Uns gehört der Himmel – Die Flight Girls von Noelle Salazar

Dieses Buch klang nach der perfekten Kombination aus Liebesgeschichte, Abenteuer- und Historienroman. Die Geschichte begann auch ausgesprochen vielversprechend (vielleicht auch kein Wunder bei dem Schauplatz). Aber so ganz konnte das Buch dann doch nicht halten was der Klappentext verspricht. Lesenswert ist es dennoch.

Klappentext

Texas, 1941. Die junge Audrey Coltrane ist eine leidenschaftliche Pilotin. Als sie die Möglichkeit erhält, auf Hawaii als Fluglehrerin zu arbeiten, ist sie überglücklich – nicht einmal der charismatische Lieutenant James Hart kann sie ablenken. Bis der verhängnisvolle Tag kommt, der alles ändert: Bomben fallen auf Pearl Harbor, Audrey hat den Tod vor Augen. Aber ihre Passion für das Fliegen ist stärker, und so schließt sie sich den „Women Airforce Service Pilots“ an, wo sie in der eingeschworenen Gemeinschaft der Fliegerinnen tiefe Freundschaft und eine neue Bestimmung findet. Dann kehrt James von einem Einsatz nicht zurück – und Audrey bricht auf zu ihrer bisher schwersten Mission…

Meine Meinung zur Handlung

Der abschließende Satz des Klappentextes hat in mir fälschlicherweise die Erwartung geschürt, die Mission hätte etwas mit ihrer Tätigkeit als Pilotin zu tun…

Im Großen und Ganzen hatte ich ehrlich gesagt gehofft, vielleicht auch erwartet, dass mir „Uns gehört der Himmel“ am Beispiel seiner starken Protagonistin Audrey die Geschichte der unsichtbaren Heldinnen der Airforce (also der Flight Girls) während des zweiten Weltkrieges erzählt. Ein wenig so wie „Hidden Figures“ den Anteil der Frauen an der amerikanischen Raumfahrt ans Licht bringt.

In diesem Buch steht jedoch eindeutig die Liebesgeschichte im Vordergrund. Versteht mich nicht falsch, ich liebe eine gute Lovestory und diese hier ist wirklich sehr bewegend und emotional geschildert, insbesondere vor dem Hintergrund der Frage, ob sich Liebe den eigenen Träumen in den Weg stellen kann bzw. darf. Nur leider lässt sie den historischen Ereignissen und auch dem Abenteuer zu wenig Raum und Tiefe, um sich zu entwickeln. Das Potenzial wäre da gewesen und ich hätte wirklich gern mehr über die Arbeit der Flight Girls und die Herausforderung, sich in dieser Männerwelt zu behaupten, erfahren. Was der Autorin hingegen ausgezeichnet gelang, ist die Bedeutung von Freundschaft gerade in schwierigen Zeiten herauszuarbeiten.

Außerdem habe ich das Fliegen vermisst. Anschauliche Szenen, die den Nervenkitzel ausreizen und mir das Gefühl geben, selbst im Cockpit zu sitzen. Vielleicht liegt die Erklärung im Nachwort der Autorin: (…) ich bin keine Pilotin und werde auch nicht versuchen, so zu schreiben, als könnte ich ein Flugzeug steuern. Tatsächlich habe ich sogar ein wenig Angst vorm Fliegen!

Sprachstil

Noelle Salazar schreibt flüssig, spannend und mitreißend. Ich habe auch die eine oder andere Träne verdrücken müssen.

Schauplatz

Das Setting von Hawai’i ist natürlich ein Traum. Zwar war ich noch nicht auf O‘ahu, aber ich kenne die anderen großen Inseln: Big Island, Maui und Kaua’i. Noelle Salazar beschreibt die örtlichen Gegebenheiten sehr anschaulich, sodass ich sofort die farbenfrohen Landschaften und das Fackelleuchten eines echten Lu‘au vor Augen hatte.

Besonders spannend fand ich, wie sich die Atmosphäre passend zur Entwicklung der Geschichte mit dem Angriff auf Pearl Harbour ändert: das Paradies wird zum Kriegsschauplatz. Da wäre ich gern tiefer eingestiegen. Aber der Text vermittelt sehr gut, wie entfernt den Bewohner:innen Hawai’s der Krieg anfangs noch erschien.

Charaktere

Audrey wird als Protagonistin natürlich am detailreichsten gezeichnet.

Dass Audreys Frauenfreundschaften eine so große Bedeutung spielen, gefiel mir sehr gut, allerdings hätte bei dem Untertitel „Flight Girls“ etwas stärkere Nebenrollen vermutet. Insgesamt bleiben die anderen durchaus zahlreichen Figuren eher blass. Selbst James, als männlicher Hauptdarsteller ist nur rudimentär ausgearbeitet.

Aber alle Charaktere wirken in sich authentisch und ich konnte mich auch gut mit Audrey identifizieren.

Was mir irgendwie unpassend (und überflüssig) erschien, war die zweite Liebesgeschichte, in die sich Audrey verwickeln lässt.

Ungleichbehandlung von Männern und Frauen

Interessant wenngleich traurig, fand ich den Aspekt, dass Frauen im Krieg Dinge zugemutet und mit Tätigkeiten betraut wurden, die zu Friedenszeiten noch unmöglich gewesen wären. Doch leider führte die positive Erfahrung der weiblichen Arbeitskräfte nicht dazu, dass man daran festhielt. Vielmehr verloren sie ihre Posten, sobald ein Mann zur Verfügung stand (unabhängig von dessen Kompetenz)…

Fazit

Alles in allem ein lesenswerter Roman, mit dem ich einige schöne Stunden verbracht habe und der mir auch die eine oder andere Träne abgerungen hat. Allerdings war mir die Liebesgeschichte einen Hauch zu dominant, stattdessen hätte ich gern mehr über das WASP Projekt erfahren.

Wie so oft kommt es auf die Erwartungshaltung an:

Allen, die an einer bewegenden Liebesgeschichte inmitten des zweiten Weltkriegs interessiert sind, kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen. Den Schauplatz Hawai’i sowieso.

Aber wer auf der Suche nach einem ausführlich recherchierten Historienroman über die Flight Girls ist, wird vielleicht enttäuscht.

kostenloses Rezensionsexemplar

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt. Dies beeinflusst in keiner Weise meine Meinung.

Infos

Titel: Uns gehört der Himmel – Die Flight Girls
Autorin: Noelle Salazar
Übersetzung: Ursula Wulfekamp
Verlag und Copyright: Goldmann
Seitenzahl: 496
Erscheinungsdatum: 15. März 2021
Preis: 11 € (Taschenbuch)

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