Flächenland von Edwin. A. Abbott

Diesen Roman hat Katharina Mahrenholtz ihrem Kollegen Jan Ehlert auf dem Fan Fest des eat.READ.sleep Podcasts zu Weihnachten geschenkt. Als sie erläutert, dass es um Geometrie geht und die Geschichte aus der Sicht eines Quadrates erzählt wird, war es um mich geschehen. Ihr wisst, wie sehr ich auf Mathe stehe!

Klappentext

Dieses Buch ist ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur. Ein altes Quadrat erzählt uns vom Leben im Flächenland und seinen Ausflügen in das Raumland und das Linienland. Dabei erfahren wir nicht nur Interessantes über andere Dimensionen, sondern auch über Auswirkungen riskanten Denkens in einer Welt, in der das Mögliche mehr Rechte hat als das Wirkliche.

Meine Meinung

Flächenland ist tatsächlich ein kleiner Bücherschatz.

Raffiniert überträgt der Autor Fragen der Zeitgeschichte, Philosophie, Politik und Gesellschaft mittels geometrischer Formen aufs „Flächenland“ und kreiert damit auf nicht einmal 150 Seiten eine unterhaltsame Satire über das viktorianische Zeitalter. So wird das schwache Geschlecht als Linie ohne Winkel (je mehr desto situierter) dargestellt, Polygome sind Akademiker und die höchste Form ist natürlich der Kreis, was im Flächenland gleichbedeutend mit Priestern ist. Jeder Sohn hat automatisch eine Seite mehr als der Vater, wodurch jede Generation im Rang aufsteigt; gleichzeitig sinkt mit steigender Winkelzahl die Fruchtbarkeit. In dem Maß, wie Intelligenz, Wissen und Tugend zunehmen, nimmt der spitze Winkel der Leibeigenen und Soldaten – also das, was im Flächenland gefährlich ist – ab. Die vorherrschenden Naturgesetze sind also ganz auf die aristokratische Verfassung ausgerichtet.

Der Protagonist Square gibt uns zunächst einen ausführlichen Überblick darüber, wie seine Welt funktioniert. Dann erleben wir, wie er einen Traum vom Linienland hat, dessen König sich selbstverständlich nicht vorstellen kann, dass es eine zweite Dimension geben könnte, auch wenn Square alles tut, um ihn davon zu überzeugen, dass er ja genau in diesem Moment mit einem zweidimensionalen Quadrat sprechen würde. Wieder zurück in seiner Realität ereilt ihn jedoch das gleiche Schicksal wie der König vom Linienland. Er bekommt Besuch von einer Kugel, die versucht, ihn davon zu überzeugen, dass eine dritte Dimension existiert, aus der sie stammt. Doch erst als sie ihn mit ins „Oben“ nimmt und er das innere seiner Welt erblicken kann, glaubt er ihr.

Und jetzt wird es für uns Menschen (und damit Körpern aus der dritten Dimension) interessant, denn Square beginnt darüber nachzudenken, ob es dann nicht auch eine vierte, fünfte und sechste Dimension geben könnte. Das will wiederum die Kugel nicht wahrhaben, weil es über ihre Vorstellungskraft hinaus geht. Ich finde dieses Gedankenexperiment unglaublich spannend, denn die Geschichte regt dazu an, zu überlegen, ob es eine solche Welt geben und wie sie aussehen könnte.

Da Unregelmäßigkeiten und Abweichungen im Flächenland i.d.R. mit dem Tode bestraft werden, ist es für Square natürlich sehr gefährlich, solche Gedanken ohne Beweise zu äußern. Auch das hat er mit einigen der größten Denker der Menschheitsgeschichte gemein.

Noch beeindruckender erscheint diese Geschichte, wenn man bedenkt, dass Einsteins allgemeine Relativitätstheorie erst 30 Jahre später veröffentlicht wurde.

Fazit

Flächenland ist ein Klassiker und Vorreiter der Science Fiction Literatur; so anschaulich und unterhaltsam geschrieben, dass es sich auch für den Schulunterricht eignet (dafür ist es hoffentlich auch gedacht). Wenn man sich darauf einlässt, hilft es dabei, verschiedene Perspektiven einzunehmen und über bekannte Dimensionen hinauszuschauen – und das nicht nur in der Mathematik.

Außerdem wollt ihr doch bestimmt wissen, warum ein Hyperwürfel sechzehn Ecken und acht Seiten haben muss, oder?

Bibliografie

Titel: Flächenland
Autor: Edwin A. Abbott
Übersetzung: Peter Buck
Verlag und Copyright: Franzbecker
Seitenzahl: 160
Erscheinungsdatum: 2016
Preis: 9,80 € (Taschenbuch)

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