Der vorletzte Agatha Christie meines buchigen Adventskalenders ist ein Hercule Poirot mit einem für ihn ungewöhnlichen Schauplatz eines Studentenwohnheims in den 50ern. Dabei sticht das Denken in Schubladen und Vorurteilen dieser Zeit wieder einmal besonders hervor.
Klappentext
Als er bemerkt, dass seine Sekretärin in Schwierigkeiten steckt, lässt Hercule Poirot sich nicht lange bitten. Denn Miss Lemon ist untröstlich: Ihre Schwester, Leiterin eines Studentenwohnheims, weiß sich angesichts einer Serie von Diebstählen nicht mehr zu helfen. Poirot erkennt schnell, dass die gestohlenen Gegenstände auf düstere Machenschaften hindeuten.
Charaktere
Hercule Poirot wird zwar von Anfang an in die Lösung des Problems involviert, jedoch wirkt er wie ein Nebendarsteller. Das ist mir aber entgegen meiner Vermutung gar nicht so negativ aufgefallen.
Allerdings waren es mir eindeutig zu viele Personen, wenngleich ich einräumen muss, dass die meisten von ihnen durchaus interessante Charakterzüge hatten. Umso trauriger war es, dass aufgrund der Vielzahl der Figuren, die individuellen Eigenheiten nicht näher zum Tragen kamen. Ich hatte Schwierigkeiten, sie auseinander zu halten oder dem Täter selbst auf die Spur zu kommen.
Sehr gefallen haben mir die Charaktere der Schwestern Mrs. Lemon und Hubbard.
Storyline
Für meinen Geschmack erschien mir die Geschichte an sich etwas zu weit hergeholt. Andererseits tauchten in den Romanen mit Hercule Poirot schon öfter organisiertes Verbrechen, internationale Konflikte, Geheimdienste u.ä. auf.
Die Komplexität des zu untersuchenden Problems liegt in der Überlagerung mehrerer Ereignisse, die nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben. Es gab zwar im Verlauf der Geschichte hier und da Hinweise, mir schien es jedoch nicht möglich, allein hinter das Geheimnis zu kommen. Dabei habe ich den Roman bestimmt schon zum dritten Mal gelesen, und konnte trotzdem bis zum Schluss nicht erraten, was hier vor sich geht. Dazu kommt, dass wir Leser keinen vollständigen Einblick in die vorliegenden Tatsachen erhalten. Daher kam für mich die Auflösung plötzlich und unerwartet.
Cover
Ich glaube, das ist erst das zweite Mal, dass mir das Cover nicht so gut gefällt. Und damit meine ich nicht unbedingt die Optik, sondern ich verstehe einfach nicht den Bezug zum Häkeldeckchen, das den Hintergrund darstellt. Auch der abgebildete Ring sieht ganz anders aus, als er in der Geschichte beschrieben wird.
Fazit
Durch einige unvorhergesehene Wendungen ein durchaus spannender Agatha Christie; im Vergleich zu anderen Hercule Poirots aber leider nur ein mittelmäßiger Krimi.
Infos
Titel: Die Kleptomanin
Autorin: Agatha Christie
Übersetzung: Jürgen Ehlers
Verlag und Copyright: Atlantik im Hoffmann und Campe Verlag
Seitenzahl: 240
Erscheinungsdatum: 17. September 2016
Preis: 12 € (Taschenbuch)