Tunnel von Rutu Modan

Mit der Lektüre von „Der Tunnel“ wollte ich mich auf unterhaltsame und leicht lesbare Weise mit dem Nahostkonflikt im Hinblick auf Israel und Palästina beschäftigen. Leider hat das nicht ganz so funktioniert, wie gedacht…

Klappentext

Der Fund des renommierten Archäologen Broshi hätte den ganzen Nahen Osten erschüttern können, aber bevor er sein Werk vollenden konnte, erkrankte er an Demenz. Jahre später beschließt seine Tochter Nili, die Arbeit wieder aufzunehmen. Schon der Grabungsort ist nicht ganz unproblematisch: ein illegaler Tunnel unter der Mauer zum Westjordanland.
Aber das ist nichts gegen die Mannschaft, die sie um sich versammelt: Dazu gehören ein gieriger Antiquitätensammler, der Geschäfte mit dem IS macht, ein Siedler-„Macher“, der eine messianische Gruppe Hilltop-Jugendlicher anführt, palästinensische Schmuggler und sogar ihr siebenjähriger Smartphone-süchtiger Sohn. Es dauert nicht lange, bis die Dinge kompliziert werden.

Meine Meinung

Zuallererst hat mir der Zeichenstil überhaupt nicht gefallen. Er erinnert mich stark an die Illustrationen von Tim und Struppi, deren Comics ich nie etwas abgewinnen konnte. Das ist natürlich schon mal eine ungünstige Voraussetzung, denn bei Graphic Novels liest das Auge ja irgendwie mit. Dadurch habe ich leider weder der Geschichte noch den Figuren eine wirkliche Chance geben können.

Laut Verlag erwartet uns ein Mix aus Indiana Jones-artiger Abenteuergeschichte und Gesellschaftssatire. Doch der israelisch-palästinensische Konflikt wird in meinen Augen recht platt und oberflächlich über stereotype Charaktere zu transportieren versucht und der Geschichte Motive wie Gier nach Geld, Macht und Geltungsbedürfnis zu Grunde gelegt. Daher war ich etwas enttäuscht, denn ich konnte weder Spannung, Politik oder Kultur darin finden, noch war es mein Humor. Es gab also leider nichts, was ich aus dem Buch mitgenommen habe.

Vielleicht fehlen mir zum Verständnis der Geschichte aber auch einfach entsprechende Vorkenntnisse.

Mit der Protagonistin Nili bin ich ebenfalls nicht warm geworden. Sie ist weder sympathisch noch kann man sich mit ihr identifizieren. Gleiches gilt leider auch für ihren Sohn, der mit seinem Handy-Gedaddel einfach nur nervt. Und die Entwicklung, die der Charakter ihres Bruders in der Geschichte durchläuft, war mir zu vorhersehbar.

Fazit

Ich wollte die Graphic Novel wirklich gern mögen, aber sie hat es mir nicht leicht gemacht. Der Zeichenstil hat mir nicht gefallen, die Charaktere waren mir zu holzschnittartig und die Satire habe ich nicht verstanden. Die Geschichte hat wirklich Potenzial, ist in meinen Augen aber leider an der Umsetzung gescheitert.

Bibliografie

Titel: Tunnel
Autorin: Rutu Modan
Übersetzung: Markus Lemke
Verlag und Copyright: Carlsen
Seitenzahl: 280
Erscheinungstermin: 22. Dezember 2020
Preis: 28€ (Hardcover)

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