Den Sternekoch Alexander Herrmann habe ich zum ersten Mal bei „The Taste“ gesehen. Seitdem schlägt mein Herz für Team „Gelb“. Überzeugt hat er mich vor allem mit seiner sympathischen Art, sein Team zu coachen, die schon in krassem Gegensatz zu einem Tim Mälzer oder Frank Rosin steht… 2020 bot sich meinem Hobbykoch-Ehemann und mir dann eine günstige Gelegenheit: Unsere Nichte feierte ihre Konfirmation in Cadolzburg und da lag es nahe, schon einen Tag früher anzureisen und uns im „Imperial“ in Nürnberg unser erstes Sterne-Menü zu gönnen. Normalerweise ist die Aufteilung bei meinem Mann und mir eindeutig: Seine Spezialität ist das Kochen und meine das Lesen. Doch trotz (oder wegen?) der umfangreichen Weinbegleitung ist er es, der geistesgegenwärtig vor der Kasse nach der signierten Biografie des Inhabers greift. Und er ist es auch, der das Buch zuerst liest, mich aber tierisch neugierig darauf macht.
Inhaltsangabe des Verlags
Alexander Herrmann ist mit zwei Michelin-Sternen und diversen TV-Auftritten einer der erfolgreichsten deutschen Spitzenköche. In diesem Buch erzählt er erstmals aus seinem Leben – und aus seiner Küche. Anekdotenreich beschreibt Herrmann, wie er vom beschaulichen oberfränkischen Wirsberg aus seine einzigartige Karriere als Spitzenkoch und Multi-Unternehmer startete. Neben autobiografischen Einblicken ist es ihm aber auch ein Anliegen, den Leser an den Alltag hinter den Kulissen der Sterneküche heranzuführen. Dort unterscheidet sich sein Führungsstil ganz erheblich von dem Kasernenhofton, für den die Branche berüchtigt ist. Er setzt auf seine eigenen Methoden. In seinen Betrieben herrscht eine kollegiale und freundschaftliche Atmosphäre. Fehler dürfen passieren und was zählt, ist Teamgeist. Alexander Herrmann legt mit diesem Werk nicht nur seine Autobiografie vor, sein Buch ist gleichermaßen ein spannender Ratgeber für alle Manager, die abseits ausgetretener Pfade nach neuen Ideen für Motivation und Erfolg suchen.
Meine Meinung
Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Andreas Hock erzählt in diesem Buch nicht nur die Geschichte des Sternekochs – maßgeblich geprägt durch den frühen Verlust seiner Eltern – durch ihn lässt uns Alexander Herrmann auch teilhaben, an seinen Erfahrungen, Erkenntnissen und Methoden, die es außerdem zu einem unterhaltsamen Ratgeber der Personal- und Teamführung machen. Ich bin selbst Führungskraft und natürlich ist mir die Idee nicht neu, sein Team anhand individueller Stärken zusammen zu stellen und diese zu fördern statt Unmengen an Energie in den Ausgleich von Schwächen zu investieren. Aber noch nie wurde mir dieses Konzept so anschaulich verdeutlicht wie in diesem Buch.
Hörbuch bei Audible
Ich hatte leider nicht die Muße, um das Buch zu lesen, daher lud ich mir das Hörbuch herunter. Außerdem entschied ich mich für dieses Medium, weil ich Alexander Herrmanns Stimme und seine fränkische Art so gern mag. Daher war ich zunächst etwas enttäuscht, dass er seine Biografie gar nicht selbst eingesprochen hat. Begründet wird dies von ihm selbst: er könne zwar super frei Schnauze daher reden, aber mit dem striktem Ablesen von Text tut er sich schwer. Aber – und das ist ein Bonus im Vergleich zum Printexemplar – er kommentiert abschließend jedes Kapitel und macht es dadurch noch persönlicher.
Den Sprecher Wilfried Hochholdinger kannte ich noch nicht und anfangs glaubte ich, seine Stimme ist dem Koch evtl. etwas zu ähnlich. Doch schon nach den ersten Abschnitten hatte ich mich daran gewöhnt und konnte der angenehmen Stimme gut folgen.
Fazit
Eine wirklich kurzweilige und lehrreiche Lektüre über den sympathischen Spitzen- und Fernsehkoch Alexander Herrmann und seine sehr persönliche Art, ein Team zu führen – Ich sage nur: „Humor-Mobbing“.
An irgendeiner Stelle im Buch steht, dass er sich – wiederum anders als andere Köche – weniger auf die Gäste als vielmehr auf sein Team konzentriert. Aber wer von Alexander Herrmann mal einen Schwank aus seiner Jugend hören möchte, kann ja mal reinlesen (oder -hören) in „… und eine Prise Wahnsinn“.
Nachdem uns sowohl die Küche als auch die Lebensgeschichte von Alexander Herrmann so beeindruckt hat, waren wir übrigens im letzten Jahr drei Tage im Posthotel in Wirsberg. Den Sternekoch selbst haben wir nicht getroffen, der hat vermutlich mit der seiner Crew Ball gespielt, aber gegessen haben wir auch hier ganz hervorragend. Insbesondere das Frühstück hat uns umgehauen – obwohl wegen der Pandemie kein Buffet möglich war.
Lektüre und Besuch – sowohl des Imperials in Nürnberg als auch des Posthotels in Wirsberg kann ich also nur empfehlen.
Bibliografie
Titel: …und eine Prise Wahnsinn
Autoren: Alexander Herrmann mit Andreas Hock
Verlag und Copyright: Plassen
Seitenanzahl: 208
Erscheinungstermin: 10. September 2020
Preis: 24,90€ (Hardcover)