Ich habe dieses Buch im Rahmen unseres feministischen Lesezirkels auf Instagram gelesen und vermutlich hätte ich selbst nie danach gegriffen.
Klappentext
Mirna Funk setzt ein leidenschaftliches Statement für die Autonomie aller Frauen. Ob in Sachen Karriere, Geld, Sex, Beziehungen oder Erziehung. Die Schriftstellerin und Essayistin teilt ihre Erfahrungen und zeigt, wie man mit dem richtigen Mindset unabhängig durchs Leben geht.
Meine Meinung
„Who cares! – Von der Freiheit Frau zu sein“ zeigt einen erfrischend neuen Blickwinkel auf die Feminismusdebatte. Leider bleibt es jedoch bei einer etwas einseitigen Perspektive.
Die Autorin lebt nach dem Motto „Jede ist ihres eigenen Glückes Schmied“ und im Prinzip teile ich diese Meinung, aber sie vergisst, dass es Situationen und Lebenslagen gibt, aus denen wir uns nicht allein mit reiner Willenskraft befreien können. Außerdem ist nicht jede Frau so selbstbewusst und bereit knallhart diese Maxime zu vertreten. Macht der Partner nicht mit, verlass ihn. Kriegst Du im Job nicht das, was Du Deiner Ansicht nach verdienst, kündige. Es gibt keine Kita in der Nähe, dann gründe doch eine. Für die Autorin ist die Welt scheinbar Schwarz/Weiß, doch das Leben ist so viel komplexer.
Dabei hat sie durchaus einige gute Argumente und beim Thema Eigenverantwortung hält sie uns insbesondere in Bezug auf finanzielle Unabhängigkeit gekonnt den Spiegel vor. Männer werden das System nicht zu unseren Gunsten ändern.
Allerdings sollte man weibliche Autonomie auch nicht mit respektlosem Verhalten verwechseln. Sich ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer einfach zu nehmen, was man will, ist alles andere als ein feministischer Gedanke. Diesbezüglich finde ich ihre Art mehr als erschreckend, es scheint fast so, als verfüge sie über keinerlei Empathievermögen. Außerdem fehlt mir etwas Toleranz gegenüber anderen Lebensmodellen.
Schreibstil
Vielleicht liegt es an ihrem sehr sachlichen-emotionslosen Schreibstil, dass die Argumentation oft abwertend klingt. Die Autorin erscheint recht hart und gnadenlos; ihre Äußerungen durchaus verletzend. Sie nimmt jedenfalls kein Blatt vor dem Mund und um ehrlich zu sein, ist auch dieser Mix aus Umgangssprache und akademischer Ausdrucksweise nicht meins. Außerdem haben mich die vielen Anglizismen genervt.
Fazit
Mirna Funk wirft in diesem Buch zwar einen sehr egozentrischen aber durchaus interessanten Blick auf das Thema Feminismus.
Ich kann nicht behaupten, dass ich bereut habe, es gelesen zu haben, aber wenn ihr euch für die Lektüre entscheidet, lest es bitte nicht allein. Denn mir hat vor allem der Austausch mit den anderen viel gebracht: insbesondere das Gelesene richtig einzuordnen.
Bibliografie
Titel: Who cares! – Von der Freiheit, Frau zu sein
Autorin: Mirna Funk
Verlag und Copyright: dtv
Seitenzahl: 112
Erscheinungsdatum: 18. Mai 2022
Preis: 7,99€ (Hardcover)