Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse von Frida Skybäck

Ich liebe Bücher über Bücher. Und über Buchhandlungen. Für mich sind das wahre Wohlfühllektüren. Deswegen wollte ich diesem Subgenre nach meinem letzten Reinfall mit „Meine zauberhafte Buchhandlung am Ufer der Seine“ auch noch eine Chance geben. Ich habe wirklich versucht „Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse“ (fällt euch die Ähnlichkeit im Titel auf?) zu mögen. Aber ich befürchte, ich habe den Buchhandlungsbuchfluch abgekriegt!

Klappentext

Die junge Witwe Charlotte erbt eine Buchhandlung in London. Von ihrer Tante Sara, der sie nie begegnet ist. Der Riverside Bookshop übt eine fast magische Anziehung auf sie aus – und stellt sie vor einige Rätsel: Warum wurde ausgerechnet ihr die Buchhandlung vererbt? Welches Geheimnis hat Tante Sara gehütet? Frida Skybäck erzählt, wie ein Haus voller Bücher, gute Freunde und ein kratzbürstiger Kater einer Frau helfen, einen Neuanfang zu wagen – ein charmanter und hoffnungsvoller Roman zum Wohlfühlen.

Meine Meinung

Ich war also voll auf ein gemütliches Büchersetting in London samt lebendem Wollknäuel eingestellt. Stattdessen erwartete mich eine traurige Hintergrundgeschichte nach der anderen.

Es gibt zwei Zeitstränge: zum einen die Gegenwart mit der Protagonistin Charlotte und zum anderen die Vergangenheit mit ihrer Mutter und Tante.

Der Aufbau beider Geschichten ist ziemlich stereotyp und damit leider sehr vorhersehbar. Noch dazu bedient sich die Autorin mächtig aus dem Tragödienkoffer, da ist wirklich alles dabei: ein mysteriöser Autounfall (war es womöglich Selbstmord?), drohende Insolvenz, Diebstahl, Armut, eine tote Mutter, ein prügelnder Vater, Kinder auf der Flucht, Aktivisten der IRA, die Bomben bauen, Geschwisterliebe und -hass, Vertrauensbruch, Betrug, eine Frau, die denkt, der Vater ihres Kindes habe sie verlassen, Intrigen, lebenslange Reue…

Das Verhalten von Charlotte erschien mir leider selten plausibel. Insbesondere ihre Anstrengungen im Bookshop wirken sehr gekünstelt, da ihre Figur mit „sie liest eigentlich nicht“ beschrieben wird. Die Lösung ihres Problems ist vollkommen unrealistisch.

Ganz nett fand ich die kleine Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Schriftsteller William, aber das eingebaute Drama wirkt wieder sehr konstruiert und hätte nicht sein müssen, wenn sie einander zugehört hätten. Der Klassiker also.

Besonders seltsam erschien mir die Figur von Sam, einer Teilzeitkraft, die nur auf Charlotte rumhackt. Die Erklärung ihres Verhaltens ist dann echt too much…

Geliebt habe ich hingegen Martinique, die schon ewig im Buchladen arbeitet. Und natürlich den Kater.

Dass ich mich trotzdem durch die 500 Seiten gelesen habe, lag vor allem an der Atmosphäre des alten Hauses und der Buchhandlung, denn die war wirklich toll. Und ich mochte die schwedischen Leckereien, bspw. die Punschrolle muss ich unbedingt mal ausprobieren.

Die Kapitel des vergangenen Zeitstrangs habe ich ziemlich schnell quergelesen, denn weder Geschichte noch Charaktere von Charlottes Mutter Kristina, ihrer Tante Sara und deren Mitbewohner Daniel konnten mich überzeugen.

Der Sprachstil ließ sich jedoch gut weg lesen.

Fazit

Mal sehen, ob ich es auf den Punkt bringen kann: der Vergangenheitsstrang gefiel mir nicht, weil er zu vorhersehbar und Klischeehaft war. Das ist wohl das Hauptproblem des Romans: kein Alleinstellungsmerkmal, alles Schema F. Auch der Gegenwartsplot ist stereotyp und vieles wirkt konstruiert, um die Handlung in Gang zu bringen. Gleiches gilt für das Verhalten der Figuren, die insgesamt sehr oberflächlich bleiben. Dazu versucht mir Frida Skybäck zu viele Themen einzubinden.

Doch der Schreibstil ist gut und die gemütliche Atmosphäre des Buchladens lässt mich das Buch nicht abbrechen. Aber bei 500 Seiten gibt es eindeutig bessere Bücher.

Bibliografie

Titel: Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
Autorin: Frida Skybäck
Übersetzung: Hanna Granz
Verlag und Copyright: Insel Taschenbuch
Seitenzahl: 540
Ersterscheinungstermin: 08. November 2020
Preis: 10,95 € (Taschenbuch)

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