Im Ramen der #ReadChristie2021 Challenge habe ich mich im Januar für einen Reread von „Der Ball spielende Hund“ entschieden, da ich diesen Band noch als sehr lesenswerten Poirot in Erinnerung, aber noch nicht rezensiert hatte.
Die Aufgabe bestand darin, einen Roman zu lesen, der in einem großen Haus spielt. Also muss ich euch wohl erst einmal beweisen, dass mein ausgewählter Hercule Poirot diese Anforderung erfüllt:
„Littlegreen House?“ Der Mann, ein bäurischer Kerl mit Augen wie ein Ochse, musterte uns nachdenklich von Kopf bis Fuß. „Immer gradaus die High Street runter, kann man gar nicht verpassen. Linke Straßenseite. Steht kein Name dran am Tor, ist aber gleich das erste große Haus hinter der Bank.“
Agatha Christie: Der Ball spielende Hund, S. 54
Es ist natürlich kein feudales Anwesen oder herrschaftlicher Landsitz; aber ein Haus, das unter anderem über ein blaues Zimmer, ein Eichenzimmer und ein Morgenzimmer verfügt, scheint gewiss die hinreichende Größe zu besitzen.
Und selbstverständlich spielt sich auch nicht der ganze Roman in Littlegreen House ab. Aber der Mord hat sich dort zugetragen.
Doch worum geht es überhaupt?
Hercule Poirot ermittelt im Auftrag einer Toten. Miss Emily Arundell, wohnhaft in eben jenem Littegreen House, erhält Besuch von der gierigen Verwandtschaft. Sie selbst hat keine eigenen Kinder und so versuchen ihre Nichten und Neffen der reichen alten Tante etwas Geld abzuluchsen.
Doch nach einem tragischen Unfall – böse Zungen behaupten, das Titelgebende Tier bzw. dessen Spielzeug hätte ihn verursacht – schreibt die Dame sowohl ihrem Notar als auch Hercule Poirot. Letzteren erreicht der Brief jedoch erst Wochen später. Und gerade diese Tatsache ermuntert unseren Meisterdetektiv Ermittlungen aufzunehmen.
Sprachstil
Was soll ich dazu noch sagen, außer dass ich ihn liebe. Dieser Roman ist aus der Sicht von Captain Hastings verfasst.
Charaktere
Neben Hercule Poirot, seinem Freund Hastings und dem Opfer haben wir drei Bedienstete und eine Handvoll gieriger Verwandter als Kreis der Verdächtigen zu verzeichnen.
Allesamt sind authentisch gezeichnet und rufen genau diejenigen Emotionen im Leser hervor, die von der Queen of Crime vorgesehen waren.
Ganz besonders gefallen hat mir, wie Agatha Christie auch den Hund zu Wort kommen ließ, wenngleich ich es besser gefunden hätte, wenn seine Gedanken immer in Kursivschrift verfasst worden wären und nicht mal so und mal so.
„Hallo, mein Junge“, sagte ich und hielt ihm meine Faust hin. Er steckte den Kopf durchs Gitter und schnüffelte argwöhnisch, um gleich darauf freundlich mit dem Schwanz zu wedeln und ein paarmal kurz und abgehackt zu bellen. „Wir hatten noch nicht das Vergnügen, so ist’s recht, nur weiter so! Ich weiß es zu schätzen, wenn man sich mir ordentlich vorstellt.“
Agatha Christie: Der Ball spielende Hund, S. 55
Und wie ihr wisst, mag ich es auch immer, wenn der Kreis der Verdächtigen von Anfang an feststeht.
Meine Meinung
Es ist ein wunderbarer Kriminalfall zum Miträtseln. Die Leser*innen erhalten wie so oft bei Agatha Christie sämtliche Informationen, um den Fall selbst zu lösen. Aber wie der gute Hastings, tappte auch ich bis zum Schluss im Dunkeln und hatte mal den einen, mal die andere in Verdacht.
Fazit
Ein klassischer Hercule Poirot, sehr atmosphärisch geschrieben, insbesondere im Hinblick auf die Figuren und mit viel Raum zum selbst deduzieren sowie zahlreichen Schmunzelstellen. Eine klare Leseempfehlung.
Infos
Titel: Der Ball spielende Hund
Autorin: Agatha Christie
Übersetzung: Christa Schuenke
Verlag und Copyright: Atlantik Verlag
Seitenzahl:. 320
Erscheinungsdatum: 04. Mai 2015
Preis: 12 € (Taschenbuch)