Als großer Jane Austen Fan kam ich natürlich an der Romanografie von Catherine Bell nicht vorbei. Ich habe schon einige Bände dieser Reihe gelesen, muss aber leider sagen, dass der hier zu den schlechteren gehört…
Grundsätzlich hat mir die Lektüre durchaus Spaß gemacht und es war auch interessant, mehr über die Entstehungsgeschichte von „Stolz und Vorurteil“ zu erfahren. Die eingestreuten Buchzitate sind für Jane Austen Fans ebenfalls ein Schmankerl, aber leider waren sie extrem lang und ausschweifend. Viel raffinierter hätte ich es daher gefunden, ihren Charakteren hier und da an passender Stelle in einem kurzen und knappen Zitat zu begegnen. Außerdem setzt sich Catherine Bell mit den z.T. Seitenlangen Zitaten natürlich einem direkten Vergleich zu Jane Austen aus. Dabei kann sie nur verlieren.
Der Effekt wird dadurch verstärkt, dass ihr Stil so wirkt, als wollte sie den von Jane Austen um jeden Preis kopieren. Sozusagen eine Biografie in der Art ihrer Romane…
Durch die in meinen Augen sinnlosen und willkürlichen Zeitsprünge wirkt der Aufbau sehr chaotisch. Statt Spannung zu erzeugen, nehmen sie vieles vorweg. Dadurch steuert man die ganze Zeit auf ein Hoffnungsloses Ende zu, was ziemlich deprimierend ist. Viel erfährt man leider auch nicht über die Protagonistin. Einiges wird angesprochen, aber nicht aufgeklärt. Ist sie bspw. am Ende erblindet?
Natürlich ist es schön, wenn auch eine Romanografie dicht an den wahren Begebenheiten bleibt. Für ein Buch aus der Reihe „Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe“ kommt die Romantik in „Jane Austen und die Kunst der Worte“ allerdings viel zu kurz. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin von ihrer künstlerischen Freiheit Gebrauch macht und die Tatsachen entsprechend ausschmückt oder auch Zeitlinien dehnt. Im Nachwort widerspricht die Autorin der Aussage von Jane Austens Neffe, wonach ihr Leben recht Ereignislos verlaufen wäre. Doch wenn Catherine Bell davon überzeugt war, hat sie es leider nicht geschafft, dies für ihre Romanografie herauszuarbeiten.
Fazit
Bezüglich einer Empfehlung bin ich äußerst zwiegespalten: Für große Jane Austen Fans mag es einerseits toll sein, so viele eingewebte Zitate vorzufinden und zu erraten, aus welchem Roman sie jeweils stammen. Andererseits kann auch gerade das für Liebhaber:innen negativ ins Gewicht fallen, weil sie stattdessen die Originale hätten rereaden können. Denn sieht man von den Originalauszügen ab, bleibt ein dünnes Buch ohne Atmosphäre oder besonderem Inhalt.
Kostenloses Rezensionsexemplar
Das Buch wurde mir als Leserundenexemplar von Lovelybooks zur Verfügung gestellt. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.
Bibliografie
Titel: Jane Austen und die Kunst der Worte
Autorin: Catherine Bell
Verlag und Copyright: Aufbau Verlag
Seitenzahl: 376
Erscheinungsdatum: 15. November 2021
Preis: 12,99 € (Taschenbuch)