und „Kopfmenschen“ üblich war. Doch im Laufe der Reise merkt man, wie viel die beiden sich bedeuten. Süß ist auch die Beziehung von Alex zu seiner Verlobten. Und dann gibt es ja noch ihren isländischen Führer Hans, ein uriger Naturbursche, der selbst im Angesicht des Todes völlig ruhig bleibt. Warum er sich der Expedition anschließt, ist mir nicht ganz klar; fest steht jedoch, dass die beiden Forscher ohne ihn nicht lebendig zurückgekehrt wären.

Die eigentliche Expedition unter die Erde liest sich sehr humorvoll und unterhaltsam – wenngleich ich sie spektakulärer in Erinnerung habe, aber vielleicht habe ich das mit dem ein oder anderen Film verwechselt – gleichzeitig ist es ein realistischer Augenzeugenbericht aus der Sicht des Lehrlings. Man könnte meinen, Jules Verne hat diese Reise selbst unternommen.

Außerdem ist das Buch so fesselnd geschrieben, dass ich echt Probleme hatte, nicht über den vereinbarten Abschnitt der Leserunde hinaus zu lesen. Und jedes Mal, wenn ich es dann wieder in die Hand nahm, zieht mich der Autor wieder so in die Geschichte hinein, als wäre ich selbst mit dabei.

Obwohl ich bereits eine sehr schöne Ausgabe des Buches zu Hause hatte, habe ich mir für die Leserunde die Schmuckausgabe aus dem Coppenrath Verlag gegönnt. Sie enthält einige Extras wie Landkarten oder Briefe, die die Reise untermalen und weitere Hintergrundinformationen bieten. Außerdem sind die Seiten wunderschön illustriert und das ganze Layout passt wunderbar zur Geschichte. Als bspw. Alex Lampe ausging und er sich in unendlicher Dunkelheit wiederfand, wechselte auch die Schrift auf Weiß mit schwarzem Hintergrund.

Trotzdem hätte ich all das gar nicht gebraucht, denn Jules Verne benutzt eine so bildhafte Sprache, dass ich ohnehin alles direkt vor Augen hatte (oder eben nicht, im Falle der Dunkelheit…).

Im Nachwort erfahren wir, dass der Autor in wissenschaftlicher Hinsicht als Visionär galt, wozu diese Geschichte nicht ganz zu passen scheint. Dennoch wurde das Buch – vielleicht gerade – für die Kombination aus ernsthafter Forschung und Fantasie gefeiert. Außerdem hat Jule Verne in dieser Hinsicht ein sehr geschicktes Ende gefunden, das in meinen Augen allerdings gern etwas mehr Raum hätte einnehmen können.

Nerdish bei nature (Achtung Spoiler!)

Auf der gesamten Reise fand ich die wissenschaftlichen Ansätze, Darstellungen und Erläuterungen sehr plausibel. Einzig der Weg hinaus erschien mir so unrealistisch, dass ich nachprüfte: Und ja, mit einem Floß aus Holz kann man nicht auf hochsteigender Magma surfen – nicht einmal auf einem Lavafluss außerhalb des Vulkans wäre das möglich. Laut Wikipedia entflammt Holz nämlich schon ab ca. 230° Celsius, ab 260° brennt es sogar ohne äußere Wärmequelle und ab 400° entzünden sich auch die Gase, die dabei austreten. Magma hat jedoch eine Temperatur zwischen 900° bis 1500° Celsius…

Fazit

Ein fesselnd geschriebener Abenteuerroman für Jung und Alt mit einer faszinierenden Thematik und fantastischen Charakteren. Ein Klassiker, den wirklich jede*r gelesen haben sollte!

Bibliografie

Titel: Reise zum Mittelpunkt der Erde
Autor: Jules Verne
Übersetzung: Volker Dehs
Verlag & Copyright: Coppenrath
Seitenzahl: 304
Erscheinungsdatum: 03. März 2023
Preis: 30 € (gebundene Schmuckausgabe mit 10 aufwendig gestalteten Extras)

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