Mord im Gurkenbeet von Alan Bradley

Ich bin auf die Reihe um Flavia de Luce über den wundervollen Bücherpodcast „Long Story Short“ aufmerksam geworden. Die Moderatorin findet im Erscheinen des zehnten und letzten Bandes den idealen Anlass, um sich alle Bücher in einem einheitlichen Layout zu besorgen. Da ich das sooo gut nachvollziehen kann (Die Cover sind aber wirklich ein Traum) und mir auch die Grundidee der Serie gefallen hat, ist Band I umgehend auf meinem SuB gelandet. Dort blieb er nicht lange, denn nach der Pleite mit dem neuesten Göttingen-Krimi, wollte ich die schlechten Schwingungen so schnell wie möglich vertreiben. Da kam mir diese Detektivgeschichte gerade recht. Und es ist Flavia wirklich auf Anhieb gelungen, meine schlechte Krimi-Stimmung zu vertreiben.

Worum geht’s und wer spielt mit?

Mord im Gurkenbeet ist also der Auftakt einer Reihe um die elfjährige Flavia, die sich ihrer beiden älteren Schwestern gern als Versuchskaninchen für eins ihrer zahlreichen wissenschaftlichen Experimente bedient. Zusammen mit ihrem Vater, der neugierigen Haushälterin Mrs. Mullet und dem Diener Dogger bewohnen Sie ein Herrenhaus im Großbritannien der 50er Jahre. Heimelig geht es jedoch auf Buckshaw nicht zu. Die Mutter früh verstorben und der Vater zu sehr Soldat und Brite um Zuneigung zeigen zu können, herrscht eher eine nüchterne Atmosphäre, die von Alan Bradley ganz einfühlsam transportiert wird. Flavia zieht sich in ihre Liebe zur Chemie zurück. Ihr Charakter wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas verschroben, insbesondere aufgrund ihres besonderen Faibles für Gifte. Flavia ist einfach unheimlich intelligent, dabei gleichermaßen alt- wie neunmalklug, aber auch mutig und unerschrocken. Ihr Wissensdurst und ihre Neugier bringen sie mehr als einmal in Schwierigkeiten. Als Leserin hat es mir sehr viel Spaß gemacht, meine Kenntnisse chemischer Stoffe und ihre Zusammensetzung aufzufrischen.

Klappentext

Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht das Opfer eines Giftmordes in ihrem Gurkenbeet entdeckt! Da jeder ihren Vater, den sanftmütigen Colonel de Luce, für den Mörder zu halten scheint, nimmt die naseweise Flavia persönlich die Ermittlungen auf. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur – bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia schließlich, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist…

Atmosphäre

Ich konnte die Unfähigkeit der de Luces, familiäre Liebesbekundungen zu zeigen, wirklich gut greifen. Auch die Umgebungen wie bspw. der Nachbarort Bishop’s Lacey werden sehr gut eingefangen. Es war, als würde ich gemeinsam mit Flavia auf dem Gepäckträger von Glady’s (ihr Fahrrad) ins Abenteuer radeln.

Sprachstil

Die Schreibweise hat mich stark an Agatha Christie und die Hauptfigur an Jelena aus den Drei Fragezeichen erinnert. Erzählt wird aus der Sicht der Protagonistin.

Meine Meinung

Der Mordfall ist spannend und interessant; auf Täter und Tathergang wäre ich nicht gekommen; ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob dies dem Leser überhaupt möglich gewesen wäre.

Dabei steht der Kriminalfall meines Erachtens gar nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Art der Ermittlungen unserer kindlichen Hobbydetektivin (oh, für diesen Begriff würde mich Flavia zu ihrem nächsten Versuchsobjekt machen…). Sie ist das Herz der Geschichte und das erinnert mich ein wenig an die Fernsehserie Colombo, bei der man sogar von Beginn an schon den Mörder kennt und dennoch einen Heidenspaß damit hat, wie der troddelig verwahrlost wirkende Inspektor ihm oder ihr auf die Spur kommt.

Gäbe es eine äquivalente Reihe einer Physikbegeisterten Protagonistin, würde ich die Lektüre auf allen Studieninformationstagen empfehlen (also aus Sicht einer Studienberaterin gesprochen).

Das einzige mit dem ich nichts anfangen konnte, waren die Zeilen aus alten Kinderliedern oder Zitate aus Gedichten. Aber dafür muss man vielleicht auch in Großbritannien aufgewachsen sein.

Fazit

Eine klare Leseempfehlung für alle mit einem Faible für Giftmorde á la Agatha Christie und jeden krimibegeisterten Chemiefan.

Wie schon die Queen of Crime, zeigt auch Alan Bradley, dass es weder eines blutrünstigen Mordes noch eines problembeladenen Ermittlers bedarf, um eine hervorragende Detektiv-Geschichte zu schreiben. So sehr ich Jo Nesbo & Co. auch schätze, umso schöner fand ich diese Neuentdeckung.

Ich befürchte jedoch, dieses Buch könnte seine Leserschaft spalten. Die einen werden unsere kleine neugierige Giftmischerin lieben, den anderen wird die Besserwisserin vermutlich den letzten Nerv rauben.

Teil II steht schon auf meinem Wunschzettel.

Die Reihe besteht aus insgesamt 10 Bänden:

  • Mord im Gurkenbeet
  • Mord ist kein Kinderspiel
  • Halunken, Tod und Teufel
  • Vorhang auf für eine Leiche
  • Schlussakkord für einen Mord
  • Tote Vögel singen nicht
  • Das Geheimnis des kupferroten Toten
  • Eine Leiche wirbelt Staub auf
  • Mord ist nicht das letzte Wort
  • Der Tod sitzt mit im Boot
  • Todeskuss mit Zuckerguss

Infos

Titel: Mord im Gurkenbeet

Autor: Alan Bradley

Übersetzung: Gerald Jung, Katharina Orgaß

Verlag und Copyright: Blanvalet

Seitenzahl: 400

Erscheinungsdatum: 20. September 2010

Preis: 10,99 € (Taschenbuch)

Beitrag erstellt 338

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben