Ein Sohn ist uns gegeben – Commissario Brunettis achtundzwanzigster Fall von Donna Leon

Jährlich im Oktober erscheint der neue Commissario Brunetti im Taschenbuchformat. So erwartet mich spätestens im Sommer des darauffolgenden Jahres die perfekte Urlaubslektüre. Und da es 2021 wieder nach Italien ging, ist es eins der wenigen Bücher, die nach ihrem Einzug sofort gelesen werden.

Klappentext

Der Spanier Gonzalo Rodríguez de Tejeda  hat im Kunsthandel ein Vermögen gemacht. Nun verbringt er seinen Lebensabend in Venedig. Was kommt dann? Soll die rigide Familie, die mit seinem freizügigen Lebenswandel noch nie einverstanden war, seine Schätze erben? Brunettis Schwiegervater fürchtet, seinem Freund Gonzalo könne Übles zustoßen. Der Commissario soll helfen – und verläuft sich beinahe in den Abgründen des menschlichen Herzens.

Krimi-Reihe mit ganz viel venezianischem Lokalkolorit

Ein Donna Leon ist immer eine sichere Bank, wenn es um einen gemütlichen Krimi mit viel Einblick in die italienische Bürokratie und das Funktionieren der venezianischen Gesellschaft geht. Bei „Ein Sohn ist uns gegeben“ hat mich am meisten geschockt, wie übermächtig die richtigen Verwandtschaftsverhältnisse in Venedig sind. In Deutschland hat man natürlich auch Vorteile, wenn man die richtigen Leute kennt und entsprechende Fürsprecher hat. Aber man kann es auch aus eigener Kraft schaffen. Das scheint in Venedig anders zu sein…

Handlung

So muss sich Brunetti gleich um zwei Angelegenheiten kümmern, die nicht wirklich mit seiner originären Polizeiarbeit zu tun haben. Zum einen bittet ihn sein aus Sizilien kommender Chef, Vice-Questore Patta, um Hilfe bei einer persönlichen Angelegenheit und zum anderen sein Schwiegervater. Dessen bester Freund – und gleichzeitig Paolas Pate – Gonzalo will seinen 40 Jahre jüngeren Liebhaber Attilio adoptieren, um ihm im Falle seines Ablebens sein ganzes Vermögen vermachen zu können. Der reiche Galerist im Ruhestand möchte seine Kunstschätze bei jemandem wissen, der sie genauso schätzt wie er. Familie und Freunde versuchen ihn davon abzubringen, in dem Glauben, Attilio habe es sicher nur auf sein Erbe abgesehen. Doch sind die Dinge wirklich so wie sie scheinen? Zu allem Unglück verabschiedet sich auch noch Signorina Elettra für drei Wochen in Urlaub und Guido ist auf sich allein gestellt. Zumindest vorerst.

Charaktere

Es gibt eigentlich nur vier neue Figuren in diesem Band und alle stehen in enger Beziehung zum  bereits erwähnten Gonzalo: Der deutsche Rudy hat bereits vor einiger Zeit die langjährige Liebesbeziehung mit Gonzalo beendet. Die aus Chile stammende und jetzt in England lebende Berta ist die beste Freundin von Gonzalo. Der Spanier Attilio, Liebhaber sowie potenzieller Adoptivsohn und Alleinerbe ist nicht zuletzt Grund und Objekt von Guidos „Ermittlungen“.

Was ich sehr schön fand, waren die Rückblicke in Guidos und Paolas Vergangenheit sowie dass man etwas mehr über die Beziehung zwischen Guido und seinem Schwiegervater erfährt.

Auch Patta erscheint in diesem Band fast sympathisch.

Der Kriminalfall

… entwickelt sich ausgesprochen ruhig, ein Todesopfer gibt es erst im letzten Drittel und man ist fast überrascht, dass der Roman schon so weit fortgeschritten ist, ohne dass sich ein Verbrechen abgespielt hat. Der Plot ist logisch, auch wenn er leider wenig zum Miträtseln bereithält.

Aber wenn ich ehrlich bin, sind es ja auch nie die Kriminalfälle, die mich dazu bringen, immer wieder einen neuen Band zu lesen. Stattdessen ist es mein jährlicher Kurzurlaub in Venedig, um alte Bekannte zu treffen und mit ihnen eine intellektuell ansprechende Zeit zu verbringen.

Bei den Brunettis zu Gast

Ich besuche den Commissario und seine reizende Familie jedes Mal gern. In der gemütlichen Wohnung, von dessen Dachterrasse man einen herrlichen Blick über die Lagune hat, fühlt man sich sofort wie zu Hause. Außerdem kocht Paola immer etwas Leckeres zu Essen, dazu gibt es ein Glas guten Wein, einen Grappa zur Verdauung und man philosophiert am Tisch oder plaudert über Politik oder Literatur. In diesem Band zieht Guido jedoch Parallelen zu griechischen Klassikern, die ich ausnahmslos nicht kenne…

Fazit

Ein grundsolider Commissarion Brunetti, den ich gern gelesen habe.

Infos

Titel: Ein Sohn ist uns gegeben – Commissario Brunettis achtundzwanzigster Fall
Autorin: Donna Leon
Verlag und Copyright: Diogenes
Seitenzahl: 320
Erscheinungsdatum 28. Oktober 2020
Preis: 13 € (Taschenbuch)

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