Ich sag’s wie‘s ist: Mir hat „Von hier bis zum Anfang“ nicht gefallen.
Das Buch wird mit dem Gesang der Flusskrebse verglichen, doch dem kann ich absolut nicht zustimmen.
Klappentext
Cape Haven, Kalifornien. Eine beschauliche Kleinstadt vor dem Panorama atemberaubender Küstenfelsen. In diesem vermeintlichen Idyll muss die 13-jährige Duchess nicht nur ihren kleinen Bruder fast alleine großziehen, sondern sich auch um ihre depressive Mutter Star kümmern, die die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nie verwinden konnte. Als deren angeblicher Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Familiengefüge, das Duchess mühsam zusammenhält, auseinanderzubrechen. Denn der Atem der Vergangenheit reicht bis in das Heute und wird das starke Mädchen nicht mehr loslassen …
Sprachstil
Das Positive zuerst: Das Buch lässt sich schnell und flüssig lesen.
Aber die Sprache ist rotzig und roh, was einfach nicht meins ist. Es vergeht kein Kapitel ohne „Fick Dich“, „Scheiße“, „Verpiss Dich“ o.ä.
Es wurde zur Gewohnheit, dass sie mit ihr über die Dinge redete, über die sie nicht reden wollte, über Darke und Vincent oder darüber, wie sie ihrer Mutter mit den Fingern die Kotze aus dem Rachen gefischt und mit Robin unter dem Kirschbaum am Little Brook die stabile Seitenlage geübt hatte.
Chris Whitaker: Von hier bis zum Anfang, S. 174
Charaktere
Bei skandinavischen Thrillern finde ich es ja noch ganz passend, wenn der Kommissar völlig kaputt ist, aber in diesem Buch gibt es wirklich nicht einen „normalen Charakter“. Selbst die Protagonistin Duchess ist bereits durch und durch verkorkst (und selbst dieses Wort ist noch zu schwach – „abgewrackt“ trifft es wohl eher…), dabei ist sie noch ein Kind. Sie verkauft sich als Outlaw, ist aber nicht taff, sondern wirkt, als hätte man sämtliche stereotype Verhaltensweisen und Ausdrücke von „Problemkindern“ in einem Charakter vereint. Sie verletzt ausnahmslos alle, insbesondere diejenigen, die ihr nur Gutes wollen. Mit jeder Seite zerstört sie sich selbst damit ein Stück mehr. Das mag realistisch klingen, eine Art Selbstschutz vielleicht – lesen will ich es trotzdem nicht.
Das Buch in einem Wort? AUSSICHTSLOSIGKEIT
Versteht mich nicht falsch, ich lese auch gern mal schwere Kost. Die so richtig an die Nieren geht und nachhallt. Aber dann muss mir die Lektüre auch irgendetwas geben: Diskussionsanregungen, Stoff zum Nachdenken oder starke Charaktere. Aber nicht nur ausweglose Finsternis. Ich habe noch nie ein Buch ohne jegliche Hoffnung für sämtliche Charaktere gelesen. Völlige Düsternis, nicht ein Schimmer am Horizont. Und wenn sich doch mal einer zeigt, wird er sofort niedergetrampelt.
Damit liest sich das Buch wie der Kuss eines Dementors: es saugt jegliche positive Energie aus einem raus.
Analogie zu „Gesang der Flusskrebse“
Neben der unsympathischen Hauptfigur ist das der zweite große Unterschied zu den Flusskrebsen.
Einzige Gemeinsamkeit besteht in der mitlaufenden Kriminalgeschichte. Im Gegensatz zu dem großartigen Buch von Delia Owens ist diese hier jedoch ausgesprochen lahm. Lediglich zum Schluss bekommt sie überhaupt eine Art von Spannungsbogen.
Fazit
Ich habe das Gefühl, ich bin die Einzige, die dieses Buch nicht feiert.
Zu rotzig die Sprache, zu kaputt die Charaktere und der Plot zu 100 Prozent deprimierend.
Infos
Titel: Von hier bis zum Anfang
Autor: Chris Whitaker
Übersetzung: Conny Lösch
Verlag und Copyright: Piper
Seitenzahl: 448
Erscheinungsdatum: 01.07.2021
Preis: 22€ (Hardcover)