Das Cover erinnert mich stark an diese pastellfarbenen Glitzersticker aus meiner Kindheit, die Blumen und Ranken aller Art darstellten.
Die Schokoladenvilla – goldene Jahre ist der zweite Band einer Trilogie um die Schokoladenfabrik der Familie Rothmann. Obwohl es sich um einen historischen Roman handelt, lernt man aber leider wenig über die damalige Zeit.
Dafür gibt es gleich zu Beginn einen sehr gut eingearbeiteten Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse des ersten Teils. Das fördert zum einen den Wiedereinstieg, zum anderen erlaubt es, diesen Band auch ohne den Vorgänger zu lesen.
ACHTUNG: Spoiler zu Band I!
Judith und Victor haben die Schokoladenfabrik übernommen, Martin studiert Musik und seine zehnjährige Halbschwester Vicky hält alle auf Trab. Auch Anton und Karl sind erwachsen geworden. Während sich Anton als Klavierbauer eine eigene Existenz aufgebaut hat, leidet Karl darunter, dass ihm Judith und Viktor anscheinend nichts zutrauen und es ihm so nahezu unmöglich scheint, sich seine Sporen zu verdienen. In all das wird Viktors Halbschwester Serafina eingeführt, die nach dem Tod ihres Vaters bis zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag sein Mündel ist. Neben den Ereignissen rund um die Schokoladenfabrik, die zusammen mit ihren Besitzern von der Vergangenheit heimgesucht wird, gibt es einen zweiten sporadisch eingestreuten Handlungsstrang, der uns in Serafinas alte Heimat, also nach Berlin, zurückführt. Victors Halbschwester wird mit einigen delikaten Fotografien erpresst und geht der Sache gemeinsam mit einer neuen aufregenden Bekanntschaft auf den Grund. In diesem Teil der Geschichte soll der Leser wohl in die schillernde Welt des Berlins der 20er Jahre eintauchen, doch das gelingt nicht wirklich.
Die Geschichte wirkt konstruiert und will sich nicht recht in den Rest des Romans einfügen. Die Kürzung dieses Handlungsstrangs hätte dem über 700 Seiten starken Roman sehr gut getan. Versteht mich nicht falsch, ich weiß dicke Wälzer sehr zu schätzen. Aber eben nur, wenn es auch wirklich alle Seiten braucht, um die Geschichte zu erzählen.
Figuren
Die unterschiedlichen Charaktere von Judiths Brüdern Karl und Anton kamen schon im ersten Band deutlich zum Vorschein. Erwachsen geworden, werden die Ähnlichkeiten und Unterschiede der Zwillinge noch diffiziler dargestellt. Beide Figuren wirken sehr authentisch und wachsen einem schnell ans Herz. Gleiches gilt für Vicky, die ebenfalls eine größere Rolle einnimmt und insbesondere etwas Schwung ins Buch bringt.
Serafina hingegen – obgleich Hauptfigur der Geschichte – wirkt zwar sympathisch, hinterlässt aber leider keinen bleibenden Eindruck.
Judith, Victor, Helene, Martin und all die anderen Charaktere aus Band I bleiben eher im Hintergrund.
Leseprobe
Was mich etwas irritiert hat, war die Leseprobe am Ende des Buches, die nicht etwa einen Einblick in den Abschluss der Trilogie und damit dem dritten Band bietet, sondern aus dem ersten Teil stammt. Ich gehe doch davon aus, dass die meisten Leser, wie ich ja auch, den Anfang der Reihe bereits kennen.
Fazit
Auch wenn ich das Buch trotz seines Umfangs innerhalb von zwei Tagen gelesen habe, gefiel es mir bei weitem nicht so gut wie der erste Band. Evtl. hätte man es also bei einem Roman belassen sollen. Zwar konnte ich auch diesen Teil nur mit schokoladiger Begleitung genießen, eine so genießerische Stimmung wie beim Vorgänger kam bei mir dieses Mal leider nicht auf. Dennoch war der Sprachstil wieder sehr flüssig und leicht lesbar.
Rezensionsexemplar
Das Buch wurde mir im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies beeinträchtigt in keiner Weise meine Bewertung.
Infos
Titel: Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
Autorin: Maria Nikolai
Verlag und Copyright: Penguin Verlag
Erscheinungsdatum: 14.10.2019
Seitenanzahl: 720
Preis: 10 € (Klappenbroschur)