Meiner Erinnerung nach, ist der sechsundzwanzigste Fall des Commissario einer der besten Brunetti Romane. Und das obwohl seine Familie so wenig darin vorkommt, was ich sonst immer als unglaublich bereichernd für die Geschichte empfinde.
Der Commissario erholt sich von einem gesundheitlichen Vorfall auf der recht einsamen Insel
Sant‘ Erasmo, auf der die Cousine seines Schwiegervaters ein Anwesen besitzt. Dessen Verwalter entpuppt sich als ehemaliger Ruderpartner seines Vaters und so verbringen die beiden in den zwei Wochen viel Zeit miteinander beim Rudern.
Casati, so heißt der neugewonnene Freund, macht Guido gegenüber einige mysteriöse Andeutungen, die einen Arbeitsunfall, den Tod seiner Frau und das einsetzende Bienensterben betreffen. As Casati bei einem Sturm ums Leben kommt, ist es mit Brunettis Erholung vorbei, denn er will nicht so recht an einen Unfall glauben…
Der Sprachstil ist wie immer tiptop. Interessant am Aufbau der Geschichte fand ich, dass das Unglück bzw. Verbrechen erst im letzten Drittel des Buches passiert.
Die Figur seiner Kollegin Claudia Griffoni wird immer ausführlicher beschrieben und sie gefällt mir immer besser. Auch Vianello und Signorina Elettra sind wieder mit von der Partie, nicht zuletzt natürlich auch der Vize-Questore Patta in seiner gewohnt charmanten Art.
Etwas ernüchternd war für mich allerdings der Schluss. Es gibt kein eindeutiges Ergebnis und so bleibt die Leserin mit dem unbefriedigten Resultat zurück, dass gegen manch kriminelle Machenschaften selbst die Polizei nichts unternehmen kann und wird. Das ging mir bei Brunetti schon einmal so und Donna Leon ist wohl die einzige Autorin, die ich kenne, die sich solch ein Ende traut; also dass Commissario Brunetti zwar herausfindet, was passiert ist, die Verantwortlichen aber nicht zur Rechenschaft gezogen werden können.
Was mir wie immer gut gefallen hat, waren die ungeschönten Eindrücke von Venedig und der Umgebung, diesmal der nördlichen Laguna.
Die Übersichtskarte am Ende des Buches gibt einen geografischen Überblick.
Das Cover ist wie immer schlicht, weiß umrahmt, die Farben des Fotos gefallen mir aber sehr und das Motiv passt gut zu Titel und Inhalt.
Fazit
Donna Leons Reihe um Commissario Brunetti kaufe ich schon lange ohne vorherige Recherche und auch ohne einen Blick auf das Cover zu werfen. Das mache ich bei einigen Krimiserien so, bei denen ich einfach weiß, dass ich das Buch mögen werde. Und ab und an ist auch ein richtiges Highlight darunter, wie dieses Mal.
Ich habe diesen Band an einem Urlaubstag weggelesen – passender Weise in Norditalien, wenngleich nicht in Venedig. Für alle Donna Leon Fans ein absolutes Muss!
Infos
Titel: Stille Wasser – Commissario Brunettis sechsundzwanzigster Fall
Autorin: Donna Leon
Verlag: Diogenes
Übersetzung: Werner Schmitz
Erscheinungsdatum: Oktober 2018
Seitenzahl: 352
Preis: 13 € (Taschenbuch)