Ali Hazelwoods Romane kaufe ich mittlerer Weile blind, d.h. ohne reinzulesen. Denn eigentlich kann man mit ihren Büchern nichts falsch machen – oder?
Klappentext
In der Liebe und der Wissenschaft ist alles erlaubt – oder etwa nicht?
Rue Siebert musste lange für das kämpfen, was ihr im Leben Halt gibt: wenige, aber gute Freunde, auf die sie zählen kann, jene finanzielle Sicherheit, nach der sie sich als Kind immer gesehnt hat, und eine Karriere als Biotech-Ingenieurin bei Kline, einem aufsteigenden Startup in der Lebensmitteltechnologie. Aber dann droht ein Investor, genauer: dessen attraktiver Vertreter Eli, alles kaputtzumachen.
Eli Killgore und seine Geschäftspartner wollen Kline – Punkt. Eli hat seine eigenen Gründe, diesen Deal zu forcieren, und er ist ein Mann, der bekommt, was er will. Mit einer einzigen, umso peinvolleren Ausnahme: Rue. Die Frau, die für ihn ein absolutes No-Go ist. Die Frau, an die er immer wieder denken muss.
Hin- und hergerissen zwischen Professionalität und Anziehungskraft, werfen Rue und Eli schon bald jegliche Vorsicht aus den Laborfenstern. Ihre Affäre bleibt geheim, unverbindlich und hat eine logische Deadline: den Tag, an dem eines ihrer Unternehmen die Oberhand gewinnen wird. Aber das Spiel mit dem Herzen ist ein riskantes – und es hat einen hohen Preis …
Meine Meinung
Und schon wieder versucht sich die Autorin in einem neuen Genre, denn dieses Mal wird es erotisch. Das heißt aber, es gibt zahlreiche sehr explizite und über mehrere Seiten gehende Sexszenen inkl. ausführlichem Dirty Talk. Es dauert auch keine 100 Seiten bis die Protagonist*innen zur Sache kommen. Die Sexy Time hat Ali Hazelwood ganz gut hinbekommen; mit einer Ausnahme, denn ich finde das Wort „Pussy“ extrem abtörnend und leider verwendet sie das häufiger…
Man wird gleich auf der ersten Seite darauf hingewiesen, dass der Hauptfokus dieses Romans auf der körperlichen Ebene liegt sowie auf den Traumata, die beide in ihrer Kindheit/Jugend erfahren haben. Das lässt wenig Raum für eine emotionale Entwicklung der beiden und so frage ich mich, was sie außer Sex und schlimmen Erfahrungen sonst noch verbindet. Das ging mir zwar auch schon bei „50 Shades of Grey“ so, nur hat es mich da nicht so gestört. Außerdem fehlten mir die humorvollen Dialoge, die ich sonst bei Ali Hazelwood immer so liebe.
Was mir gut gefiel, war, dass die Hintergrundgeschichten der Protagonist*innen wieder mehr in die Richtung ihrer ersten Bücher gehen, auch wenn man nur wenig über Rues Arbeit als Biotech-Ingenieurin erfährt.
Wie schon gesagt, gibt es gleich zu Beginn eine Triggerwarnung, da vor allem Kinderarmut, Vernachlässigung und Trauer/Verlust eine große Rolle spielen. Die Autorin hat ihren Charakteren also mal wieder ein gehöriges Päckchen mitgegeben.
Leider finde ich die Figuren weniger detailliert ausgearbeitet wie sonst; insbesondere die Nebenfiguren. Und so richtig deep wird es auch bei Eli und Rue nicht. Dass er der emotionalere von beiden war, gefiel mir aber gut, denn die Geschichte wird aus beiden Perspektiven erzählt, so dass wir Einblicke in die Gefühle und Gedanken von beiden Charakteren bekommen.
Auch die Handlung hat in den vorangegangenen Büchern irgendwie mehr Tiefe, außerdem gab es vor allem am Anfang einige Längen, was ich von Ali Hazelwood bislang nicht kannte. Aber das Drama zwischen Eli und Rue kommt von außen und lässt sich damit gut aushalten.
Schön war, dass es wieder mehr um die manchmal ausweglosen Herausforderungen ging, mit denen Nachwuchswissenschaftler*innen zu kämpfen haben. Dabei gibt es einen gelungenen Twist, auch wenn er relativ schnell vorauszuahnen war.
Leider hinterlässt folgender Dialog einen üblen Nachgeschmack bei mir:
„Ich habe nur ein bisschen Wissenschaft studiert.“ „Als Nebenfach im Studium?“
Ali Hazelwood: Not in Love, S. 43
Wissenschaft als Nebenfach gibt es nicht. Alle Universitätsstudien sind wissenschaftlich. Ich vermute, es ist ein Übersetzungsfehler, denn im amerikanischen wird natural science gern mal mit science gleichgesetzt. Getroffen hat es mich als Wirtschaftswissenschaftlerin trotzdem.
Fazit
Nicht ihr bestes Buch, aber o.k. Und damit wird es das erste Buch von Ali Hazelwood sein, dass nicht bei mir bleiben darf…
Bibliografie
Titel: Not in Love
Autorin: Ali Hazelwood
Übersetzung: Anna Julia Strüh
Verlag & Copyright: Rütten & Loening
Seitenzahl: 479
Erscheinungstermin: 11. Juni 2024
Preis: 17,50 € (Klappenbroschur)