Crazy Rich Asians von Kevin Kwan

Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch, da es auf verschiedenen Blogs und Portalen empfohlen wurde. Als ich es dann erstmals in Händen hielt, war mein erster Eindruck, dass es kleiner ist, als ich erwartet hatte. Dabei weiß ich gar nicht, wie ich darauf gekommen bin, dass es ein größeres Format hat. Aber das Cover ist ein echter Hingucker. Die Haptik des Buches ist auch sehr schön, außerdem hat es ein Lesebändchen, was ich immer toll finde.

Der Sprachstil lässt sich super lesen; was mich aber von Anfang an etwas gestört hat, waren die vielen asiatischen Ausdrücke, die zwar immer als Fußnote übersetzt bzw. erklärt wurden, aber meinen Lesefluss doch sehr gestört haben. Manchmal nahmen die Fußnoten eine halbe Seite ein! Also habe ich es irgendwann gelassen, die Fußnoten zu lesen. Und dann ging’s.

Die Welt, in die uns der Roman eintauchen lässt, ist für „Normalsterbliche“ und vielleicht auch für „Nicht-Asiaten“ absolut surreal. Hier geht es nicht nur um reich, es geht um die Reichsten der Reichen. Einige Beispiele: Dass Boni von mehr als einer halben Million Dollar nicht ausreichen, um ein Kleid zu bezahlen; Hotels gekauft werden, weil ein Angestellter sich unausstehlich verhält oder eben mal so knapp eine Million für Schmuck ausgegeben wird, ist für mich unvorstellbar. Familien tun alles dafür, dass ihre Kinder auf die richtigen (nicht zu verwechseln mit guten) Schulen gehen und die richtigen (wiederum nicht zu verwechseln mit erfüllenden) Verbindungen eingehen. Liebe, Glück und Geborgenheit scheinen hingegen irrelevant zu sein.

Aus dieser Welt stammt Nick, der seine nichtsahnende Freundin Rachel mit auf DIE asiatische Hochzeit des Jahrhunderts in seiner Heimat Singapur mitnimmt. Etwas überrumpelt von der Welt der Superreichen wird sie konfrontiert mit Intrigen, Macht und Manipulation. Reicht die Liebe zwischen Nick und Rachel aus, um ihre unterschiedlichen Welten zu vereinen? Oder gewinnt die Familie?

Das Buch ist in kurze Kapitel nach Charakteren und/oder Orten aufgebaut, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. So kann man auch kürzeste Pausen nutzen, um weiterzulesen, was aber auch nötig ist, denn ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Die unzähligen asiatischen Namen und Verwandtschaftsbeziehungen untereinander haben mich allerdings erstmal ziemlich erschlagen. Zwar gibt es eine Übersicht, eine Art Stammbaum, der aber leider noch nicht einmal erkennen lässt, in welchem Familienverhältnis bspw. Nick Young und Astrid Leong stehen.

Man merkt, dass sich der Autor selbst einmal in diesem Milieu bewegt hat. Er schafft es, die Atmosphäre und Stimmung der jeweiligen Situation so zu vermitteln, als wäre man hautnah dabei und stiller Beobachter der Szenerie. Schon im Prolog, habe ich es geliebt, Mäuschen zu spielen!

Das Buch wurde bereits unter dem Titel „Crazy Rich“ verfilmt. Wie so oft kommt die cineastische Umsetzung aber nicht an die literarische heran. In diesem Fall wurden die einzelnen Handlungsstränge viel zu verkürzt dargestellt. Insbesondere die Geschichte um Nicks Cousine Astrid. Dabei war sie im Buch meine liebste Nebendarstellerin. Kevin Kwan schafft es, ihre traurige Geschichte in die von Nick und Rachel einzuweben, ohne sie in den Vordergrund zu drängen. Die beiden Hauptprotagonisten habe ich ohnehin sofort ins Herz geschlossen. Sie ist eine unabhängige, sehr kluge und starke Frau. Besonders beeindruckt war ich davon, mit wieviel Courage sie die Situation zum Schluss auflöst. Auch Nick hat mir das ganze Buch über ausgesprochen gut gefallen. Das ist ja leider nicht immer so. Ich frage mich nur, wie er bei seiner Hintergrundgeschichte so ein offener, bodenständiger und liebevoller Mann werden konnte. Aber vermutlich konnte er sich fernab der Heimat so positiv entwickeln…

Der Autor lässt seine Charaktere genau die Emotionen hervorrufen, die für die Geschichte vorgesehen sind. Neben Rachel, Nick und Astrid mochte ich auch Rachels Freundin Peik Lin auf Anhieb. Ganz im Gegensatz zu Nicks Ex, seiner Mutter und Großmutter; die habe ich echt gehasst. Was mir daher nicht so gut gefallen hat, aber einfach, weil ich das nicht so gut aushalten kann, war, dass der Spannungsbogen sehr lang ist, in der Intrigen gesponnen, die Hauptfigur aber noch ahnungslos ist. Aufgrund der starken Hauptcharaktere hat mir das Ende aber wirklich großen Spaß gemacht.

Dennoch sind die Verhaltensweisen einiger Charaktere nicht ganz nachvollziehbar, aber da es der Auftakt einer Reihe ist, vermute ich, dass man in den folgenden Büchern mehr über sie erfahren und sich einiges klären wird.

Das Buch macht übrigens auch große Lust auf Singapur. Meine Fakultät hat ein Studienaustauschprogramm mit der NUS (National University of Singapore). Dennoch wusste ich nicht, dass Singapur eins der reichsten Länder der Welt ist. Vielleicht muss ich mir unsere Partneruniversität doch mal persönlich ansehen…

Fazit

Auch wenn die Rezension einige Kritikpunkte aufweist, hat das Buch meine Erwartungen voll erfüllt. Es gewährt einen ausgesprochen lesenswerten Einblick in die Welt des asiatischen Geldadels und den Problemen, die sich aus den irrwitzigen Vermögen für zwischenmenschliche Beziehungen ergeben.
In jedem Fall eine klare Leseempfehlung!

Infos

Titel: Crazy Rich Asians

Autor: Kevin Kwan

Verlag: KEIN & ABER

Seitenzahl: 576

Preis: 20 € (Flexcover)

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