Mord im Pfarrhaus von Agatha Christie

Ist wirklich schon Heiligabend? Mir kam die Vorweihnachtszeit in diesem Jahr besonders kurz vor. Vielleicht lag das aber auch an meinem wunderschönen Adventskalender. Für das letzte Türchen hat mir der Atlantikverlag wieder einen Agatha Christie Roman zur Verfügung gestellt. „Mord im Pfarrhaus“ ist doch ein ganz passender Titel für heute, findet ihr nicht auch?

Zuerst war ich etwas irritiert über den „Ich“-Stil des Pfarrers, aus dessen Sicht der Krimi erzählt wird. Aber insgesamt muss ich sagen, dass er auf diese Weise ausgesprochen unterhaltsam zu lesen ist.

Ich meine, allein schon die Sprache! Wann habt ihr das letzte Mal einen euch fremden erwachsenen Menschen mit „(…) also das war jetzt aber unartig von Ihnen.“ getadelt? Mir gefällt diese, aus heutiger Sicht etwas altertümliche, Art zu schreiben. Der Satzbau, die Wortwahl, alles liest sich so wie ein Fünf-Uhr-Tee. Wisst ihr was ich meine?

Und dann diese vagen Äußerungen; niemand sagt etwas direkt der Polizei, immer ist alles so furchtbar schwierig und jeder macht hier und da nur die ein oder andere Andeutung.

Oder die damals gebräuchliche Handlung, über Boten kleine Briefe zu übermitteln, nur um einen Besuch anzukündigen oder darum zu bitten. Das nenne ich mal digital detoxing!

Eine Inhaltsangabe ist bei dem Titel „Mord im Pfarrhaus“ tatsächlich überflüssig. Denn er bringt die Thematik exakt auf den Punkt. Da er das Verbrechen bereits beschreibt, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Mord schon nach kurzer Lesezeit verübt wird. Anscheinend hat es auch keinen Unschuldigen getroffen, denn sogar unser Erzähler, Pfarrer Clement, ist der Meinung, sein Tod wird niemanden grämen können.

Obwohl sich zu Beginn sogar ein Tatverdächtiger stellt, wird nacheinander gefühlt jeder einmal verdächtigt, bis Miss Marple des Rätsels Lösung offenbart. Ich hatte ebenfalls jede Figur mindestens einmal unter Verdacht, wenigstens war auch der wirkliche Mörder darunter.

In diesem Miss Marple übernimmt zum ersten Mal ihr Neffe und Gönner Raymond eine ganz kleine aktive Rolle. Und ich muss leider gestehen, dass er mir gänzlich unsympathisch erscheint. Gleiches gilt für Kommissar Slack, der in diesem Roman ein wirkliches Scheusal ist. Aber auch die Frauen des Dorfes sind einfach nur furchtbar. Ich würde es keinen Nachmittag in diesem Klatschnest aushalten. Das ist ja schlimmer als in der Wisteria Lane…

Das Cover gefällt mir wieder ausgesprochen gut. Obwohl der Inhalt ja gar nichts mit einem Friedhof zu tun hat.

Fazit

Ein ganz wundervoll geschriebener Miss Marple Krimi. Unaufgeregt wie ein Sonntagsrätsel in der Zeitung, aber dennoch mit exakt ausbalancierten Spannungsbogen.

Kostenloses Rezensionsexemplar

Das Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies beeinträchtigt in keiner Weise meine Bewertung.

Infos

Titel: Mord im Pfarrhaus

Autorin: Agatha Christie

Übersetzung: Irmela Brender

Verlag und Copyright: Atlantik im Hoffmann und Campe Verlag

Seitenzahl: 272

Erscheinungsdatum: 08.09.2014

Preis: 12 € (Taschenbuch)

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