Eigentlich habe ich mich nur aufgrund des niedlichen Maulwurfs auf dem Cover für dieses Buch entschieden – normalerweise kann ich mich für deutsche Nachbarschafts- und Dorfkultur nicht so richtig begeistern. Doch dieses Buch hat sich als echtes Lesevergnügen entpuppt!
Klappentext
Schluss mit Großstadt, ab aufs Land! Sascha und Anna kaufen ein Haus und ziehen mit Teenietochter Marie in die Dorfidylle. Das passt prima zu Saschas neuer Stelle als Nachhaltigkeitsbeauftragter und dazu, dass Anna für ihren beruflichen Neustart Freiraum braucht. Marie, als engagierte Umweltaktivistin, liebt die Natur sowieso, nur die Spinnen nicht. Doch das Landleben wird schwieriger als gedacht. Es gibt manipulative Rasenmäherverkäufer und argwöhnische Nachbarinnen, und da ist dieser Maulwurf, der bald den ganzen Garten umpflügt. Ordnungsfreak Sascha sagt ihm den Kampf an. Doch bald muss sich die Familie fragen, wer hier eigentlich in wessen Territorium eingedrungen ist. Und was der Tote nebenan damit zu tun hat.
Meine Meinung
Eine solche Geschichte lebt ja vom Setting und von den Figuren und beides hat Mark Spörrle lebensecht und mit feinem Gespür für Alltagskomik gezeichnet; ich konnte in jedem ihrer Charakterzüge jemanden (auch mich selbst) aus meinem Umfeld wiedererkennen. Nur als Sascha im dritten Viertel völlig am Rad gedreht hat, war mir das etwas zu übertrieben. Kennt ihr Filme wie bspw. Die Wutprobe, bei denen man kaum ertragen kann, wie sich jemand immer weiter ins Chaos manövriert? Genauso ging es mir hier, daher habe ich diese Seiten nur quer gelesen. Zum Glück fängt sich die Geschichte wieder – und Anna bringt letzten Endes alles auf herrlich stimmige Weise wieder in Ordnung.
Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven von Anna und Sascha. Und während er uns mitreißt in seine wachsende Obsession mit dem Maulwurf im Garten – ein absurder Kleinkrieg, in den er sich immer tiefer hineinsteigert, wirkt sein Verhalten aus Annas Sicht zunehmend irrational, beinahe tragikomisch, vor allem im familiären Kontext. Und Maries Figur setzt dem mit ihrem Greta Thunberg-Verhalten noch die Krone auf. Diese doppelte Perspektive sorgt nicht nur für Spannung, sondern auch für eine herrlich ironische Brechung des Geschehens.
Der Maulwurf selbst – der Auslöser allen Wahnsinns – bleibt dabei konsequent unsichtbar. Und gerade das macht ihn umso präsenter: Als Symbol für all die kleinen Dinge, die im Leben aus dem Ruder laufen können, wenn man ihnen zu viel Raum gibt.
Dabei macht es Spörrles bildhafte Sprache leicht, sich das neue Haus auf dem Land, das Gartenhäuschen und die berüchtigten Maulwurfshügel lebhaft vorzustellen.
Fazit
Eine charmante und humorvolle Lektüre über Nachbarschaft, Partnerschaft und das große Drama der kleinen Dinge. Wer Lust auf authentische deutsche und gleichzeitig modern-woke Gartenkultur mit einem Augenzwinkern hat, wird bestens unterhalten.
Kostenloses Rezensionsexemplar
Ich habe dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt bekommen. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.
Bibliografie

Titel: Der Maulwurf
Autor: Mark Spörrle
Verlag & Copyright: Heyne
Seitenzahl: 352
Erscheinungstermin: 12.02.2025
Preis: 17 € (Taschenbuch)