Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe von Michelle Marly

Die liebe Nina von Ninespo und ich hatten uns diesen Roman über Coco Chanel als nächsten Buddyread ausgesucht, weil wir beide so begeistert von „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ aus dieser Reihe des Aufbau-Verlages waren („Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“). Mich hatte außerdem „Madame Curie und die Kraft zu Träumen“ aus dem Ullstein-Verlag fasziniert.

Klappentext

Paris, 1919: Coco Chanel ist es gelungen, ein erfolgreiches Modeunternehmen aufzubauen. Doch als ihr Geliebter Boy Capel bei einem Unfall stirbt, ist sie vor Trauer wie gelähmt. Erst der Plan, ihrer Liebe zu ihm mit einem Parfüm zu gedenken, verleiht ihr neue Tatkraft. Auf ihrer Suche danach begegnet sie dem charismatischen Dimitri Romanow. Mit ihm an ihrer Seite reist Coco nach Südfrankreich, in die Wiege aller großen Düfte, und kommt schon bald dem Duft der Liebe auf die Spur.

Struktur

Dabei gliedert sich der Roman in Prolog und folgende vier Teile:

  • 1919-1920
  • 1920-1921
  • 1921
  • 1922

Leseanleitung

„Mademoiselle Coco“ ist ein Roman, der auf einer wahren Person basiert. Doch bis zum Nachwort war ich mir nie sicher, was jetzt Fiktion und was Fakt ist. Immer wieder entschlüpfte mir ein „Wow- das ist ja der Hammer, aber das hat sich die Autorin doch der Dramaturgie wegen ausgedacht.“ Bis sich herausstellte, dass der Roman viel näher an der Realität liegen muss, als ich angenommen hatte.

So ungewöhnlich es erscheinen mag: Ich würde daher empfehlen mit dem Nachwort zu starten und erst anschließend mit dem Lesen der eigentlichen Geschichte zu beginnen.

Charaktere

Rückblickend ist Gabrielle Chasnel alias Coco Chanel eine unglaublich faszinierende Frau. Rückblickend deshalb, weil man wiederum erst durch das Nachwort erfährt, welches Mysterium die wahre Person der Coco Chanel umgibt. Michelle Marly hat ausgesprochen gut und vor allem weitreichend recherchiert. Aufgrund nur wenig wirklich gesicherter Fakten und zahlreichen widersprüchlichen Quellen, tastet sie sich geschickt anhand der Gabrielle umgebenen Menschen an ihre Hauptfigur heran und lässt so eine extrem authentische Protagonistin entstehen.

Ebenso gekonnt verwebt Michelle Marly die zwei Rollen Coco Chanels: Zum einen begleiten wir die Geschäftsfrau bei der Entwicklung ihres Parfüms Chanel No. 5 von der ersten Idee bis zur geschickten Vermarktung. Zum anderen fühlen wir mit der liebenden Gabrielle, die ihren Seelenverwandten verliert und müssen miterleben, wie auch einer neuen Liebe letztendlich immer wieder ihre Herkunft im Wege steht. Das verbindende Element sind die den Tod überdauernden tiefen Gefühle für Boy Capel.

Auch sämtliche weiteren Figuren sind Detailverliebt gezeichnet und rufen alle möglichen Emotionen in mir hervor: von Empörung und Unverständnis (über ihre angeblich beste Freundin und was sie sich alles herausnimmt) über Freude und Hoffnung (über ihre zweite Liebe Dimitri Pawlowitsch Romanow) bis hin zu Wut und Fassungslosigkeit (bzgl. ihrer „Übergangsliebelei“ Igor Strawinsky bzw. dessen Frau…).

Sprachstil

Mir gefällt die Schreibweise von Michelle Marly gut und ich werde sicher noch weitere Bücher aus der Reihe von ihr lesen. Der Roman ist zwar sehr ruhig, aber keinesfalls langweilig.

Wenngleich mich die Geschichte nicht so in den Bann gezogen hat wie die von Frida Kahlo oder Marie Curie.

Die Welt der Parfüme

Was mir natürlich sehr viel Spaß gemacht hat, waren die Hintergrundinformationen zur Parfümherstellung. Die Autorin hat Gabrielles Suche nach „ihrem“ Parfüm so atmosphärisch beschrieben, dass ich die einzelnen Nuancen fast selbst schnuppern konnte. Und sobald es die Pandemie wieder erlaubt, kommt mein Näschen in den Genuss von einem Hauch Chanel No. 5.

Ganz besonders spannend fand ich übrigens die Entstehung des Parfumnamens. Die Frage, ob die Zahl 5 in Gabrielles Leben wirklich eine so große Rolle gespielt hat, lässt die Autorin jedoch auch im Nachwort offen. Schriftstellerischer Kniff oder nicht, mir hat es richtig gut gefallen, wie diese Zahl in den Roman eingewoben wurde.

Eine Bitte an den Verlag

Leider muss ich auch in diesem Buch wieder bemängeln, dass sich am Ende – wenngleich Gott sei Dank nur eine kurze – Leseprobe eines anderen Romans aus der Reihe findet (der vor allem schon längst auf meinem SuB liegt). Für mich gehört in ein Buch einfach keine Vorschau auf ein anderes. Ich habe Bücher deswegen schon im Buchladen zurückgelassen. Daher meine Bitte an die Verlage da draußen: legt gern eine extra Vorschau bei, aber druckt es um Himmels Willen nicht zwischen die Klappendeckel!

Fazit

Ein ausgesprochen gut recherchiertes Buch über die Entstehungsgeschichte des Parfüm Chanel No. 5 verknüpft mit dem (Liebes-)leben der großen Modeschöpferin.

Evtl. hat sich die Autorin jedoch mit dem Ziel, ein möglichst realistisches Bild der Protagonistin zu zeichnen, selbst ein Bein gestellt. Denn im Gegensatz zu anderen biografischen Romanen fehlt hier schon ein wenig der „Kick“.

Aber auch wenn es eine eher stille Romanografie ist, kann ich sie (insbesondere unter Einhaltung der o.g. Leseempfehlung) all jenen empfehlen, die ein Faible für dieses Genre, die 20er Jahre sowie Mode und Düfte besitzen.

Und wer jetzt erstmal reinlesen will, bevor er sich für die Lektüre entscheidet, nimmt dafür bitte nicht nur die ersten fünf Seiten sondern unbedingt auch das Nachwort.

Buddyread

Es ist schon erstaunlich, wie ähnlich unsere Empfindungen zu den gelesenen Büchern und wie einig wir uns in der Bewertung sind. Mein weltbester Buddyread Nina greift in ihrer Rezension einen Aspekt auf, den auch ich voll und ganz unterschreiben kann:

Dabei hätte es noch einige Ansätze geben können: Der Aufbau der Marke Chanel, die Erfindung des kleinen Schwarzen – das–zur damaligen Zeit ein absolutes Novum war – oder auch die des klassischen Chanel-Kostüms. Denn eine Persönlichkeit wie Coco Chanel, die bis heute noch nachwirkt, kann auch ohne die Hilfe einflussreicher Männer erzählt werden.

Nina von Ninespo

Infos

Titel: Mademoisell Coco und der Duft der Liebe

Autorin: Michelle Marly

Verlag und Copyright: Aufbau Verlag

Seitenzahl: 496

Erscheinungstermin: 16. Februar 2018

Preis: 12,99 € (Klappenbroschur)

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