Dieses Buch wurde mir von einer Buchhändlerin für unseren Lesekreis empfohlen, als ich nach einem ähnlich schönen Roman wie „Der Gesang der Flusskrebse“ gefragt habe. Dort haben wir es zwar noch nicht besprochen, aber es ist definitiv eine sehr berührende Geschichte, die man auch gut in der Gruppe besprechen kann.
Klappentext
Die Suche nach ihrem vermissten Vater führt Julia Win von New York nach Kalaw, einem malerischen, in den Bergen Burmas versteckten Dorf. Ein vierzig Jahre alter Liebesbrief ihres Vaters an eine unbekannte Frau hat sie an diesen magischen Ort geführt. Hier findet sie nicht nur einen Bruder, von dem sie nichts wusste, sondern stößt auch auf ein Familiengeheimnis, das ihr Leben für immer verändert.
Meine Meinung
Zugegeben, anfangs dachte ich, dieser Roman ist doch nichts für mich, aber nach 60 Seiten hat er mich gepackt und mit jeder Seite mehr in die Geschichte reingezogen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Und so habe ich es auch an einem Abend bzw. einer Nacht durchgesuchtet. Der Anfang ist also etwas seltsam, aber dann wird es grandios (und Tränenreich)!
An die plötzlichen ungekennzeichneten Perspektiv- und Zeitwechsel musste ich mich auch erst gewöhnen, weil sie mich immer aus dem jeweiligen Handlungsstrang gerissen haben.
Der Klappentext verrät nur etwas von der Rahmenhandlung und es ist auch ziemlich schwierig, etwas über den Plot zu sagen, ohne zu spoilern. Doch in die Rahmenhandlung eingebettet ist die ergreifende Liebesgeschichte von Mi Mi und Tin Win, die sich kurz vor und während des zweiten Weltkriegs in Burma abgespielt. Womit ich in dem Zusammenhang nicht gerechnet habe, war die Thematik physischer Einschränkungen, die mich aus dem Nichts heraus getroffen und tief bewegt hat. Denn Jan-Philipp Sendker beschreibt das Leben mit Behinderung sehr gefühlvoll und ermutigend, weil wir aus mehr bestehen als nur Armen oder Beinen, als nur Augen oder Ohren; aber vor allem, weil uns ein geliebter Mensch vervollständigen kann. Der Titel ist also wirklich passend gewählt, denn wenn dieses Buch uns eines lehrt, dann dass man sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen sollte.
Dazu passend sind die Figuren liebevoll und detailreich gezeichnet.
Der Sprachstil des Autors ist einfach nur wundervoll – bildhaft und atmosphärisch – und spätestens nach der Hälfte genieße ich endgültig jede Zeile dieses Buches.
Und so tauche ich gemeinsam mit Julia immer tiefer das Familiengeheimnis ein, welches zeigt, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint.
Fazit
Ich weiß, die Rezension ist etwas kryptisch geworden, aber es ist wirklich schwer, dieses Buch zu rezensieren, ohne zu viel zu verraten. Daher lest es bitte einfach selbst und vertraut mir: Sobald Tin Wins Geschichte beginnt, taucht ihr ein in eine bittersüße Liebesgeschichte mit der Symbiose zweier Menschen, die sich derart ergänzen, dass sie ihre jeweiligen Behinderungen fast gar nicht mehr wahrnehmen.
Nur die Leseprobe auf den letzten Seiten hat für mich nichts in einem Buch zu suchen.
Bibliografie
Titel: Das Herzenhören
Autor: Jan-Philipp Sendker
Verlag & Copyright: Heyne
Seitenzahl: 304
Erscheinungstermin: 18.09.2024
Preis: 12 € (Klappenbroschur)