Das rote Adressbuch von Sofia Lundberg

Dieses Buch wurde sehr gehypt. Mich konnte der erste Leseeindruck im Buchladen nicht überzeugen, aber als es jetzt im Rahmen der Instagram-Aktion „Bücher auf Reisen“ angeboten wurde, habe ich zugeschlagen.

Klappentext

Doris wächst in einfachen Verhältnissen im Stockholm der Zwanzigerjahre auf. Als sie zehn Jahre alt wird, macht ihr Vater ihr ein besonderes Geschenk: ein rotes Adressbuch, in dem sie all die Menschen verewigen soll, die ihr etwas bedeuten. Jahrzehnte später hütet Doris das kleine Buch noch immer wie einen Schatz. Und eines Tages beschließt sie, anhand der Einträge ihre Geschichte niederzuschreiben. So reist sie zurück in ihr bewegtes Leben, quer über Ozeane und Kontinente, vom mondänen Paris der Dreißigerjahre nach New York und England – zurück nach Schweden und zu dem Mann, den sie einst verlor, aber nie vergessen konnte.

Meine Meinung

Vom Aufbau her hat es mich sehr an „Das Adressbuch von Dora Maar“ erinnert, denn auch hier wird ein Leben anhand der Personen, die es gestreift, begleitet und geprägt haben, (nach-)erzählt. Allerdings beginnt die 96jährige Doris selbst, ihr Adressbuch durchzugehen und mittels der Einträge ihre Erinnerungen aufzuschreiben, bevor sie vergessen werden. Die Begegnungen sind ausgewählt und gehen auch nicht stark in die Tiefe. Gewidmet sind sie ihrer einzigen verbliebenen Verwandten, ihrer Großnichte Jenny. Jede Person, die Doris in ihrem Adressbuch vermerkt hat, bringt ein Stück ihres Lebensmosaiks mit sich. Und so reisen wir zurück, in Doris‘ Jugend, in der sie ihre große Liebe fand und wieder verlor. Das Ende ist ein wenig kitschig, aber ich habe auch eine Träne verdrücken müssen – warum würde leider spoilern…

Der Roman handelt von Liebe, Freundschaft, den Höhen und Tiefen des Lebens und wie kostbar jeder Moment mit geliebten Menschen ist.

Unter jedem Grabstein ruht die Liebe. So viel Liebe.
Ein Augenaufschlag, der das ganze Leben auf den Kopf stellt.
Ineinander verschlungene Hände auf einer Parkbank.
Der Blick der Eltern auf ihr Neugeborenes.
Eine Freundschaft, die so stark ist, dass sie keine Leidenschaft braucht.
Zwei Körper, die immer wieder zu einem verschmelzen.
Liebe.
Es ist nur ein Wort. Aber es birgt so viel mehr.
Am Ende ist die Liebe das Einzige, was zählt.
Hast du genug geliebt?

An den Aufbau muss man sich erstmal gewöhnen, denn die Kapitel springen nicht nur in der Zeitebene, sondern auch im Sprachstil. Doris‘ Geschichte wird in der Vergangenheit im Ich-Stil erzählt, die Gegenwart hingegen in der dritten Person Singular. Das hat mich anfangs etwas verwirrt, so dass ich nicht immer gleich wusste, wo bzw. wann und bei wem wir uns gerade befinden. Aber der Autorin ist es gut gelungen durch die verschiedenen Erzählstile Großtante und -nichte voneinander abzugrenzen. Während Jennys Handlungsstrang jung, aber auch etwas hektisch wirkt, wird Doris‘ Geschichte sehr ruhig erzählt.

Aber obwohl einige Dramatik in den Handlungssträngen steckt, konnte mich der Roman nicht so wirklich fesseln. Ich wollte zwar schon wissen, wie es weitergeht; wäre aber auch nicht am Boden zerstört gewesen, hätte ich es nicht erfahren. Doris Geschichte wirkte auf mich einfach nicht sonderlich interessant (so dass ich sie auch nicht sehr sorgfältig gelesen habe); vielleicht habe ich aber einfach schon zu viele (Roman-)Biografien gelesen.

Die Atmosphäre ist schwermütig und melancholisch, was vermutlich daran liegt, dass Doris am Ende ihres Lebens angekommen ist. Aber diese Stimmung schwingt auch in den Erinnerungen mit.

Die Charaktere sind sympathisch, insbesondere die Verbindung zwischen Doris und Jenny berührt mich sehr. Und Doris‘ Figur mit ihrer positiven Einstellung ist sehr beeindruckend, egal, was das Leben für sie bereithielt, hat sie sich nie davon unterkriegen lassen.

Während der Lektüre komme ich nicht umhin, mich zu fragen, welche Namen mein Adressbuch wohl enthalten würde.

Fazit

Eine ungewöhnlich erzählte Geschichte, die man aber auch nicht unbedingt gelesen haben muss.

Bibliografie

Titel: Das rote Adressbuch
Autorin: Sofia Lundberg
Übersetzung: Kerstin Schöps
Verlag & Copyright: Goldmann
Seitenzahl: 368
Erscheinungsdatum: 18. November 2019
Preis: 10 € (Taschenbuch)

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