Dunbridge Academy – Anyone von Sarah Sprinz

Eigentlich hatte ich mich auf den zweiten Band der Dunbridge Academy Reihe gefreut. Doch irgendwie ist nichts von dem, was ich an „Anywhere“ so mochte in „Anyone“ noch da: weder Schottland noch das Internatsfeeling.

Inhaltsangabe des Verlags

Charles Sinclair ist Victoria Belhaven-Wynfords bester Freund. Seit der fünften Klasse ist er derjenige, dem Tori sich anvertrauen kann. Nur von den Bauchschmerzen, die einfach nicht verschwinden wollen, seit sie ihren Schwarm Valentine datet, kann sie ihm nicht erzählen. Unterbewusst spürt Tori, dass es nicht Liebe ist, was Valentine und sie verbindet – anders als bei ihrem besten Freund. Doch Sinclairs Aufmerksamkeit gehört ihrer Mitschülerin Eleanor, an deren Seite er bei der alljährlichen Theateraufführung der Dunbridge Academy als Romeo auf der Bühne stehen wird. Nicht dass es Tori etwas ausmachen würde. Wäre sie nicht diejenige, die in der Drehbuch-AG nun auch noch höchstpersönlich die Liebesgeschichte für ihn und seine Julia schreiben soll…

Meine Meinung

Beginnen wir mit den Figuren, die leider wie aus dem Charakterbaukasten wirken.

Victoria (Tori) haben wir ja bereits in Band I kennen gelernt. Und genau das ist vermutlich das Problem, denn ein Jahr später ist sie ein völlig anderer Mensch. In „Anywhere“ war sie taff, witzig und voller Frauenpower. Doch in ihrer Beziehung mit Valentine verbiegt sie sich total, verrät ihre Ideale und lässt sich von ihm wie der letzte Dreck behandeln. Und das nervt einfach nur. Gerade bei Coming of Age Romanen finde ich es sehr schade, wenn die Protagonistin nicht zum Vorbild taugt.

Daher wirken auch die im Plot angerissenen feministischen Themen etwas künstlich und gewollt; fast schon heuchlerisch, wenn die Autorin selbst so eine Frauenfigur in den Mittelpunkt stellt, die im Handlungsstrang des Theaterdrehbuchs in Frage gestellt wird:

Also möchten wir dem Publikum vermitteln, dass eine Frau die Bestätigung eines Mannes braucht, um sich der eigenen Schönheit bewusst zu werden?

Sarah Sprinz: Dunbridge Academy – Anyone, S. 174

Außerdem erscheint es mir wenig realistisch, dass weder Tori noch Sinclair auch nur den leisesten Schimmer von ihren gegenseitigen Gefühlen haben, wenn sie doch so unsterblich ineinander verliebt sind. Am meisten missfällt mir aber Toris Verhalten, als sie es endlich erkennt.

Dabei ist Sinclair so ein toller Charakter: durch und durch gut. Ehrlich gesagt, fast schon zu gut für jemanden wie Victoria. Und das sind natürlich keine guten Voraussetzungen für eine schöne Love Story. Nachdem sie endlich zueinander gefunden haben, wird das Leseerlebnis besser, auch wenn mir ihre Probleme aufgrund mangelnder Kommunikation etwas auf die Nerven gehen. Die Sexszenen sind allerdings gut geschrieben, auch wenn die Orte für „erste Male“ etwas unrealistisch wirken…

Allerdings fragt man sich schon, was jetzt noch kommen kann (also an dramaturgischem Element). Deswegen wird vermutlich auch der gesamte Dramaturgiebaukasten geplündert und jedes Thema angerissen, was sich darin finden lässt: Alkoholismus, ein prügelnder Vater und eine fremdgehende Mutter. Diese Familienprobleme sind völlig überzogen und viel zu plakativ.

In dem Zusammenhang erschließt sich mir auch Valentines Figur nicht im Geringsten. Im Prinzip würde ich sagen, er ist einfach ein Arschloch, aber dann blitzt kurz eine nettere Version seiner selbst durch, so als würde ihm die Autorin unbedingt noch etwas Gutes in Kombination mit einer tragischen Hintergrundgeschichte aufdrücken wollen.

Was mir außerdem gefehlt hat, war die restliche Clique. Besonders schade fand ich, dass William und Kit keinen eigenen Band bekommen, sondern ihre Geschichte nur nebenbei abgehandelt wird, obwohl die echt Potenzial hätte.

Olives Figur wird ja die Protagonistin von Band III. Ich hoffe, da wird ihr Verhalten etwas schlüssiger.  

Fazit

Sarah Sprinz‘ Schreibstil gefällt mir, aber der Plotaufbau verbreitet für meinen Geschmack eine zu negative Stimmung. Best friends to lovers reicht doch aus, warum muss da noch eine toxische Beziehung eingebaut werden? Beides zusammen war mir jedenfalls zu viel. Doch nicht nur die Handlung, auch die Charaktere machen einfach keinen Spaß.

Ihr merkt, insgesamt ist es kein Buch, das ich empfehlen kann.

Trotzdem werde ich Band III noch lesen, weil mich Olives Geschichte interessiert.

Bibliografie

Titel: Dunbridge Acadamy – Anyone
Autorin: Sarah Sprinz
Verlag und Copyright: LYX
Seitenzahl: 457
Erscheinungsdatum: 25. Mai 2022
Preis: 12,90 € (Klappenbroschur)

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