Ich, Ariadne von Jennifer Saint

Auf der Suche nach einer passenden Urlaubslektüre für unsere Kreta-Reise fiel mir „Ich, Ariadne“ in die Hände. Dabei war ich zunächst skeptisch, denn „Ich bin Circe“ von Madeline Miller habe ich nach 100 Seiten erstmal wieder zur Seite gelegt. Doch Jennifer Saints Roman entpuppte sich als Sahnehäubchen auf meinem Griechenland-Trip!

Klappentext

Ariadne, Tochter von König Minos und Schwester des Minotaurus, ist so ganz anders als ihre Geschwister. Aufgewachsen mit den griechischen Heldensagen, schwört sie sich, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und es nicht den Göttern zu überlassen. Jedes Jahr beobachtet sie, wie das unterworfene Athen als Tribut 14 Jugendliche nach Kreta schickt, um den Hunger des Minotaurus zu stillen. Sie lehnt sich vergeblich gegen diese Grausamkeit auf. Bis sie sich in einen der Todgeweihten verliebt. Theseus verspricht ihr, sie mit nach Athen zu nehmen, wenn sie ihm hilft, das Ungeheuer zu töten. Ariadne verrät den Zugang zum Labyrinth und schenkt Theseus einen roten Wollfaden, sodass er den Weg zurück zu ihr findet. Gemeinsam segeln sie los, doch Theseus lässt sie auf der Insel Naxos zurück. Damit beginnt Ariadnes eigene Geschichte …

Meine Meinung

Es ist etwas ganz Besonderes, im Urlaub den perfekt dazu passenden Roman zu lesen. Wenn Stimmung & Atmosphäre von Buch und Ort ineinandergreifen und sich das eine aufs andere überträgt und umgekehrt. Die Lektüre von „Ich, Ariadne“ auf meiner Kreta-Reise war so ein Erlebnis. Ich war von Mythen und Göttern umgeben und das sowohl literarisch als auch in echt. Der Roman zog mich in seine Geschichte, die sich überall auf Kreta wiederfand: Knossos, Naxos, Pasiphae, Minos.

Im Kern ist es ein Roman über Schwestern, wobei sowohl Ariadne, in ihrer gutmütigen, aber auch sehr naiven und vertrauensvollen Art als auch Phädra mit ihrem Hang zu Luxus und Bequemlichkeit, alles andere als hundertprozentig sympathische Protagonistinnen abgeben. Während der Erzählung wechselt die Autorin geschickt zwischen ihren beiden Perspektiven hin und her.

Sämtliche männlichen Figuren – egal ob Gott oder sterblich – werden schonungslos in all ihrer Ungeheuerlichkeit dargestellt; denn sie alle verfallen früher oder später ihrem narzisstischen Streben nach Ruhm und Ehre.

In jedem Fall webt Jennifer Saint aus dem Mythos des Ariadnefadens, dem barbarischen König Minos, dem unglückseligen Minotaur, dem Helden Theseus und dem Weingott Dyonisos eine fesselnde, bildhafte und vor allem feministische Geschichte und weckt in mir die widersprüchlichsten Gefühle: von Schwärmerei über Wut, Verzweiflung bis hin zu wildesten Rachegelüsten…

Achtung Spoiler

Außerdem hält mir die Autorin ganz unverhohlen den Spiegel vor: Ich habe anfangs so mit Ariadne und ihrem Helden mitgefiebert und suchte bis zum Schluss für Erklärungen, warum er getan hat, was er getan hat… [Spoiler Ende]

Fazit

„Ich, Ariadne“ ist ein fantastischer Roman mit der weibliche Perspektive auf einen griechischen Mythos, der Lust macht auf mehr. Außerdem bin ich jetzt für so manche Millionenfrage bei Günther Jauch gewappnet: Wie war nochmal der Name des Minotaur? Wie hieß Ariadnes Schwester?

Bibliografie

Titel: Ich, Ariadne
Autorin: Jennifer Saint
Übersetzung: Simone Jakob
Verlag & Copyright: Ullstein Taschenbuch
Seitenzahl: 416
Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2022
Preis: 16,99 € (Klappenbroschur)

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