Sie kamen nach Bagdad von Agatha Christie

Ich habe diesen Roman im Rahmen der #readchristie2022 Challenge gelesen, als es darum ging, eine Geschichte mit einer weiblichen Abenteurerin auszuwählen. Und eins kann ich euch sagen: ein Abenteuer war es in jedem Fall!

Inhaltsangabe des Verlags

Eigentlich sucht die abenteuerlustige Victoria Jones in Bagdad nur nach ihrem Liebhaber. Sie ahnt nicht, dass in der Stadt gerade ein geheimes Treffen der Supermächte stattfindet. Doch eine faschistische Untergrundorganisation hat Wind davon bekommen und versucht die Gespräche zu sabotieren. Als dann ein niedergeschossener Agent in Victorias Hotelzimmer torkelt, findet sie sich plötzlich in einem Netz von Verschwörungen, Geheimdienstaktivitäten und heimtückischen Morden wieder. Sie genießt es, ihre vielen Talente einzusetzen, doch ihre Gegner sind gefährlich …

Meine Meinung

Mord, Entführung, Täuschung – Staatsmänner, Geheimdienste, Agenten – und mittendrin die Stenotypistin Victoria Jones. Sie ist nicht unbedingt der sympathischste Charakter, aber in jedem Fall sehr lebensecht. Ob es nun abenteuerlustig ist oder naiv, einem Mann, den sie erst ein einziges Mal gesehen hat, in ein fremdes Land nachzureisen; es gehört in jedem Fall eine Menge Mut dazu, sich den zum Teil lebensbedrohlichen Herausforderungen zu stellen, die unserer Protagonistin auf ihrer Reise begegnen.

Auch die weiteren Charaktere wirken sehr authentisch, auch wenn ich etwas gebraucht habe, um so viele Figuren auseinander zu halten und einzuordnen.

Gleiches gilt für den Plot an sich. Agatha Christie spinnt gefühlt zahllose Fäden, die ein immer komplexeres Strickmuster ergeben. Da muss man schon aufpassen, um keine Masche zu verlieren (kleines Wortspiel)… Dadurch wird es aber auch niemals langweilig, trotz der ungewöhnlich hohen Seitenzahl. Ein Ereignis jagt das nächste und so kann ich den Roman kaum aus der Hand legen, was natürlich auch am fesselnden Sprachstil liegt.

Wer sich schon etwas mit der Queen of Crime beschäftigt hat, kann in diesem Roman eine sehr persönliche Handschrift spüren, insbesondere was das Thema Archäologie betrifft. So sind nicht nur die Schauplätze ausgesprochen atmosphärisch beschrieben, auch das Leben auf einer Ausgrabungsstätte kann man hautnah miterleben. Und es findet sich sogar englischer Humor:

Archäologen, sagte sie, gäben prächtige Ehemänner ab (…).

Agatha Christie: Sie kamen nach Bagdad, S. 76

(Zur Erklärung: der zweite Mann der Autorin war Archäologe).

Einziger Kritikpunkt an den Verlag: Meine Ausgabe ist von 2020, daher bin ich über den Rassenbegriff auf S. 56 gestolpert. Das hätte man doch sicher umgehen können, ohne die Geschichte zu verändern.

Fazit

Es ist keine Detektivgeschichte im klassischen Sinne, man darf also keinen Kriminalroman á la Hercule Poirot oder Miss Marple erwarten. Aber schon mit der Tommy and Tuppence Reihe hat mir Agatha Christie gezeigt, dass sie auch Agententhriller schreiben kann. Und mit „Sie kamen nach Bagdad“ ist ihr ein wirklich stimmungsvoller Politik-Spionage-Roman gelungen.

Bibliografie

Titel: Sie kamen nach Bagdad
Autorin: Agatha Christie
Übersetzung: Giovanni und Ditte Bandini
Verlag und Copyright: Atlantik
Seitenzahl: 336
Erscheinungsdatum: 05. November 2020
Preis: 12 € (Taschenbuch)

Beitrag erstellt 336

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben