Wer von euch hat schon mal einen Zauberwürfel gelöst? Ich muss gestehen, dass mir das erst im Erwachsenenalter mit Hilfe eines YouTube Tutorials gelungen ist. Aber schon als Kind habe ich gern daran herumgetüftelt. Daher musste ich bei „Cubed“ einfach zuschlagen, denn ich fand es spannend, etwas über den Erfinder Ernö Rubik zu erfahren. Wusstet ihr bspw. dass der Name „Zauberwürfel“, also die Übersetzung des ursprünglichen Namens „Magic Cube“ in Deutschland immer noch populär ist, während sich in anderen Ländern der neue Titel „Rubik‘s Cube“ durchgesetzt hat?
Klappentext
Er war das Kultobjekt der 80er Jahre: der Zauberwürfel, auch „Rubik’s Cube“ genannt. Bis heute ist sein Bann ungebrochen. Jeder siebte Mensch auf der Erde hat mit ihm gespielt, das sind über eine Milliarde. Unzählige Bücher sind bereits über ihn geschrieben worden. Doch einer hat bislang geschwiegen: der Erfinder, Ernö Rubik. Nun erzählt er vom Zauberwürfel und seiner Welt. Er beschreibt sein Leben mit dem Würfel, erzählt dessen Geschichte und fragt, was wir aus ihr lernen können. In seinem zutiefst sympathischen Buch verbindet er virtuos eine Vielzahl von Themen: Bildung, Architektur, Fragen, Rätsel, Verspieltheit, Widersprüche, Schönheit: In ihm stecken die Kreativität und Weisheit eines Erfinderlebens – im Spiegel eines Objekts, das jeder kennt.
Meine Meinung
Die Einleitung beginnt humorvoll und ist aus Sicht des Zauberwürfels geschrieben. Das ist im Anhang leider nicht geglückt; das sehr gekünstelt wirkende Interview mit dem Autor und seiner Erfindung hätte man sich sparen können.
In den sechs (also wie die Anzahl an Würfelflächen) Kapiteln dazwischen schildert der Erfinder Ernö Rubik die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte des Zauberwürfels und webt ganz natürlich Auszüge seiner eigenen Biografie mit ein. Gleichzeitig stellt er direkt zu Beginn klar, dass es in diesem Buch weder um die Frage geht, wie es zur Erfindung des Cubes kam oder wie lange die ganze Sache gedauert hat, noch was sein persönlicher Rekord bei der Lösung des Cubes ist, welche Tricks es gibt oder warum er den Cube erfunden habe. Zwar gibt er auf alles kurze Antworten, aber es geht ihm vielmehr um die „echten“ Fragen wie bspw. warum er, der das Schreiben „hasst“, ein Buch schreibt. Hier würde ich einhaken, dass es mir vielleicht noch besser gefallen hätte, wenn jemand anderes diese Geschichte erzählt hätte. Denn wenn der Erfinder eines erfolgreichen Produkts autobiografisch über dessen Erfolgsgeschichte schreibt, lässt es sich vermutlich nicht vermeiden, dass der Text immer ein wenig selbstverliebt klingt.
Als er dann auch noch den Cube aufgrund seines grammatischen Geschlechts sowie seiner männlichen Form und Attribute als Sohn beschreibt,
(…) ein Würfel ist ein Junge mit Kanten und Muskeln.
Ernö Rubik: Cubed, S. 14
wollte ich das Buch eigentlich erstmal an die Wand werfen. Doch dann hätte ich wirklich etwas verpasst!
Wie schon der Klappentext verrät, geht es nämlich nicht nur um die Entwicklung, Lösung und Vermarktung des Cubes. Stattdessen verbindet der Autor seine eigene Lebensgeschichte und die des Zauberwürfels mit verschiedensten anderen Themen wie spielerisches Lernen, Geometrie, Farbenlehre, Orientierung und Intuition – aber vor allem um Rätsel und Problemlösungen.
Nicht zuletzt stellt sich natürlich die Frage: Warum ein Würfel? Dazu muss man wissen, dass der Cube für Rubik die mathematischen Prinzipien in Bezug auf Symmetrie, Transformation und Kombinatorik verkörpert und er zudem ein Faible für rechte Winkel, Rotation, die Zahl 3 und das Wechselspiel von Ruhe und Chaos hat. Und das ist echt nerdig, im besten Sinne des Wortes (bin ja selber einer).
Unerwartet (aber gut gemacht) waren für mich die Bezüge zur Literatur wie Proust, Shakespeare, Asimov o.ä. Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass ein Zauberwürfel zu so vielen philosophischen Gedanken anregt:
Ich konnte keine Fortschritte in einem Bereich machen, ohne meine Fortschritte in einem anderen Bereich wieder zunichtezumachen. Auch das ist eine grundlegende Erfahrung: Etwas aufzubauen beginnt oft damit, dass man etwas anderes zerstört.
Ernö Rubik: Cubed, S. 83
Ich habe auch noch nie darüber nachgedacht,
„(…) dass sich das Wort „Amateur“ etymologisch vom lateinischen Wort amator „Liebhaber“ herleitet.“
Ernö Rubik: Cubed, S. 49
Der Schreibstil von Ernö Rubik liest sich flüssig, wenngleich ich seinen Beschreibungen eines Pentomino oder Somawürfel ohne Google nicht hätte folgen können. Dabei ist er doch Dozent?
Ich muss auch gestehen, dass mir der Autor vom Text her wenig sympathisch erscheint. Das kommt vermutlich durch die bereits angesprochene selbstverliebte Nuance, denn das Foto auf dem Umschlag zeigt einen netten, bescheidenen Mann, der es anscheinend liebt, zu rätseln. Ich habe sogar etwas mit ihm gemeinsam, denn wie die Schule von Ernö Rubik, war auch meine „(…) nicht in der Lage, meine Aufmerksamkeit zu fesseln“.
Was mir an der Übersetzung aufgefallen ist: Beim Wort „Puzzle“ denke ich ganz klassisch an ein zweidimensionales Bild, daher hätte für das deutsche Wort „Rätsel“ an den meisten Fällen besser gepasst.
Fazit
Ein sehr interessantes Buch. Ich bin immer noch überrascht, was alles in diesem Logikspielzeug steckt. Auch wenn es in meiner Bewertung vielleicht nicht ganz so rüberkommt, habe ich die Geschichte über Rubik und seinen Zauberwürfel wirklich gern gelesen und würde es allen Fans des Cubes empfehlen. Für andere ist es aber vermutlich nichts.
Bibliografie
Titel: Cubed
Autor: Ernö Rubik
Übersetzung: Andreas Wirthensohn
Verlag & Copyright: C.H. Beck
Seitenzahl: 215
Erscheinungsdatum: 17. September 2020
Preis: 19,95 (Hardcover)