Hernan Diaz versetzt uns in die Vergangenheit und führt uns vor Augen, was in der heutigen Zeit alles selbstverständlich ist, wie bspw. von fast überall auf der Welt mit dem Rest davon in Kontakt zu treten. Könnt ihr euch vorstellen, einen ganzen Kontinent zu durchqueren, nur weil es noch keine Möglichkeit gab, jemandem auf der anderen Seite eine Nachricht zukommen zu lassen?
Klappentext
Der Hawk ist eine Legende im Kalifornien des Goldrausches: Riesenhaft soll er sein, furchtlos, wild. Doch hinter dem Mythos steht die Geschichte von Håkan, der einst aus der schwedischen Heimat nach New York geschickt wurde, zusammen mit seinem großen Bruder, den er unterwegs verliert. Er landet in San Francisco, auf der falschen Seite des unbekannten Kontinents. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen, hin zum neuen gelobten Land. Noch ahnt Håkan nicht, dass er sein Leben lang unterwegs sein wird. Seine berührend schöne, meisterhaft erzählte Geschichte handelt von der Erfahrung radikaler Fremdheit und Einsamkeit, die entwurzelte Menschen zu allen Zeiten gemacht haben.
Meine Meinung
Die Geschichte wird rückblickend von Håkan selbst erzählt, der uns in den nachfolgenden Kapiteln als Erzähler durch verschiedene Geschichten führt. Zusammengenommen erzählen sie von seinem Weg quer durch den Wilden Westen sowie seinen Erlebnissen und Begegnungen auf der Suche nach seinem Bruder.
Die Atmosphäre ist einzigartig und Hernan Diaz Beschreibungen der Landschaft und Geschichte Amerikas geradezu gewaltig. Als der Protagonist die Salzwüste durchquerte, klebte mir nur vom Lesen die Zunge am Gaumen. So zogen mich die ersten Seiten sofort in die Handlung, später merkt man jedoch, dass die Qualität der einzelnen Kapitel stark variiert.
Gleichzeitig ist es ein unfassbar düsterer Roman. Der Schreibstil ist rauh sowie anatomisch genau (und erinnert mich ein wenig an „The Revenant“), aber auch sehr authentisch. Jedenfalls muss man die deprimierende Stimmung aushalten können, denn jedes aufglimmende Körnchen Glück wird im Keim erstickt.
Fazit
„In der Ferne“ klang nach einer Abenteuergeschichte á la Huckleberry Finn. Doch mehr Kurzgeschichtenband als Roman hat das Buch Höhen und Tiefen. Genau wie die wilde Landschaft Amerikas. Außerdem zeichnet es ein stimmungsvolles Portrait der Goldgräberzeit, wenngleich mit einer deprimierenden Hauptgeschichte.
Solltet ihr ins Buch reinlesen wollen, gebt euch bitte einige Seiten, um einen wirklich realistischen Eindruck davon zu bekommen, ob das Buch etwas für euch ist.
Bibliografie
Titel: In der Ferne
Autor: Hernan Diaz
Übersetzung: Hannes Meyer
Verlag und Copyright: Hanser Berlin
Seitenzahl: 304
Erscheinungstermin: 15. März 2021
Preis: 24,00 € (Hardcover)