Das Cover dieses Romans wirkte so schön griechisch, dass ich ihn unbedingt für meine literarische Weltreise haben musste. Leider hat es mich zusammen mit Titel und Klappentext hoffnungslos in die Irre geführt.
Klappentext und Handlung
Nachdem ihr von ihrem Exfreund Tom das Herz gebrochen wurde, wagt Chloe einen Neuanfang in Manhattan. Sie findet Arbeit in einer exklusiven Immobilienfirma und lernt dort den charismatischen und mysteriösen Joe kennen, der einen reizvollen Auftrag für sie hat: Sie soll die perfekte abgeschiedene Urlaubsresidenz finden. Als plötzlich Tom in der Stadt auftaucht, begleitet Chloe Joe kurzerhand auf die traumhafte griechische Insel Hydra. Die langen Sommertage und das kristallklare Wasser entfalten ihre magische Wirkung, und die beiden kommen sich näher. Doch Chloe weiß wenig über den Mann, in den sie sich gerade Hals über Kopf verliebt…
Ich habe also eine hübsche Liebesgeschichte erwartet, die in Griechenland spielt. Stattdessen sitzt die Protagonistin auf Seite 220 immer noch in Manhattan fest, das übrigens auch keinerlei Stimmung von Sex and the City aufkommen lässt. Tatsächlich tritt die griechische Insel Hydra keine 100 Seiten lang als Schauplatz in Erscheinung.
Ich würde die Geschichte also eher folgendermaßen zusammenfassen (aber Achtung, Spoilergefahr!):
Chloe flieht vor ihrer heimlichen Affäre aus London nach New York, weil dieser Mann es in vier Jahren nicht geschafft hat, sich von seiner festen Freundin zu trennen, sondern ihr stattdessen einen Heiratsantrag gemacht hat. Fünf Monate später taucht er unverhofft wieder bei Chloe auf, beteuert, mit der anderen sei es aus und – das war der Punkt, an dem ich das Buch beinahe abgebrochen hätte – Chloe vergibt ihm einfach. Unfassbar. Letztendlich hatte sein Meinungsumschwung natürlich andere Hintergründe. Also haut Chloe erneut ab, diesmal nach Griechenland und zwar mit dem im Klappentext angepriesenen Auftraggeber Joe. Sie zeigt ihm verschiedene Häuser, sie verbringen eine wundervolle Nacht zusammen, aber da sie ja schon an mehrfach gebrochenem Herzen leidet, führt ein Missverständnis zu einer weiteren Flucht.
Wer Karen Swans Romane kennt, weiß, dass sie gern einen weiteren Handlungsstrang einbaut, dessen Verbindung zum Hauptplot erst gegen Ende ersichtlich wird. Auch wenn diese Nebengeschichte weit interessanter war, blieb sie blass und unscheinbar und der Zusammenhang wirkte sehr konstruiert.
Aber zumindest das Ende hatte dann endlich, was ich die ganze Zeit vermisste: Atmosphäre. Die Auflösung barg tatsächlich noch eine überraschende Wendung und wenngleich es mich nicht für Anfang und Mittelteil entschädigen konnte, stimmt mich der Abschluss der Geschichte doch wieder etwas versöhnlicher.
Charaktere
Der mysteriöse Joe, der im Klappentext als männlicher Protagonist angekündigt wird, hat lediglich ein paar Gastauftritte. Für meinen Geschmack ist das entschieden zu wenig.
Ansonsten folgen die Figuren klassischen Stereotypen: Es gibt die typische Intrigantin, einen Arschloch-Ex, den schwulen besten Freund (o.k. in diesem Fall Kollegen), die beste Freundin und obendrauf noch eine Schwester als Vertraute. Allerdings bleiben diese Nebencharaktere, insbesondere die beiden letztgenannten völlig farblos. Auch Joes Figur kann mich nicht überzeugen: Er wirkt weder interessant noch authentisch.
Probleme hatte ich aber auch mit der Protagonistin, mit der ich einfach nicht warm wurde. Schon ihren Spitznamen „Chlo“ konnte ich so gar nicht lesen. Wo liegt der Sinn darin, einen Namen um einen Buchstaben zu kürzen?
Fazit
Für mich war das Buch sehr enttäuschend und bis jetzt auch das schlechteste, das ich von Karen Swan gelesen habe.
Das mag aber vielleicht auch einfach an meinen unerfüllten Erwartungen an Schauplatz und Geschichte liegen. Als Möglichkeit, sich nach Griechenland zu lesen, erwies sich die Geschichte jedenfalls als völlig untauglich.
Ich finde es wirklich schade, dass meine Rezension so negativ ausfallen muss, denn mir gefällt das Cover doch so gut. Für mich eine echte Zwickmühle, gilt bei mir doch die Regel: Schlechte Geschichten stehlen den guten nicht den Platz im Bücherregal, egal wie hübsch ihre Klappendeckel daher kommen.
Infos
Titel: Eine Insel zum Verlieben
Autorin: Karen Swan
Übersetzung: Gertrud Wittich
Verlag und Copyright: Goldmann
Seitenzahl: 512
Erscheinungsdatum: 18. Juni 2019
Preis: 10 € (Taschenbuch)
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