Mission Erde von Robert Marc Lehmann

Ich weiß gar nicht mehr, auf welcher Plattform ich Robert Marc Lehmann entdeckt habe. Ich weiß nur noch, dass er sein Buch „Mission Erde“ vorstellte, mich das Thema interessierte und er im Interview sehr sympathisch wirkte – insbesondere nicht wie jemand, der mit erhobenem Zeigefinger alles besser weiß und den Rest der Menschheit von oben herab belehren will. Im Buch kommt das allerdings etwas anders rüber…

Klappentext

Robert Marc Lehmann ist auf einer Mission: »Mission Erde« – gewidmet dem Erhalt unserer Erde mit ihrer einzigartigen Natur und Tierwelt. Der Meeresbiologe, Fotograf und Umweltschützer ist weltweit in Einsätzen zur Rettung von Wildtieren und im Kampf gegen Umweltkriminalität unterwegs. Er nimmt uns mit auf sehr emotionale Wal-Rettungen, gefährliche Schildkröten- und Schuppentier-Befreiungen im Dschungel oder teils lebensgefährliche Missionen, bei denen er versucht, den Menschen, die unsere Erde zerstören, das Handwerk zu legen. Er zeigt, wie ernst die Lage ist, macht uns zu Zeugen der dramatischen Ereignisse auf unserem Planeten und erklärt, was jetzt getan werden muss und was jeder einzelne von uns tun kann – denn: Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen!

Meine Meinung

„Mission Erde“ ist eine lehrreiche und aufklärende Biografie. Auf diejenigen, die Robert Marc Lehmann noch nicht kennen, könnte es so wirken, als stünde er im Mittelpunkt des Interesses. Stattdessen führt er seine Leser:innen anhand seiner beruflichen Laufbahn an das Thema Artenschutz heran. Denn der Weg des Autors ist diesbezüglich wirklich interessant; hat er doch früher genau das getan, was er jetzt verurteilt. Er nimmt uns mit auf ausgewählte Expeditionen und lässt uns teilhaben an seinem Entwicklungsprozess. Wir lernen viel über Schildkröten, Schuppentiere, Orang-Utans, Nashörner, Tiger, Seevögel, Robben, Seehunde – und erkennen schnell: die Anzahl schützenswerter Arten ist leider ebenso hoch wie vielfältig.

Fotos

Jedes Kapitel endet mit einigen Fotos; entweder als Beleg unserer Gräueltaten oder für die Schönheit unseres Planeten.

Sprachstil

Ohne Rücksicht auf die Gefühle seiner Leser:innen zeigt Lehmann auf, was wir alles falsch machen und welche Handlungen den Artenschutz beeinflussen. Ebenso schonungslos erklärt er, dass unser Geld wertvoller ist als unsere Zeit als freiwillige Fachfremdlinge oder Volontäre.

Provokant zurückgespielt könnte man fragen, warum er die Vermittlung dieses wichtigen Themas einem Laienautor wie sich selbst überlässt. Denn eines ist klar: Der Autor ist zugleich größte Stärke und Schwäche des Buches. So spannend seine Geschichten, Erfahrungen und Lehren auch sein mögen, so demotivierend wirken seine geschriebenen Worte. Was als Satire verpackt unterhaltsam und locker rüber kommen soll, stößt vermutlich viele Leser:innen vor den Kopf. Und hätte ich vorher nicht dieses Interview mit ihm gehört und seine Leidenschaft, Hingabe und Aufopferungsbereitschaft gespürt, hätte ich dem Buch nicht so positiv gegenübergestanden und über den etwas selbstverliebt wirkenden Sprachstil hinwegsehen können.

Aber evtl. braucht es auch einen gewissen Grad an Aggressivität um uns aufzurütteln.

Was mir gut gefällt, ist, dass er gendert – wenngleich nicht ganz durchgängig. Das wiederrum passt zu den Rechtschreib- und Grammatikfehlern, die eigentlich heutzutage nicht mehr vorkommen dürften.

Konsistenz

Ganz konsequent ist der Autor bei seiner Argumentation nicht. Bspw. stellt er die Artgerechte Haltung über alles; am besten sollte der Mensch überhaupt nicht in die Natur eingreifen. In seinen 40 Tipps zum Artenschutz am Schluss des Buches empfiehlt er jedoch bspw. Hauskatzen nicht nach draußen zu lassen. Die Begründung: Katzen seien die zweitgrößten Artenkiller nach dem Opossum. Damit liegt er in meinen Augen doppelt falsch: Zum einen haben Katzen einen ausgeprägten Jagdsinn. Sie einzusperren ist also alles andere als artgerecht. Zum anderen hat er die größte Bedrohung sämtlicher Lebewesen vergessen: Den Menschen. Und in diesem Punkt kann man gar nicht konsistent argumentieren, denn das würde bedeuten, uns selbst aus der Gleichung zu streichen. Und das ist wiederum für unsere Spezies nicht artgerecht…

Warum lese ich so etwas überhaupt?

Mein Mann hat mich mal gefragt: „Macht es eigentlich Spaß, so etwas zu lesen“? Die Antwort ist einfach: „Nein.“ Aber ich möchte mich der Realität stellen und meine Augen nicht länger vor der (grausamen) Wahrheit verstecken. Trotzdem fühlte ich mich nach jedem Kapitel erstmal schlecht. Weil ich gedacht habe, ich wäre Tier-/Umwelt- und Klimaschutztechnisch schon auf einem guten Weg. Das Buch sieht das jedoch anscheinend anders und das zieht mich runter.

Übrigens

Mit dem Kauf eines Buches unterstützt man Mission Erde e.V. bei dem Schutz des Regenwaldes.

Fazit

Mein letztes Nutellaglas aus dem Vorratsschrank ist bereits geleert. Ein neues wird es nicht mehr geben. Auch Zoo- und Aquarienbesuche sind Geschichte. Wenn unsere Nichten und Neffen etwas in der Art vorhaben, finden wir sicher auch andere Ausflugsziele. Das Buch hat bei mir also schon etwas bewirkt.

Ich halte Aufklärung für unglaublich wichtig. Und in Bezug auf Artenschutz leistet der Autor daher einen wesentlichen Beitrag. Auch wenn seine Argumentation nicht immer schlüssig ist.

Trotzdem denke ich nicht, dass ich meinen Traum von einer Safari in Botswana oder der Kreuzfahrt in die Antarktis, um Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen aufgebe. Aber ich werde vorher genau über die Reiseanbieter recherchieren.

Lange Rede, kurzer Sinn: „Mission Erde“ ist ein sehr wichtiges Buch. Ich habe viel gelernt, vor dem ich vorher meine Augen verschlossen habe. Dringende Leseempfehlung.

Bibliografie

Titel: Mission Erde – Die Welt ist es wert um sie zu kämpfen
Autor: Robert Marc Lehmann
Verlag und Copyright: Ludwig
Seitenzahl: 368
Erscheinungsdatum: 19. April 2021
Preis: 24 € (Hardcover)

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