Die Insel der Vergessenen von Victoria Hislop

Für meine dreiwöchige Reise nach Kreta habe ich einige Bücher mitgenommen, deren Schauplatz die größte griechische Insel ist. „Die Insel der Vergessenen“ war eines davon und es war etwas ganz Besonderes, diese Geschichte in Agios Nikolaos mit Blick auf seinen Schauplatz zu lesen und diesen anschließend auch noch zu besuchen!

Klappentext

Ihr ganzes Leben lang wünscht sich die Londoner Archäologin Alexis Fielding, mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Doch ihre Mutter Sofia weigert sich, von ihrer griechischen Familie und ihrer Kindheit zu erzählen. Mit fünfundzwanzig beschließt Alexis, sich selbst ein Bild zu machen und reist nach Kreta. In Sofias Heimatort macht sie eine schockierende Entdeckung: Vor der Küste, direkt gegenüber dem Dorf Plaka, liegt die verlassene Felseninsel Spinalonga, wo sich bis in die 1960er-Jahre eine der letzten europäischen Leprakolonien befand. Als Alexis einer alten Freundin ihrer Mutter begegnet, erfährt sie endlich die ganze tragische und zugleich wunderschöne und berührende Geschichte ihrer Familie, die eng verknüpft ist mit dem Schicksal der Leprakranken auf Spinalonga.

Meine Meinung

Der Klappentext führt ein wenig in die Irre. Die Geschichte um Alexis selbst ist keine 100 Seiten lang. Vielmehr geht es um ihre Vorfahren. Protagonistin ist zunächst Elena, Alexis Urgroßmutter und später geht es um deren Tochter Maria. Elena erkrankt an Lepra und wird nach Spinalonga verbannt.

So erfahren wir viel über das Leben in der ehemaligen Kolonie und über die Krankheit selbst. Ich kannte bisher nur die Scherze bei Monthy Python und Horrorgeschichten aus historischen Filmen. Zum Zeitpunkt meiner Lektüre haben wir die Corona-Pandemie gerade überstanden. Trotzdem kann ich nicht sagen, wie ich in einer solchen Situation reagiert hätte. Wusstet ihr, dass es Lepra noch gibt und man die Krankheit nicht einfach mit Antibiotika behandeln kann, sondern die Therapie eher einer Chemo ähnelt?

Die Autorin schreibt nichts über den Anteil wahrer Begebenheiten/Ereignisse, aber aus ihrem Dank lässt sich eine große Recherchegenauigkeit ableiten. Das deckt sich auch mit meinem Besuch der heute unbewohnten Insel. Beim Durchqueren der bunten Ladenstraße stelle ich mir vor, wie Elena hier eingekauft hat. Ich erkenne „den Block“ eine nüchterne Hausruine für mehrere Bewohner. Und ich frage mich, wo die Kräuter wuchsen oder das Krankhenhaus von Dr. Lapakis war.

Inhaltlich ist es eine Familiengeschichte, aber auch eine Geschichte zweier ganz verschiedener Schwestern. Die Figuren hat die Autorin so lebensecht gezeichnet, dass ich es für wahrscheinlich halte, bei einem Nachfahren von Fortini einen Freddo bestellt zu haben, während wir auf das Boot nach Spinalonga warteten.

Georgious habe ich sofort ins Herz geschlossen und auch Elenis pragmatische Art gefiel mir auf Anhieb. Ihre Tochter Maria –die wahre Protagonistin –habe ich geliebt, ich habe mit ihr mitgefiebert, gebangt, gehofft und mich mit ihr gefreut…

Die Doktoren waren unglaublich, sowohl ihre Figuren als auch ihre echten Vorbilder. Wie viel Mut muss es erfordert haben, wie viel Hingabe für den Beruf, sich als Gesunder auf die Insel zu begeben?

Die Lektüre ist bedrückend, vor allem wenn man bedenkt, dass die Bewohner*innen von Spinalonga nicht nur mit der erschütternden Diagnose und dem z.T. unerträglichen Krankheitsbegleiterscheinungen zu kämpfen hatten, sondern auch mit der psychischen Belastung aus der eigenen Umgebung gerissen zu werden und wie Aussätzige in einem Gefängnis zu leben. Denn es erkrankten ja auch Kinder an der Krankheit. Sie mussten unter schlimmsten Zuständen wohnen, die Häuser waren baufällig und zugig, die Hygienebedingungen schlecht.

Aber trotz der schweren Thematik, schreibt Victoria Hislop fesselnd und unterhaltsam.

Fazit

Eine wunderbare und zutiefst bewegende Geschichte über Familie, Liebe und Freundschaft. Dieses Buch gehört nicht nur in jede Reisebibliothek nach Kreta.

Bibliografie

Titel: Insel der Vergessenen
Autorin: Victoria Hislop
Übersetzung: Angelika Felenda
Verlag & Copyright: Oktopus
Seitenzahl: 448
Erscheinungsdatum: 23.03.2023
Preis: 19,90 € (Taschenbuch)

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