A.R.T. Coup zwischen den Sternen von Kris Brynn

Dieses Buch war Teil meines „Try a Chapter“ Adventskalenders. Entdeckt habe ich es 2022 beim Podcast @Buchcastmafia und es war Bücherliebe auf den ersten Blick. Kennt ihr das, wenn man auch ohne Leseprobe weiß, dieses Buch wird gut? Ich meine: intergalaktischer Kunsthandel? Wie geil ist das denn bitte?

Klappentext

Kunst dient den Reichen. Und die Erde ist dafür nicht mehr rentabel genug. Das haben die hiesigen Kunstgalerien verstanden und ihre Versteigerungen in die Weite zwischen den Sternen verlagert: Auf Luxusraumschiffen der Extraklasse können illustre Kunstliebhaber nun ihrem Vergnügen frönen und ungestört Milliarden für die kostbaren Schätze ausgeben.
Doch auch im All bedarf es eines besonderen Schutzes, sei es nun vor Kunstschändern, Möchtegern-Dieben oder religiösen Fanatikern. Dafür ist Savoy Midthunder zuständig. Sie arbeitet bei ArtSecure, einer Sicherheitsfirma, die sich auf die Bewachung von Kunstauktionen im Weltall spezialisiert hat.
Ihr neuer Auftrag: Sie und ihr Team sollen ein ebenso geheimnisvolles wie spektakuläres Objekt während einer Auktion schützen. Doch darauf haben es mehrere Gruppen abgesehen, darunter auch Savoys Exfreundin! Ein Wettlauf gegen die Zeit und Savoys Gefühle beginnt.

Meine Meinung

Erwartet habe ich so etwas wie Oceans Eleven im Weltraum. Doch es geht weniger darum, wie ein spektakulärer intergalaktischer Kunstraub geplant und durchgeführt wird, als vielmehr um eine Auktion, bei der verschiedene Parteien konkurrierenden Interessen nachgehen, wie bspw. Sicherstellung des reibungslosen Ablaufs, Zerstörung des Objekts oder reine Profitgier.

Zu jeder dieser Gruppierungen gehören mehrere Figuren, obwohl nicht immer klar ist, wer jetzt gerade für wen arbeitet. Daher hatte ich bei den verschiedenen Handlungssträngen mehr als einmal das Gefühl, den Faden zu verlieren.

Das Team von ArtSecure ist ein ziemlich bunter Haufen, bei dem nicht ganz klar ist, wer schon mit wem zusammengearbeitet hat oder nicht. Teilweise sind Vertrauen und Differenzen spürbar, werden aber nicht näher erklärt.

Die Protagonistin Savoy habe ich gleich gemocht. Ihr Charakter ist zwar am deutlichsten ausgearbeitet, aber ihre Hintergrundgeschichte bleibt oberflächlich, obwohl sie interessant erscheint und für den Einsatz durchaus eine Rolle spielt. Daraus hätte man mehr machen können. Trotzdem hat mich die Autorin damit in die Irre geführt, da ich nie wusste, ob Savoy gerade reingelegt oder von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.

Was ihre Ex angeht, konnte ich nicht ganz nachvollziehen, was ihre Rolle bei der ganzen Sache sein soll, denn ihre Beziehung wird nicht näher analysiert. Auch ihr extremes Verhalten wirft Fragen auf, die unbeantwortet bleiben.

Zweiter Protagonist ist der äußerst unsympathische Arzt Caius, der für eine der oben angesprochenen Gruppierungen angeheuert wird. Etwas versöhnlicher könnte man sagen, er wird, ohne es anfangs zu merken, für andere Interessen ausgenutzt, das ruft schon ein wenig Schadenfreude herbei. Allerdings zeigt seine Person auch, was das skizzierte zukünftige Gesundheitssystem nicht nur aus Patient*innen sondern auch aus Ärzt*innen machen kann (Trotzdem ist seine Figur schlicht und einfach Typ Arschloch). Das war spannend und gruselig zugleich.

Die anderen Figuren bleiben eher blass und ihre Motivation und Verhaltensweisen rätselhaft.

Die Grundidee eines komplexen Verwirrspiels hat unglaublich viel Potenzial, aber leider werden die verschiedenen Themen nur angerissen. Bspw. hätte ich gern mehr Einsicht in den raffinierten Coup gehabt. Doch als wir endlich erfahren, was geplant ist, wird das so schnell abgehandelt, dass es untergeht. Gleiches gilt für die religiös/moralische Betrachtung des Objekts oder der Kunstwelt allgemein. Hier hätte ich mir mehr Analyse und Denkanstöße gewünscht. Und auch die Elemente künstlicher Intelligenz hätte man spannender einsetzen können, wie bspw. in David Eggers „The Circle“. 

Was mir gut gefiel, waren die Kapiteleinführungen aus Savoys privaten Infostick mit Zitaten, Gedanken oder bestimmten Fragestellungen.

„Es ist unklug, viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.“ (John Ruskin)

Kris Brynn: A.R.T., S. 217

Insgesamt ist der Sprachstil unterhaltsam und fesselnd, aber auch noch etwas unrund. Längen gab es jedoch keine, was vor allem an den Actionreichen Szenen lag. Jedenfalls wollte ich immer wissen, wie es weitergeht.

Fazit

Die Rezension ist wirkt jetzt vermutlich negativer, als das Buch wirklich war, denn ich habe es echt gern gelesen. Ich dachte nur leider immer wieder, wie viel mehr man aus der Geschichte hätte machen können. Aber vielleicht wird die ungewöhnliche Kombination aus Science Fiction und Kunstthriller ja mal als Filmvorlage entdeckt; eine*e gute*r Drehbuchautor*in schafft es sicher, die Ecken und Kanten in Figuren und Geschichte auszubügeln.

Bibliografie

Titel: A.R.T. Coup zwischen den Sternen
Autorin: Kris Brynn
Verlag & Copyright: Knaur
Seitenzahl: 384
Erscheinungstermin: 02. November 2022
Preis: 12,99 € (Taschenbuch)

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