Um die Bücher von Colleen Hoover scharwenzele ich schon seit längerem herum, vor allem, weil sie auf Social Media immer so gehyped werden. Allerdings hat es bislang noch keins auf meinen SuB geschafft, bis mir meine Nichte „Nur noch ein einziges Mal“ zum Geburtstag schenkte, damit ich endlich mitreden kann…
Klappentext
Als Lily Ryle kennenlernt, scheinen all ihre Träume wahr zu werden: eine neue Stadt, der erste Job und dann noch Ryle – attraktiv, wohlhabend und bis über beide Ohren in Lily verliebt. Vergessen ist Lilys schwierige Kindheit. Vergessen auch Atlas, ihre erste Liebe. Doch dann trifft Lily zufällig Atlas wieder, und auf einmal zeigt Ryle sich von einer Seite, die sie niemals von ihm erwartet hätte.
Achtung Spoiler
Es ist nahezu unmöglich, über dieses Buch zu sprechen, ohne einige Dinge zu erwähnen, die zwar vorhersehbar, aber trotzdem erst im Verlauf des Buches passieren bzw. offenbart werden. Wenn ihr euch also nicht spoilern wollt, überspringt meine Meinung und lest nur das Fazit, bevor ihr euch einfach direkt an die Lektüre des Buches macht. Es lohnt sich!
Meine Meinung
Der Klappentext lässt nicht annähernd vermuten, wie heftig einen diese Geschichte mitnehmen wird. Denn die Autorin greift das Thema häusliche Gewalt auf und verwebt es geschickt mit einer klassischen Love-Story. Daher ist die Handlung zum Teil auch vorhersehbar, was mich aber nicht gestört hat. Außerdem kam es zum erhofften Ende, obwohl ich nicht wirklich damit gerechnet habe. Vor allem aber bin ich sehr dankbar, dass mich das Buch nicht vollends zerstört zurück gelassen hat (was ich auf dem Weg dahin durchaus befürchtet habe…).
Schon während der Lektüre habe ich mich gefragt, ob Colleen Hoover einen persönlichen Bezug zur Thematik hat, denn ihre Figuren und vor allem deren Verhaltensweisen sind so unglaublich authentisch, dass ich mir kaum vorstellen konnte, sie hätte sich da „nur“ eingefühlt. Und tatsächlich spricht sie aus eigener Erfahrung. Im Nachwort erklärt sie, dass es ihr in diesem Buch nicht nur darum ging, zu unterhalten, sondern eine wahrhaftige Geschichte mit einer eindeutigen Botschaft zu schreiben, obwohl ihr das ungeheuer schwer viel. Meiner Meinung nach ist ihr das perfekt gelungen.
In „Nur noch ein einziges Mal“ zeichnet sie Situationen, die Außenstehende im realen Leben schnell in Gut und Böse einordnen und darauf aufbauend kühle Entscheidungen treffen können. Doch das Leben ist nunmal nicht schwarz-weiß und ich habe mich wohl noch nie so in die innere Zerrissenheit von Opfer UND Täter einfühlen können, wie in dieser Geschichte. Natürlich habe ich mich sofort mit Lily solidarisiert, aber Ryles Hintergrundgeschichte sowie seine komplexen Verhaltensmuster machten es auch für mich als Lesende schwer, ihn nicht zu lieben. Und so ertappte ich mich jedes Mal dabei, wie ich mir wünsche, es wäre das letzte Mal, er wird sich bessern, schließlich liebt er sie doch… Damit schafft es die Autorin, ein Verständnis für die zahlreichen Opfer häuslicher Gewalt zu etablieren, die es nicht schaffen, sich von ihrem Partner zu trennen.
Grandios ist auch die Art, wie Colleen Hoover die Geschehnisse der Vergangenheit in die Geschichte einbindet: Nach und nach liest Lily in ihren alten Tagebucheinträgen, die sie allesamt als Briefe an Ellen DeGeneres verfasst hat. Dieser Stil macht es sehr einfach, der Handlung zu folgen und gleichzeitig hält er Atlas Figur in der Vergangenheit, so dass man Lili nicht einfach raten könnte: „Lieb doch wieder ihn“, denn in der Gegenwart ist er kaum präsent.
Ihr seht, ich bin ein Fan der lebensecht gezeichneten Figuren, was auch für Lilys Mutter, Ryles Schwester und ihren Mann Marshall gilt. Wie Lily, hatte ich immer wieder Angst, wie sie auf die Wahrheit reagieren und dass sie ihr nicht glauben würden.
Fazit
Trotz Dreiecksgeschichte der perfekte Mix aus Liebe und tiefgründigem Drama.
Von der Schwere der Thematik her, hat mich das Buch ein wenig an „Falling fast“ von Bianca Iosivoni oder an „What if we drown“ von Sarah Sprinz erinnert.
Für mich ein unerwartetes Jahreshighlight und daher eine klare Leseempfehlung!
Bibliografie
Titel: Nur noch ein einziges Mal
Autorin: Colleen Hoover
Übersetzung: Katarina Ganslandt
Verlag & Copyright: dtv
Seitenzahl: 432
Erscheinungsdatum: November 2020
Preis: 12,95 € (Taschenbuch)