Die Liebe an miesen Tagen von Ewald Arenz

Ich habe schonmal in Ewald Arenz‘ Roman „Alte Sorten“ reingelesen, weil davon so viele schwärmten. Allerdings konnte er mich im Buchladen mit seinen ersten 20 Seiten nicht überzeugen und so ließ ich ihn stehen. Dann aber habe ich den sympathischen Autor auf der Leipziger Buchmesse kennengelernt, auf der er „Die Liebe an miesen Tagen“ so mitreißend vorstellte, dass ich nicht anders konnte, als es noch einmal zu versuchen. Und vielleicht lag es an der Thematik, die mich viel stärker ansprach, dass ich mich in dieses Buch auf die ersten Seiten verliebte…

Klappentext

Vom ersten Moment an wissen Clara und Elias, dass sie füreinander bestimmt sind. Damit ändert sich alles: Elias kann nicht länger verdrängen, dass er mit seiner Freundin in einem falschen Leben steckt. Und für Clara wird es Zeit, das Alleinsein aufzugeben. Auf das wilde Glück der Anfangszeit folgt die erste Bewährungsprobe, und die beiden zweifeln und kämpfen mit- und umeinander.
Kann man, nicht mehr ganz jung und beladen mit Lebenserfahrung, noch einmal oder überhaupt zum ersten Mal die große Liebe finden?

Meine Meinung

Ewald Arenz ist es meisterhaft gelungen, die knisternden Momente des Kennenlernens einzufangen, ohne die Hintergrundgeschichten seiner Protagonist*innen unberücksichtigt zu lassen. Weder die Witwe Clara noch der junge Vater Elias hatten bislang DIE große Liebe kennen gelernt. Sie heiratete ihren verstorbenen Mann eher aus Mitleid und auch ihm wird klar, dass er seine aktuelle Freundin nicht liebt. Der Autor ist ein guter Beobachter und mir gefällt, wie er seine Figuren miteinander Flirten lässt und in den verbalen Schlagabtausch philosophische Betrachtungen über die Liebe einbaut.

„Der Zauber des Anfangs“, sagte Elias leise, „wieso kann er nicht immer bleiben? Wieso kann man sich nicht immer um diese Kleinigkeit fremd bleiben, damit man die wahre Nähe nicht verliert?“

Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen, S. 98

„Weil sie immer alle alles vom anderen wissen wollen. Weil sie glauben, das sei die wahre Liebe“ sagte sie sarkastisch und mit einer leichten Verachtung. „Weil sie keine Geheimnisse ertragen.“

Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen, S. 99

Dabei kann ich die Gefühle dieser großen Liebe spüren, gleichzeitig aber auch die Zweifel und Alltagssorgen der Protagonist*innen. Clara ist deutlich älter als Elias, das ist schonmal eine Hürde, mit der sie sich auseinandersetzen müssen und dann bekommt sie auch noch ein einmaliges Jobangebot: am anderen Ende von Deutschland.

Doch das Buch handelt nicht nur von romantischer Liebe. Mit Witz und Leichtigkeit führt Ewald Arenz auch die demente Mutter von Clara ein, die gern immer wieder ausbüchst und dazu gern mal das Auto benutzt. Die Beziehung zu Claras fürsorglichem Bruder Jan mochte ich auch sehr gern.

Die Charaktere sind lebensecht mit Schwächen, Fehlern und Unzulänglichkeiten gezeichnet. Clara mochte ich sofort, weil man ihr ihre Erfahrung und ihr Leben anmerkt. Sie hält sich nicht mit Spielchen auf und ist eine erwachsene Frau, die weiß, was sie will.

Elias erinnert mich etwas an Keanu Reaves in „Was das Herz begehrt“ (auch wenn da die Protagonistin sehr viel älter ist…).

Es gibt einige Stellen, die sind sehr nah am Kitsch, aber der Autor erklärte dies auf seiner Lesung beim Göttinger Literaturherbst so einleuchtend, indem er sagte, wenn jemand, der schwer verliebt ist, seinem Lieblingsmenschen rote Rosen mitbringt, springt das Herz des anderen über. Weder der schenkende noch der Beschenkte denken an Kitsch. Kitschig wirkt es nur auf die Außenstehenden…

Fazit

Ein Roman für frisch Verliebte und all die Glücklichen, die ihre*n Seelenverwandte*n bereits gefunden haben – ihr werdet euch in diesem Buch wiederfinden. Es ist aber auch eine Geschichte für diejenigen, die etwas Hoffnung gebrauchen können, dass die Liebe ihres Lebens noch auf sie wartet…

Bibliografie

Titel: Die Liebe an miesen Tagen
Autor: Ewald Arenz
Verlag & Copyright: Dumont
Seitenzahl:384
Erscheinungstermin: 17. März 2023
Preis: 24 € (Hardcover)

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