Ich wollte es auch mal mit einem Juli Zeh Buch versuchen. Und ich wollte es an Neujahr lesen; weil die Geschichte an Neujahr spielt. Perfekter Hintergrund für den gleichnamigen Titel also. Außerdem ist es ein dünnes Buch und ich erwartete eine ähnlich unterhaltsame Lektüre wie bei „Kleine Probleme“ von Nele Pollatschek…
Klappentext
Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen – etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute.
Meine Meinung
Der Roman startet sehr vielversprechend, ich bin sofort in der Geschichte und auf Lanzarote, was wohl an Juli Zehs bildhaftem Schreibstil liegt.
Anfangs bin ich noch beeindruckt, weil die Autorin uns die immer noch herrschende Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern vor Augen führt, indem sie die Realitäten verdreht.
Weil sie mehr verdient, findet Henning es selbstverständlich, ein bisschen mehr Hausarbeit zu übernehmen, was Theresa, wie sie ihn spüren lässt, auch erwartet.
Julie Zeh: Neujahr, S. 23f.
Doch schnell wird klar, dass es darum gar nicht geht. Also denke ich über die Perspektive des überforderten Vaters nach, die ich interessant finde, mich nur darüber wundere, dass dieses Thema von einer Autorin aufgegriffen wird.
Doch auch Burn Out oder Depression sind nicht Kern der Geschichte.
Vielmehr geht es um eine tragische Kindheitserfahrung des Protagonisten, die er verdrängt hatte und sobald das klar ist, gefällt mir der Roman von Seite zu Seite immer weniger. Die Wendung ist total vorhersehbar und der darauffolgende Rückblick so ausufernd geschrieben, dass ich beginne, quer zu lesen. Noch dazu löst sich schlussendlich alles viel zu einfach auf und so weiß ich wirklich nicht, was ich mit diesem Buch anfangen soll.
Bzgl. der Figuren ist nur Henning wirklich ausgearbeitet und dabei kein wirklicher Sympathieträger Seine Frau Theresa finde ich einfach nur fürchterlich.
Fazit
Kein Buch, das man gelesen haben muss. Und für gute Unterhaltung gibt es auch besseres.
Bibliografie
Titel: Neujahr
Autorin: Juli Zeh
Verlag & Copyright: Luchterhand
Seitenzahl: 192
Erscheinungstermin: 10. September 2018
Preis: 20 € (Hardcover)