Dunbridge Academy – Anywhere von Sarah Sprinz

Eine Teenie-Love-Story mit Internatsfeeling in Schottland, dazu ein farbiger Seitenschnitt mit Initialen – da konnten die liebe @ninespo und ich gar nicht anders, als uns auf den Weg zur „Dunbridge Acadamy“ zu machen.

Klappentext

Sich zu verlieben, das stand nicht auf Emmas Agenda, als sie für ein Auslandsjahr an der schottischen Dunbridge Academy angenommen wird – dem Internat, an dem sich ihre Eltern kennengelernt haben. Hier will sie Hinweise auf ihren Vater finden, der die Familie vor Jahren verlassen hat. Ablenkung von ihrem Plan kann sie dabei nicht gebrauchen, aber als sie Schulsprecher Henry trifft, wie Emma sofort, dass sie ein Problem hat. Während geheimer Mitternachtspartys und nächtlicher Spaziergänge durch die alten Gemäuer der Schule wachsen Gefühle zwischen ihnen, gegen die Emma schon bald machtlos ist. Doch Henry hat eine Freundin und Emma kein Bedürfnis, sich das Herz brechen zu lassen…

Meine Meinung

Internate sind ja immer ein tolles Setting – ich meine, ich bin mit Hanni & Nanni, TKKG und Burg Schreckenstein aufgewachsen. Wie, kennt ihr nicht? Also gut, Harry Potter ist auch ein gutes Beispiel.

Sarah Sprinz fängt die Atmosphäre der Schule wirklich gut ein, ich hatte Dunbridge so richtig vor Augen und fühlte mich ein ums andere Mal an meine eigene Schulzeit erinnert. Auch nach Schottland kann sie mich erfolgreich versetzen. Ich durfte sowohl Edinburgh als auch die Highlands schon mal besuchen und wenn Emma und Henry laufen gingen, konnte ich fast den Regen schmecken.

Deswegen hat mir schon „What if we Drown“ von ihr gut gefallen. Und habe ich dort noch Kritik am Sprachstil geäußert, gibt es an den Liebesszenen in „Dunbridge Academy“ wirklich nichts mehr auszusetzen. Ich bin mir zwar nicht sicher, wie glaubwürdig es ist, es mit 16 in einer Männerumkleide bzw. -dusche im Stehen zu treiben, aber es las sich ausgesprochen erfrischend, dass Emma bei diesem ersten Mal mit Henry nicht sofort in Multigasmen aufging, sondern stattdessen gar nicht kam. Ebenfalls bei Jugendbüchern nicht selbstverständlich ist die Betonung von Verhütungsmitteln bei jedem „Mal“.

Insgesamt hat mir die Handlung gut gefallen, auch wenn der Plot um Emmas Vater anders war als ich erwartet hatte. Doch so wirkt er tatsächlich realistischer. Dennoch war ich überrascht, wie schnell sie ihn aufspüren konnte. Nach der Hälfte des Buches hatte ich also keine Idee, was da noch kommen sollte. Doch das dramatische Element war erfrischend anders. Endlich mal ein Jugendbuch, in dem nicht die „Fehlkommunikation“ das Problem ist.

Aber es teilt die Geschichte gewissermaßen in zwei Hälften und wenn ihr keine Zeit habt, das Buch in einem durch zu suchten, kann ich nur empfehlen, auf S. 317 einen Break zu machen. Ansonsten müsst ihr es zu Ende lesen – ohne Chance auf eine günstige Unterbrechung.

Charaktere

Als ich mitbekommen habe, dass der männliche Protagonist Henry bereits eine Freundin hat (Augen auf beim Klappentext…), wollte ich einen Moment lang gar nicht weiterlesen. Also hoffte ich auf eine so richtig fiese Bitch, damit es sich „richtig“ anfühlt, wenn er sich von ihr trennt. Aber als ich ihre Figur kennen lernte, wusste ich sofort, dass mir diese Dreiecksgeschichte, in die uns die Autorin da hineinmanövriert, das Herz zerreißen könnte. Rückblickend muss ich sagen, dass mir die Geschichte dadurch realer erschien, denn mal ganz ehrlich: Es ist doch wahrscheinlicher, dass ein sympathischer Typ mit einem ebenso sympathischen Mädchen zusammen ist, als mit einem Biest. Und seltsamerweise ist es der Engelsgleiche Charakter von Grace, der mich vor einem Abbruch bewahrte, denn wie sie mit der Situation umging, war fast schon Madonnenhaft.

Henry ist ähnlich perfekt und seine innere Zerrissenheit wirkt echt. Grace scheint die ideale Partnerin für ihn zu sein und trotzdem hat sich die anfängliche Leidenschaft (sofern man davon bei einem Paar von 13 Jahren überhaupt sprechen kann) gelegt und in freundschaftliche Gewohnheit verwandelt. An seiner Figur schafft es Sarah Sprinz auf einfühlsame Weise darzustellen, dass man sich nicht aussuchen kann, in wen man sich verliebt. Sein Bedürfnis, alles richtig zu machen, ist fast schon zwanghaft. Nicht nur einmal musste ich mir daher in Erinnerung rufen, dass er und seine Freunde noch Teenager sind. Daher wirkte Dunbridge des Öfteren mehr nach Uni als Schule. Henry ist außerdem ein wahrer Musterschüler und sieht – natürlich – umwerfend gut aus. Zwar scheint er keine Sportskanone zu sein, doch sobald er sich ein wenig anstrengt, erreicht er dort auch alles, was er will.

Unterstützt wird er dabei von unserer weiblichen Protagonistin Emma. Nachdem sie von ihrem Vater verlassen wurde, hat sie im Laufen ein Ventil für ihre Wut und Enttäuschung gefunden. Es ist ihre Art mit Schmerz umzugehen und diese Darstellung hat mir sehr gut gefallen. Selbstverständlich ist sie ebenfalls klug, wunderschön, selbstlos und liebenswert.

Versteht mich nicht falsch, die Figuren sind toll, aber alles in allem vielleicht etwas zu glatt. Es wirkt fast so, als gäbe es in Dunbridge keine unattraktiven, gemeinen oder schlechten Schüler:innen. Dabei ist doch ein Internat der ideale Schauplatz für Lügen, Intrigen und andere Boshaftigkeiten. Ich meine, selbst die Zicke Olive wird im Verlauf der Geschichte zahm (und kriegt mit Band III sogar ihre eigene Geschichte).

Aber wenn unter den Schüler:innen kein schwarzes Schaf zu finden ist, muss eben ein Professor Snape her. Obwohl – ACHTUNG SPOILER zu Harry Potter – Der war ja eigentlich einer von den Guten… Egal, einziger Antagonist dieser Geschichte ist der Mathe- und Englischlehrer Mr. Ward. Er ist ziemlich stereotyp gezeichnet und sein Verhalten recht vorhersehbar. Seine Hintergrundgeschichte hätte man vielleicht etwas weniger dramatisch gestalten können.

Wie bei diesem Genre üblich, wird uns die Geschichte aus Sicht der beiden Protagonisten Emma und Henry erzählt. Von den restlichen Figuren erfahren wir erstmal nur so viel wie für den Handlungsfortschritt nötig.

Fazit

„Anywhere“ ist ein schöner Auftakt zur Coming of Age Trilogie „Dunbridge Academy“. Überzeugt haben mich vor allem das authentische Setting sowie die schottische Internatsatmosphäre. Und auch wenn mir Charaktere und Handlung vielleicht einen Hauch zu glatt erschienen, wirkten sie insgesamt sehr glaubwürdig. Ich kann es daher kaum erwarten, in Band II die Geschichte von Tori und Sinclair zu lesen.

Bibliografie

Titel: Dunbridge Academy – Anywhere
Autorin: Sarah Sprinz
Verlag und Copyright: LYX
Seitenzahl: 461
Erscheinungstermin: 26. Januar 2022
Preis: 12,99 (Paperback)

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