Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer

Hach, wie gern hätte ich dieses Buch gefeiert, verbinde ich damit doch eine ganz tolle Zeit auf der Leipziger Buchmesse beim Blogger*innentreffen des Dumont Verlags. Doch leider konnte mich der Roman nicht fesseln, was aber insbesondere an meiner falschen Erwartungshaltung lag.

Klappentext

Sarah ist Bücherjägerin, Kartensammlerin und Restauratorin, sie liebt Manuskripte und alte Landkarten und kann generell besser mit Büchern als mit Menschen umgehen. Seit dem Tod ihrer Tante Amalia, die sie und ihre Schwester aufgezogen hat, lebt Sarah zurückgezogen in deren Kölner Villa mit dem wild sprießenden Garten. Ihre einzige Gesellschaft: die Schildkröten Bonnie und Clyde. Das ändert sich, als Benjamin, ein junger Bibliothekar aus London, vor der Tür steht. Er bittet Sarah, ihm beim Finden einer alten römischen Straßenkarte zu helfen, ein Auftrag, den Amalia kurz vor ihrem Tod angenommen hatte. Sarah zögert, und dann tut sie es doch, fährt mit Ben in seinem alten Auto einfach los, im Gepäck zwei Schildkröten, einige Atlanten und viele Fragen. So machen sie sich auf eine Reise, die sie nach Frankreich und England führt, in die Welt der Bücher und Karten, in Amalias Vergangenheit – eine Reise, die ihr Leben verändern wird.

Meine Meinung

Das klingt doch erstmal super, oder? Ich hatte sofort eine abenteuerliche Schatzsuche mit zahlreichen Hürden – vielleicht sogar Intrigen und Gefahren – in der Welt von Archiven, Antiquariaten und Bibliotheken vor Augen. Doch leider dient dieser Plot nur als Aufhänger, um Ben mit ins Spiel zu bringen. Stattdessen geht es um das Thema Trauerbewältigung, was ich nicht wirklich erwartet hatte. Dabei hätte ich so gern mehr über diese Landkarte erfahren, vor allem, weil es sie wirklich gibt (einen Trip nach Wien werde ich dem Buch in jedem Fall zu verdanken haben, denn dort kann man die echte „Tabula Peutingeriana“ besichtigen). Man merkt auch, dass die Autorin anscheinend sehr viel recherchiert hat, was es umso trauriger macht, dass das Thema keine größere Rolle spielt.

Sprachlich ließ sich das Buch gut weg lesen, auch wenn es einige Längen hatte. Ich befürchte, die Geschichte hat einfach zu wenig Handlung, was auch erklären würde, dass ich mich immer wieder dabei ertappt habe, sehr oberflächlich zu lesen. Es fehlten Spannung und Tempo, eine Suche – egal nach was – ist doch immer auch ein Abenteuer, doch hier gab es einfach keine echten Hindernisse zu überwinden.

Gleiches gilt für die Figuren: Auch bei Ihnen fehlt das Drama, es entsteht keine Reibung.

Dabei mochte ich die enge Beziehung zwischen Sarah und ihrer Tante sehr, vor allem natürlich ihren beruflichen Hintergrund. Daher hätte ich gern mehr über das Leben von Amalia erfahren, bspw. woher die ganzen Schulden kamen. Oder warum ihre Beziehung zu Mathieu wirklich zu Ende ging. Oder wie das für sie war, plötzlich in die Mutterrolle zu stolpern. Ich hätte mir auch mehr Einblicke in den Konflikt dieser Dreiecksbeziehung gewünscht. Während Amalia zu Sarah durch ihrer beider Liebe zu Büchern anscheinend schnell eine Bindung aufbauen konnte, fühlte sich Milena vermutlich oft ausgeschlossen.

Durch zahlreiche Rückblicke erfahren wir nach und nach Sarahs Lebensgeschichte, aber was mir erst durch das Nachwort der Autorin klar wurde, war, dass sie anscheinend autistische Züge hatte. Im Nachhinein kann ich einige Anzeichen dafür ausmachen, aber dass sie sich bspw. immer wieder in die Welt der Bücher zurückzieht, erschien mir beim Lesen nicht ungewöhnlich.

Und ihr wisst, ich bin wirklich immer für Romantik zu haben. Doch der Funke der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen Sarah und Ben ist bei mir einfach nicht übergesprungen. Vielleicht wollte die Autorin auf diese Art aber auch Sarahs Autismus mit einbeziehen.

Ben mochte ich in seiner ruhigen Art sehr gern, er ist ein toller Love Interest. Allerdings wurde seine dunkle Hautfarbe von mir völlig überlesen, so entging mir auch, dass Elisabeth Beer mit seiner Figur das Thema Rassismus einflechten wollte. Das habe ich erst anderen Rezensionen entnommen…

Ein Highlight waren die Schildkröten Bonnie & Clyde, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachten.

Und natürlich mochte ich die eingeflochtenen Bezüge zu bekannten Werken der Literatur.

Außerdem hat mich die Atmosphäre und Darstellung der Villa begeistert: Bis obenhin vollgestopft mit Karten, Büchern und Manuskripten, es duftet nach einer Mischung aus Staub und Papier…

Ein formaler Kritikpunkt betrifft die Zeilen in Schreibschrift, die für meine Augen einfach zu klein geschrieben waren, sodass ich sie leider nicht lesen konnte.

Fazit

Eine nette Geschichte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei hatte das Buch viele schöne Ansätze. Aber irgendwie wirkt es, als hätte sich die Autorin immer wieder von einem neuen Thema ablenken lassen.

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom Dumontverlag zur Verfügung gestellt bekommen. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.

Bibliografie

Titel: Die Bücherjägerin
Autorin: Elisabeth Beer
Verlag & Copyright: Dumont
Seitenzahl: 432
Erscheinungstermin: 15. August 2023
Preis: 23 € (Gebunden mit Schutzumschlag)

Beitrag erstellt 340

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben