Der Mann im braunen Anzug von Agatha Christie

Mein zweites Buch für die #readchristie2024 Challenge, das in den zwanziger Jahren veröffentlicht wurde und ein weiterer Beweis dafür, dass man eindeutig etwas verpasst, wenn man sich nur auf Miss Marple und Hercule Poirot beschränkt.

Klappentext

Die junge Anne Beddingfield sucht in London das Abenteuer. Anders als gedacht kommt es zu ihr, als vor ihren Augen ein Mann auf die Schienen der U-Bahn fällt und einen tödlichen Stromschlag erleidet. Die Polizei ist von einem Unfall überzeugt. Aber wer ist der Mann im braunen Anzug, der den Toten als Erster untersuchte, um dann rasch zu verschwinden? Anne ist so entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, dass sie dafür bis nach Kapstadt reist.

Meine Meinung

Ich finde, der Roman passt für die Challenge perfekt, denn man fühlt sich wirklich in diese Zeit zurückversetzt.

Das Buch beginnt mit einem Hitchcockartigen Prolog und wird anschließend aus der Ich-Perspektive Anne Beddingfields fortgesetzt. Sir Eustace Pedler hat ihr sein Tagebuch überlassen und so lässt sie Auszüge daraus in ihre Erzählung mit einfließen. Das gibt der Geschichte eine zweite Perspektive und lockert die Handlung auf – führt aber ggf. auch in die Irre… Denn die Queen of Crime legt wieder einmal gekonnt eine Finte nach der anderen, auf die ich fast immer zielsicher hereinfalle. Trotzdem liebe ich es natürlich, wenn ein Krimi die Möglichkeit zum Miträtseln bietet.

Die Figuren sind exzellent entworfen, Anne mit ihrer abenteuerlustigen, unkomplizierten und leidenschaftlichen Art gefällt mir sofort. Und auch Suzanne schließe ich direkt in mein Herz. Es gibt Gentlemen, die in kürzester Zeit Heiratsanträge aussprechen, ehrbare Bürger mit Geheimnissen sowie gerissene Schurken. Doch selbst die Bösewichte sind auf ihre Art sympathisch.

Der Plot ist eine Art Reise-/Abenteuerroman mit Spionageelementen und genau der richtigen Prise Romance. Für mich also die perfekte Mischung!

Noch dazu ist „Der Mann im braunen Anzug“ fesselnd und sehr atmosphärisch geschrieben, was vielleicht auch an den exotischen Schauplätzen liegt. Ich hatte jedenfalls jede Szene direkt vor Augen; sei es auf dem Bahnsteig, dem Schiff oder in Afrika.

Doch nicht nur die Erzählweise oder die erfrischend junge emanzipierte Heldin machen den Roman zu einem eher ungewöhnlichen Agatha Christie. Was mir außerdem gut gefiel, waren die pointierten Äußerungen Annes in verschiedenen philosophischen Fragen, wie z.B.:

„Aber Papa sagte immer, dass am Anfang Männer und Frauen die Welt gemeinsam durchstreiften, an Kraft ebenbürtig – wie Löwen und Tiger …“ (…) „Da waren sie nämlich Nomaden. Erst als sie sesshaft wurden und Gesellschaften bildeten und die Frauen das eine und die Männer das andere zu machen begannen, wurden die Frauen schwach. Und natürlich ist man unter der Oberfläche, noch ganz genau so – man fühlt sich genau so, meine ich –,  und das ist auch der Grund, warum Frauen physische Stärke in einem Mann verehren: Sie ist das, was sie einst selbst besaßen und eingebüßt haben.“

Agatha Christie: Der Mann im braunen Anzug, S. 218

Ich meine, darüber lässt sich doch hervorragend diskutieren?

Fazit

„Der Mann im braunen Anzug“ ist einer der wenigen Romane von Agatha Christie, die ich noch nicht kannte. Umso mehr freut es mich, ihn jetzt gelesen zu haben, denn mit seiner erfrischend jungen Protagonistin zählt er definitiv zu meinen Lieblingsbüchern der Autorin.

Bibliografie

Titel: Der Mann im braunen Anzug
Autorin: Agatha Christie
Übersetzung: Giovanni Bandini
Verlag & Copyright: Atlantik
Seitenzahl: 336
Erscheinungsdatum: 04. Oktober 2022
Preis: 14 € (Taschenbuch)

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